Mika, Bascha
hilflos, übernimm
du die Verantwortung. Ich will auch nicht bedrohlich sein, will dir nichts
wegnehmen, weder Macht noch Privilegien. - Na, prima, dann sollst du sie auch
nicht haben!
Marion
Knaths kennt diese Klassiker aus der Weibchenkiste: »Kopf schief, leise Stimme
- das machen einige Mädchen und Frauen mit Vorliebe. Sie glauben, dann hat man
Erfolg, dann ist man keine Bedrohung, dann kriegt man Sachen leichter durch.
Sehr viele Mädchen lernen das spätestens in der Pubertät.« Marion Knaths hat im
Management eines großen Konzerns gearbeitet, sich dort durchgebissen und
gelernt, dass Frauen andere Wege offenstehen, wenn sie auf diese Masche
verzichten. Jetzt gibt sie als Coach in Hamburg ihre Erfahrung weiter - vor
allem an Frauen.
»Viele
Mädchen machen sich als Jugendliche schmal und klein und fangen an zu piepsen.
Dann strahlen sie aber keine Kraft aus, sie sind auch energetisch schmal und
wirken schwach durch die Stimme. Wie sollen sie sich mit diesem Auftreten später
mal den angemessenen Raum einnehmen?«
Mädchen
lernen das Bambi-Muster — was sie nicht lernen, ist dessen Tücke. Es ist eine
Sackgasse, an deren Ende die Falle gähnt. Denn irgendwann stoßen sie mit diesem
antrainierten Verhalten an Grenzen.
»Diese
Signale bringen Mädchen gar nichts mehr, wenn sie als kompetent, souverän und
durchsetzungsstark wahrgenommen werden wollen. Denn das Irre ist doch«, sagt
Marion Knaths, »ich kann heutzutage als junge Frau mit einem typisch weiblichen
Verhalten ein Spitzenabi machen, ich kann auch ein sensationell gutes Studium
hinlegen.« Bis zu diesem Zeitpunkt funktioniere das bei Mädchen oft noch
bestens, weil sie immer bestätigt würden, wenn sie diszipliniert, gehorsam und
fleißig sind. »Das heißt, bis zum Ende meines Studiums bin ich damit vielleicht
noch voll auf der Erfolgsspur. Und keiner sagt mir, dass es danach nichts mehr
bringt, dass mich dieses Verhalten anschließend massiv benachteiligt. Und dann
stehen sie frustriert da, diese jungen Frauen, denn vorher hat's ja auch
geklappt.« 12
Christiane
Nüsslein-Volhard ist auf die heutige Mädchengeneration gar nicht gut zu
sprechen. Im Gegenteil, sie wird richtig heftig, wenn sie an ihre Begegnungen
mit Schülerinnen der Oberstufe denkt. »Gucken Sie sich doch diese Mädchen mal
an! Erschreckende Beobachtungen macht man da«, sagt sie. »Alle blonde, lange
Haare, alle wahnsinnig geschminkt, in Stöckelschuhen und engen Hosen. Die
brauchen Stunden, bis sie in der Schule sind. Die verwenden so viel Zeit auf
ihr Äußeres, da bleibt nicht mehr viel für anderes.«
Vor
einiger Zeit wurde Christiane Nüsslein-Volhard von zwei Schülerinnen ihres
ehemaligen Gymnasiums interviewt. »Eigentlich wollte ich sagen: Geht mal aufs
Klo und wascht euch ab. Mit so was rede ich nicht! Ihr seid Aufziehpuppen. Und
die reden auch wie Aufziehpuppen. Totale Masken!«
Die
Mädchen kamen aus dem Biologieleistungskurs und standen kurz vor dem Abi. Klar,
dass sich die Biologin für ihren Berufswunsch interessierte. »Und da sagten
die doch glatt: >Ja, ja, ich will schon einen Beruf machen, doch, doch. Ich
weiß noch nicht so recht, was ich studieren will, aber irgendeinen Beruf will
ich schon machen. < Die haben so hohl dahergeredet wie die Sprecherinnen aus
dem Fernsehen!«
Als
Naturwissenschaftlerin lässt Christiane Nüsslein-Volhard nur bedingt gelten,
dass diese Mädchen sich bereits auf ein weibliches Muster fixiert haben, das
ihnen gesellschaftlich schmackhaft gemacht wurde. »Jetzt hören Sie mal! Die Mädchen
werden überhaupt nicht gesellschaftlich zugerichtet, die richten sich selber so
zu! Glauben Sie bloß nicht, dass es immer die Umwelt ist. Es sind die Mädchen,
es sind die Frauen selber! Und es geht schließlich auch anders. Es gibt
wirklich ausgezeichnete Studentinnen, die sich voll für ihr Berufsziel
engagieren und dieses dann auch erreichen.« 13
Die Gleichung
Die
kleine, rosawütige Tochter des Kollegen hatte sich ihren Stich bei den
Freundinnen im Kindergarten geholt. Freundinnen sind wichtig, für kleine
Mädchen und auch für die großen. Viele dieser Freundschaften werden sehr früh
geknüpft und halten Jahrzehnte. Selbst wenn in Filmen der Mythos von der dicken
Männerfreundschaft rauf und runter genudelt wird - für Frauen spielt die
Freundin eine weit wichtigere Rolle. Die Beziehung zu ihr ist meist
persönlicher und folgenreicher. Wenn also die Freundin im Kindergarten einen
rosa Rucksack bekommt, weil sie ihn bei
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