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Mika, Bascha

Mika, Bascha

Titel: Mika, Bascha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Feigheit der Frauen
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gesponnen
und wird hintenrum was ausgeheckt. Da fühlst du dich in einem Moment noch
sicher, und im nächsten bekommst du schon einen Pfeil in den Rücken.« 20
    Ob
Rivalität oder Aggression - beides gehört nicht ins klassisch weibliche Bild.
Also weg damit, denn noch immer geht der leichteste Weg zur Anerkennung für Mädchen
und Frauen über das traditionelle Muster. Das wird gesellschaftlich belohnt.
Wer die weibliche Rolle annimmt und beherrscht, kann mit Zustimmung rechnen,
das weiß schon jedes Kind. Egal, ob das kleine Mädchen als braves Prinzesschen
der Mama hilft oder das große als Bambi möglichst wenig die Klappe aufreißt.
Das Muster verspricht, einen erfolgreichen Weg ins Leben zu ebnen, positive
Bestätigung ist einem sicher. Warum also nicht diesen Weg einschlagen?
    Ansonsten
wird man bestraft. Dann bekommt das kleine Mädchen kein Lob und das große
keinen Mann.
     
    Der Checker
    Wie
erleben Mädchen und junge Frauen ihre Welt? Erotisiert? Hypersexualisiert?
Pornographisiert?
    Bloß nicht
prüde! Unter diesem Gruppendiktat tolerieren Mädchen heute erstaunlich viel.
Eine aktuelle Untersuchung der deutschen Landesmedienanstalten hat
herausgefunden, dass Pornographie für diese Generation etwas Selbstverständliches
ist.
    Knapp
siebzig Prozent aller Jugendlichen zwischen zwölf und neunzehn Jahren kennen
pornographische Videos. Darunter sind nicht ganz so viele Mädchen wie Jungs.
Pornos sind normal und gehören zum alltäglichen Medienkonsum. Mädchen finden
sie zwar häufig eklig, aber sie akzeptieren, dass Jungs Pornos gucken, weil die
ja »triebgesteuert und notgeil« sind.
    Und sowohl
Jungs wie Mädchen, so die deprimierende Erkenntnis der Wissenschaftler,
übernehmen das Geschlechtermodell aus den Pornos: Männer sind »coole Checker«,
Frauen sind »Schlampen«. 21
    Vor zwölf
Jahren hat die britische Autorin Natasha Walter den »neuen Feminismus«
ausgerufen, und damit das Bild einer jungen Generation selbstbewusster,
eigenständiger Frauen entworfen. Jetzt rudert sie zurück. Sie müsse sich
geirrt haben, als sie einen Abgesang auf den Sexismus schrieb, verkündet sie in
ihrem neuen Buch. 22 Der Sexismus sei nicht etwa tot, sondern in
monströser Form auferstanden - und zwar mit Hilfe von Frauen. Beleg dafür sei
der Umgang von Mädchen und Frauen mit ihrem eigenen Körper und die herrschende
Einstellung zu Pornographie.
    Für
Natasha Walter war die Befreiung der Sexualität einst ein Programm zu
weiblicher Macht und Emanzipation. Sie findet immer noch: »Zu strippen, viele
Sexpartner zu haben und sich Pornos anzusehen, kann auch Spaß machen.« Doch inzwischen
zeigt sich für sie: Die hypersexualisierte Gesellschaft wurzelt nicht nur in
der Ungleichheit von Mann und Frau. Sie produziert diese Ungleichheit ständig
neu. Der Anspruch auf Befreiung ist durch sexistische Werte überformt und in
sein Gegenteil verkehrt worden. Als Beispiel führt sie die Casting-Shows an.
Dadurch lernen Frauen, sich und andere nur noch über ihr Äußeres zu bewerten.
Wer nicht attraktiv genug ist, wird aussortiert.
     
    In die
gleiche Richtung, aber wütender als Natasha Walter, argumentiert ihre
Landsfrau Charlotte Raven. Hellsichtig und gnadenlos analysiert die bekannte
britische Kolumnistin die gesellschaftlichen Zustände. Und betrachtet erbost,
in welche Richtung sich das entwickelt, was einst Frauenbefreiung hieß. Sie
geißelt die Power-Attitüde, der sich viele Frauen verschrieben haben, als
reine Pose. »Wir sind hyperselbstsicher, hypersexuell und machen keinen Hehl
daraus, dass wir alles tun würden, was uns nach ganz oben bringt. Überzeugt
vom Mythos der Selbsterfindung, wähnt sich die Frau von heute im Glauben, ihr
Leben von der Wiege bis zum heutigen Tag im Griff zu haben.« 23
    Charlotte
Raven geht streng mit der selbstverliebten Promiskuität junger Frauen um. »Sie
benutzen Weiblichkeit doch nur als Werkzeug, um das zu bekommen, was sie
wollen, egal, was es sein mag.« Sie hat sich bereits über Natasha Walters erstes
Buch und ihre Thesen zum neuen Feminismus geärgert. Und findet, dass die
Kollegin den »freizügigen Lebensstil« junger Frauen auch heute nicht genügend
verurteilt.
    Fassungslos
verweist die Kolumnistin auf eine repräsentative Befragung in England. Da
haben ein Viertel der Mädchen gesagt, dass sie sich vorstellen könnten,
Stripperin zu werden. Charlotte Raven: »Viele dieser Mädchen tragen einen
Schild der Unverwundbarkeit vor sich her. In ihrem Unvermögen, Risiken

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