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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
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großen Stil investieren, also hat er einen Friseurladen auf dem Corso di Porta Romana gekauft, außerdem zwei Boutiquen – eine auf dem Corso Buenos Aires, die andere in einer Seitenstraße der Via Torino – und ein Parkhaus mit Stellplätzen für vierhundert Autos, Werkstatt und Tankstelle in der Via Stelvio. Außerdem hält er fünfzig Prozent der Anteile einer Immobiliengesellschaft hinter der Piazza Cinque Giornate und befindet sich in Kaufverhandlungen über ein paar Baugrundstücke auf dem Land, wo man einen Reitstall hinstellen könnte. Nina liebt Pferde.
    Die dané fließen in Strömen, komplett steuerfrei. Doch das ist nicht allein sein Verdienst; sie sind eine Bande und jeder leistet seinen Beitrag. Der Kopf der Finanzoperationen ist Romolino, »der macht selbst aus Scheiße noch Gold«, wie Vandelli gerne sagt.
    Der Mann aus der Comasina handelt immer noch mit Ersatzteilen, hat aber seinen Wirkungskreis erweitert, indem er in Apulien so gut wie neue Wagen für kleines Geld einkauft, um sie auf Hochglanz zu polieren und dann in dem Parkhaus für das Fünffache weiterzuverkaufen. Unterstützung bei diesen Geschäften erhält er von Pietra, Pinto und Gandula. Alle Mitglieder der Bande bekommen einen prozentualen Anteil am Gewinn. Ein Teil des investierten Geldes gehört ja schließlich ihnen. Eine Art Pensionsfonds für Zeiten, wenn die Geschäfte nicht mehr so gut laufen wie jetzt.
    Vandelli ist guter Dinge und lässt ihn machen; die Details interessieren ihn nicht, er weiß, dass niemand es wagen würde, ihn übers Ohr zu hauen. Hätte er nur den geringsten Verdacht, würde er sich nicht lange mit Anwälten aufhalten, um die Sache zu lösen, sondern gleich das Blei seiner Smith & Wesson zum Einsatz bringen.
    Das Einzige, worum er sich kümmert, ist die Geschäftsführung eines Ladens, der letztlich eine Geldwaschanlage und eine Zweigstelle für Hehlerei darstellt. Er befindet sich hinter der Via Torino und heißt ›Il Conguaglio‹, der Ausgleich. Er hat zwei Abteilungen: für Neues und für Gebrauchtes. Ein echter Bazar, auf dem sich Kleidungsstücke wie Hawaiihemden, Jeans und Schlaghosen gut verkaufen. Zeug, das Vandelli niemals tragen würde. Ein Teil der Ware ist regulär gekauft, ein anderer nicht. Die Hehler zahlen fast nichts für solche Art von Diebesgut, anders er, der daraus ein richtiges Geschäft gemacht hat.
    Im Laden arbeiten ein paar junge Mädels, und manchmal kommt auch Nina vorbei, um anzupacken. Genauer gesagt, um zu kontrollieren, denn die Damen sind schon mehr als einmal in Vandellis Bett gelandet.
    Er ist witzig und charmant mit ihnen, aber auch knallhart. Er macht ihnen von Anfang an klar: »Hier gibt es weder Kassen noch Quittungen. Ihr wisst, dass es für jedes Kleidungsstück einen Höchstpreis und einen Mindestpreis gibt. Versucht einzuschätzen, wen ihr vor euch habt, und gebt dem Stück einen passenden Preis. Nehmt euch, was ihr braucht, keiner kontrolliert euch. Ich kann nur hoffen, dass ihr intelligent genug seid, mich nicht zu bescheißen: Ihr würdet nie mehr einen Boss finden, der euch so behandelt und bezahlt wie meine Wenigkeit.«
    Nina wirft den Kopf zurück, als er sie auf den Hals küsst.
    »Was machst du da? Es könnte uns jemand sehen!«
    »Lass sie doch gaffen.«

Mord an der Cattolica
    1
    Der Anruf erreicht ihn um acht Uhr morgens, als er gerade die Badetasche fürs Meer packt. Bevor er abhebt, schaltet Santi das Radio und Lucio Dallas Lied 4 marzo 1943 aus, das gerade die Hitlisten anführt.
    »Antonio, ich bin’s.«
    »Ist was passiert? Ist Papà krank?«, fragt er alarmiert. Er kann sich nicht erinnern, dass seine Mutter ihn jemals so früh am Tag angerufen hätte.
    »Es schickt sich nicht, die Leute morgens vor dem Frühstück und abends nach dem Abendessen zu stören«, hatte sie ihm als Kind immer gepredigt.
    »Nein, nein, alles gut hier«, beruhigt sie ihn.
    Der Mann starrt auf die Koffer im Flur. Sie sind seit Tagen gepackt, seit Carla und die Kleine nach Forte dei Marmi abgereist sind. Den ganzen Juli über konnte Antonio sie nur am Wochenende sehen, eine Qual. Er betet es an, dieses kleine Wesen, und sie nicht zu sehen ist die reinste Folter für ihn. Ganz abgesehen davon, dass seine Frau ihm fehlt, mit der es wieder bestens läuft. Seit Beatrice’ Geburt ist Carlas Barrikadengeist merklich abgekühlt, wenn auch nicht ganz verschwunden. Ihr Ehrgeiz, die eigenen Argumente um jeden Preis durchzuboxen und die Welt zu einem besseren Ort zu machen, ist

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