Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
Vom Netzwerk:
schwieriger Raubüberfall, fast unmöglich, doch angesichts der Situation will er den Druck erhöhen. Er geht bis an die Grenze, wie er es vom Molosser gelernt hat.
    »Im Zentrum gibt es eine Bank, die jedermann für unangreifbar hält«, erklärt er. »Niemand hat sie je überfallen oder es auch nur versucht.«
    Alle zittern vor Ungeduld, bis er endlich herausrückt, worum es sich handelt.
    »Scheiße, Roberto«, stößt Pinto hervor, »ein Überfall auf den Credito Italiano auf der Piazza Cordusio ist so, als wollten wir die Marienstatue auf der Spitze des Doms klauen!«
    »Exakt. Und das werden auch die Bullen und die Zeitungen denken, wenn die Sache gelaufen ist. Wir werden sie lehren, uns auf den Füßen rumzutrampeln!«
    Es gibt noch eine Menge Probleme, die gelöst werden wollen, doch dieses Mal hat keiner der Bande Einwände, und so können sie gleich damit beginnen, die Schwierigkeiten abzuarbeiten.
    Vandelli breitet einen Stadtplan von Mailand auf dem Tisch aus und umkreist den Standort der Bank mit einem Filzstift, dann beginnt er zu reden: »Der erste Engpass entsteht durch die Lage. Die Bank liegt im Zentrum und bietet außerdem nur wenige Fluchtwege, sei es im Auto oder zu Fuß. Hinein kommt man von drei Seiten, seht ihr? Aber hinaus geht es wegen der Einbahnstraßen nur über diese Straße. Im Vergleich zu anderen Banken wird sie natürlich besser überwacht. Zwei bewaffnete Sicherheitsleute draußen und einer im Innern. Außerdem gibt es in der Nähe einige Konsulate und Büros von Fluggesellschaften, die permanent von Polizei und Carabinieri bewacht werden. Und als sei das alles noch nicht genug, weiß ich aus sicherer Quelle, dass dort häufig Zivilstreifen der Kripo und des Antiüberfallkommandos vorbeikommen.«
    Er macht eine beredte Pause, bevor er weiterspricht.
    »So viel zur Überwachung. Angenommen, alles geht gut und wir schaffen es bis hinein, dann müssen wir bedenken, dass der Überfall nicht wie gewohnt vonstattengehen kann, weil die Schalterhalle riesig ist; es gibt rund ein Dutzend Bankschalter und eine Menge Angestellte und natürlich entsprechend viel Publikumsverkehr. Das alles muss in Schach gehalten werden. Für so einen Überfall gibt es keine Vorbilder, wir müssen alles selbst erfinden!«
    Die Schwierigkeiten scheinen die Bandenmitglieder eher zu erregen als abzuschrecken. Allen voran Vandelli. Er kann es kaum erwarten, diesen Tempel zu entweihen.
    »Von heute an nehmen wir uns eine Woche Zeit, um die Lage zu checken und einen guten Plan auszuarbeiten, dann knacken wir die Bank und fahren mit dem erbeuteten Geld alle Mann in den Traumurlaub!«
    Als die fünf Gangster aus der Giulia steigen, sind sie nassgeschwitzt. Der Himmel über Mailand ist schmutzig blau, verhangen von Feuchtigkeit. Sie parken etwa zehn Meter von der Bank entfernt. Sie trennen sich und gehen in verschiedene Richtungen auseinander. Trotz der großen Hitze tragen sie Sportjacken. Darunter stecken ihre Waffen, die sie kurz vor Einfahrt ins Zentrum aus dem Kofferraum geholt haben.
    Vandelli betritt als Erster die Bank. Er trägt eine dunkle Sonnenbrille und stellt sich mit unbeteiligter Miene an der Schlange vor einem Schalter an. Kurz darauf kommt Pinto und gesellt sich in eine andere Schlange. Alle sind unmaskiert, auch Pietra und Romolino, die unauffällig hereingekommen sind und sich in der Nähe der Drehtüren postiert haben. Jetzt müssen sie warten, bis Gandula aktiv wird. Sie haben ihre Uhren synchronisiert. Fünf Rolex, Beutegut aus einem Überfall auf ein Juweliergeschäft auf dem Corso Vercelli, extra zu diesem Zweck.
    Zehn Sekunden. Der Countdown läuft. Bei null stülpen sich alle ihre Sturmhauben aus den Jackentaschen über das Gesicht.
    Gandula gibt das Kommando. Er zieht zwei P 38 unter der Jacke hervor und drückt sie den beiden Wachmännern vor der Tür in die Rippen, so dass niemand die Waffen sieht. Die zwei Männer rechnen mit allem, nur nicht damit, von einem Jüngelchen überrumpelt zu werden. Gerade noch rauchten sie in aller Ruhe ihr Zigarettchen, in der schönsten Überzeugung, dass es sowieso niemand wagt, eine so zentral gelegene Bank zu überfallen. Der Neuling hatte sich geradezu um diese Aufgabe gerissen; er ist besessen davon, Wachleute zu entwaffnen, weil er ihre Schießeisen als Trophäen behalten darf. Vandelli hatte zugestimmt.
    »Wenn du einen schaffst, schaffst du auch zwei«, hatte er gesagt. »Und im Notfall sind wir ja drinnen und kommen dir zu Hilfe, wenn etwas

Weitere Kostenlose Bücher