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Mieses Karma

Titel: Mieses Karma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Safier
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muss, was ein Kater tun muss.
    31
    Aus Casanovas Erinnerungen: Meinen ersten Körperkontakt mit Mademoiselle Nina hatte ich mir in meinen Tagträumen durchaus
     romantischer ausgemalt.

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    57.   KAPITEL
    Bumm-bumm-bumm. Kein Film, in dem mein Leben an mir vorbeilief.
    Bumm-bumm-bumm. Kein Nirwana, das mich in sich aufnehmen wollte.
    Bumm-bumm-bumm. Kein Licht, das mich umarmt.
    Bumm-bumm-bumm. Keine Gefühle von Liebe und Geborgenheit.
    Bumm-bumm-bumm. Nur mein Herz, das schlug.
    Wie lange hatte es das nicht getan? War ich noch in der Kirche?
    Ich machte die Augen auf und sah, dass ich wieder in dem strahlenden Weiß des Nirwana-Vorhofes lag. Und über mich beugte sich
     der nackte Buddha!
    «Au Mann, kannst du dir nicht mal was anziehen?», fragte ich.
    «Du bist auch nackt», lächelte Buddha.
    Das stimmte. Wir beide sahen so aus, als ob der Weight-Watchers-Kurs einen FK K-Ausflug veranstaltete.
    «Ich bin also schon wieder tot», stellte ich fest, während ich mich aufrappelte.
    «Nicht ganz», lächelte der Dicke.
    «Nicht ganz?», fragte ich skeptisch. «Nicht ganz tot ist wie nicht ganz schwanger.»
    «Er ringt noch um dein Leben.»
    «Wer?»
    |275| «Alex.»
    Ich war erstaunt. Und ich hoffte: Hatte Alex etwa eine Chance, mich wiederzubeleben?
    «Und   … gewinnt er?», fragte ich.
    «Sieh selber.»
    Buddha streckte mir seinen wabbeligen Bauch entgegen. Und bevor ich sagen konnte: «Uahh, das ist nicht sonderlich ästhetisch,
     und ich weiß, dass ich das eigentlich nicht sagen dürfte, weil ich auch ziemlich fett bin, aber bitte, bitte, bitte streck
     mir nicht deinen Leib so hin», verwandelte sich sein Bauch in eine Art Guckloch in die Kirche San Vincenzo.
    «Whoa, du hast einen eingebauten Fernseher», scherzte ich bemüht.
    Und je klarer das Bild, desto aufgeregter wurde ich: Alex und Daniel hatten anscheinend die Bretter, die auf uns Frauen lagen,
     abgetragen. Und während Lilly das alles ängstlich von ihrem Hochsitz aus betrachtete, rappelte Nina sich auf und blickte zusammen
     mit Daniel auf Alex, der verzweifelt versuchte, mich mit einer Herzmassage zu reanimieren.
    «Die Dicke   … hat mich gerettet   …», sagte Nina fassungslos.
    «Ja», hauchte Daniel beeindruckt.
    «Das   … das   … ist der Beweis», stammelte Nina.
    «Wofür?», fragte Daniel.
    «Dass sie nicht Kim ist. Kim hätte so etwas nie getan   …»
    Ich schnaubte verächtlich.
    «Sie hat recht», lächelte Buddha, «die Kim, die du einst warst, hätte das nie getan. Du hast dich sehr verändert.»
    Ich blickte ihn erstaunt an. Sein Bauch-Fernseher änderte das Programm: Ich sah, wie ich in meinem Leben als Kim Lange meine
     Moderations-Vorgängerin Sandra Kölling ohne Skrupel aus ihrem Job verdrängt hatte.
    |276| Das Bauch-Bild änderte sich, und ich sah nun, wie ich mir als Kim Lange schwor, nie wieder auch nur einen Fingernagel für
     eine meiner Redaktionsassistentinnen zu riskieren. Und dann schaltete der Bauch erneut um, und ich konnte mir plötzlich selbst
     als Meerschweinchen zuschauen. Ich stand auf der Straße in Potsdam. Es war der Moment, in dem der Renault Scenic auf Depardieu
     zuraste. Damals war ich nicht eine Sekunde lang darauf gekommen, Depardieu zu retten, so wie ich jetzt Nina gerettet hatte.
    «Ich bin anscheinend zu einer echten Gutes-Karma-Sammlerin mutiert», sagte ich.
    «Genau», bestätigte Buddha erfreut.
    «Ich hab es aber gar nicht absichtlich getan.»
    «Ich weiß. Umso besser ist es ja.»
    «Was?»
    «Du sammelst nun gutes Karma, ohne nachzudenken. Unter Einsatz deines Lebens. Und mit reinem Herzen!»
    Das berührte mich. Tief. Ich musste – trotz allem – stolz lächeln.
    «Und vor allen Dingen: Du bist bereit, für andere etwas Besonderes zu opfern!»
    Ich hörte auf zu lächeln. Buddha hatte recht: Um Nina zu retten, hatte ich mein Leben riskiert. Ein Leben mit meiner Familie.
    «Du weißt noch, was ich dir gesagt hatte, als du nicht ins Nirwana gehen wolltest?», fragte Buddha.
    Sein Bauch änderte wieder das Programm, schaltete zu unserer letzten Begegnung, kurz bevor ich in Marias Körper aufgewacht
     war: Ich stand vor dem nackten Buddha als nackte Kim Lange. (Gott, war ich dünn, und meine Schenkel waren echt schlank.) Er
     sagte zu mir: «So eine Chance gewähre ich dir nur ein einziges Mal.»
    |277| Buddha schaltete auf Standbild und verkündete: «Du gehst jetzt ins Nirwana.»
    «Da will ich aber nicht hin!», protestierte ich.
    «O doch, das willst du»,

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