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Mieses Karma

Titel: Mieses Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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skeptisch.
    «Nein, ich will mit dem Band rhythmische Sportgymnastik machen», erwiderte ich leicht schnippisch.
    «Da steht was von Lebensgefahr», gab er zu bedenken.
    «Mir wäre lieber gewesen, das nicht zu wissen», sagte ich genervt und ging in Richtung Kirche.
    Daniel seufzte: «Frag mich mal», und folgte mir.
    Als wir in die Kirche eintraten, fiel das Vollmondlicht durch die alten Buntglasfenster und verlieh dem Gebäude eine wohlige
     Sommernachtsatmosphäre.
    Die Kirche war wunderbar schlicht, hier gingen vor Jahrhunderten keine venezianischen Dogen ein und aus, sondern ganz normale
     Leute, deswegen fanden Alex und ich sie ja damals auch so romantisch. Doch mittlerweile war sie so baufällig, dass überall
     Baugerüste standen, die seit langem verlassen wirkten. Anscheinend hatte die Stadtverwaltung beschlossen, dass diese Kirche
     den Aufwand nicht lohnte und das Geld lieber in Hochglanzbroschüren gesteckt werden sollte.
    |266| Ich betrachtete den Altar, und es war wie eine gedankliche Zeitreise: Ich sah mich als Kim, daneben Alex, wie er mir den Ring
     überstreifte, und ich erinnerte mich an den Kuss, den er mir gab   … die Erinnerungen waren so wunderschön und vermengten sich mit dem Schmerz, dass Alex mit Nina zusammen war, zu einem leisen
     traurigen Aufschluchzen.
    «Psst», sagte Daniel.
    «Ich lass mir von dir doch nicht das Weinen verbieten», pampte ich ihn an.
    «Das mein ich nicht   … hör doch.»
    Ich lauschte und   … tatsächlich, da war etwas: ein kleines rhythmisches Schnarchen. Ich hätte es überall auf der Welt erkannt, hatte ich es
     doch sowohl als Hund als auch als Ameise so genossen, es zu hören.
    «Lilly!»
    «Wer ist Lilly?», fragte Daniel.
    Ich antwortete nicht und rannte in Richtung des Geräusches.
    «Ich gewöhn mich langsam daran, keine Antworten zu bekommen», lakonisierte Daniel und folgte mir durch die Kirchenbänke in
     die erste Reihe. Dort lag Lilly zusammengerollt und schnarchte leise vor sich hin. Das Licht des Vollmondes fiel direkt auf
     ihr süßes Gesicht.
    Ich setzte mich neben sie und streichelte über ihre zarte Wange: «Hey, Kleines, wach auf.»
    Ihre Augen öffneten sich.
    «Mmmaria?», murmelte sie.
    «Ja, was machst du denn hier?»
    «Meine Mama und mein Papa haben hier geheiratet.»
    Ich lächelte tief gerührt, während sie von der Bank aufstand.
    |267| «Wer sind denn deine Mama und dein Papa?», fragte Daniel.
    Und noch bevor ich Lilly die Hand auf den Mund legen konnte, antwortete sie: «Alex und Kim Lange.»
    Daniels Kinnlade fiel ungefähr auf Unterschenkelhöhe.
    Er starrte mich an.
    «Äh   …», war der erste Laut, den er nach einer Weile formulieren konnte, und der zweite war auch nicht bedeutend artikulierter:
     «Häh   …?»
    In diesem Augenblick miaute Casanova hocherfreut. Und das nahm ich als Warnsignal, denn wenn er so miaute, konnte das nur
     bedeuten   …
    «Lilly, du hast uns einen Schreck eingejagt. Einfach so wegzulaufen, wir haben schon die Polizei alarmiert   …»
    Nina war da.
    «Was machen Sie denn hier, Maria?»
    Und Alex auch.
    Nun sah Alex, dass Daniel Kohn ebenfalls anwesend war: «Und was machen Sie hier?!?»
    «Äh   …», stammelte Daniel ein weiteres Mal. Alex’ Anwesenheit schien seine Gehirnprozessoren endgültig zur Kernschmelze zu bringen.
     Er richtete den Blick auf mich, so wie es Alex nun auch tat. Beide wollten eindeutig eine Erklärung.
    Es war das erste Mal, dass ich gerne eine Ameise gewesen wäre.
    «Hast du diese Frau hierhergebracht?», fragte Nina Alex in einer Mischung aus Eifersucht und Mordlust.
    Und jetzt hätte ich gerne meine Ameisensäurendrüse gehabt.
    «Ich   … hab sie nicht mitgebracht», antwortete Alex verwirrt.
    |268| «Haben Sie sie mitgebracht?», fragte Nina nun Daniel, der schwach nickte.
    «Das ergibt doch alles keinen Sinn», schimpfte Nina. «Was macht ein Promi wie Sie mit so einem Michelin-Weibchen?»
    Und jetzt hätte ich gerne eine Stalinorgel gehabt.
    «Ich   … ich begreif das alles hier nicht», stammelte Alex.
    «Ich schon», sagte Daniel.
    Wir alle starrten ihn an. Alex. Lilly. Nina. Ich. Kater Casanova.
    «Na, da bin ich aber mal gespannt!», fand Nina als Erste ihre Worte wieder.
    Und ich war es noch viel mehr.
    «Also, das mag sich alles verrückt anhören», begann Daniel, «aber   … sie liebt den Ehemann von Kim   … Und ich liebe sie   … So wie ich Kim geliebt habe   … Und sie taucht in unser aller Leben auf   … dabei ist sie

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