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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
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ausgesprochen, da waren unter ohrenbetäubendem Reifenquietschen vier Streifenwagen um die Ecke gebogen. Sie rasten in irrem Tempo an ihnen vorbei, ohne sie zu beachten. Einen Augenblick später war alles voll mit Blaulicht und jaulenden Martinshörnern.
    »Was zum Teufel ist hier los?« Esposito kam herbeigerannt.
    Aus der Ferne erklangen Schüsse.
    Vandelli bewahrte kühles Blut.
    »Die gute Nachricht ist, dass sie nicht nach uns suchen, da muss etwas Großes passiert sein. Für heute sind wir fertig. Wir räumen das Feld; ihr kümmert euch um die Autos und die Waffen. Ich lasse mich von den Mädchen heimfahren. Wir sehen uns in zwei Stunden auf der Piazza Tirana. Und versucht herauszufinden, was zum Teufel da passiert ist, verstanden?«
    14
    »Einer von vier, ganz mieser Schnitt.«
    Nicolosi könnte sich schwarz ärgern. Drei Täter sind ihm entwischt, nur Voletto sitzt in Gewahrsam. Einer statt alle, das wird ihm nicht gut bekommen. Was auch der Kriminelle flugs begreift, so dass die Polizei ihre rauen Manieren gar nicht erst unter Beweis stellen muss: Kaum setzt er den Fuß in das Vernehmungszimmer, beginnt er auch schon zu singen, was das Zeug hält. Finstere Blicke und Beamte, denen es in den Fingern juckt, das genügt ihm. Wenn Cavalieri das sähe, würde er ihn ohne mit der Wimper zu zucken abknallen. Und auch Nicolosi und Santi täten das am liebsten, wenn sie könnten: Niedertracht hat nirgends Freunde.
    Der Kriminelle hat das Bein verbunden und sieht ziemlich mitgenommen aus: Er musste mit fünf Stichen genäht werden, und ein guter Anwalt hätte dafür gesorgt, dass er sich im Krankenhaus erholt und nicht hier. Er hat viel Blut verloren und steht unter Schock: ideale Voraussetzungen für die Bullen. Abgesehen von den üblichen Drohungen, mit denen er seine Rede ausschmückt, will der Commissario eigentlich nur eins von ihm erfahren.
    »Sag mir, wo ich die anderen finde, oder wir prügeln dich tot!«
    Unverzüglich rückt Voletto mit dem Mailänder Versteck der Bande heraus. Nicht eine Ohrfeige braucht es, um seine Zunge zu lösen. Tragisch irgendwie: Die Kumpanei zu verraten, nur um sich eine Maulschelle zu ersparen.
    »Kein Rückgrat, diese Verräter«, meint der Commissario im Hinausgehen.
    Seine Mannschaft versammelt sich unten im Hof der Questura, bereit zum Einsatz.
    Antonio trägt den verbundenen Arm in der Schlinge; er hat Schmerzen und kann sich schlecht bewegen, dennoch schafft er es, sich mit einem Sprung zwischen seinen Chef und den Streifenwagen mit bereits laufendem Motor zu drängen.
    »Ich komme mit.«
    In seinem Blick erkennt Nicolosi eine wilde Entschlossenheit, so dass er ihm den Wunsch, bei der Verhaftung dabei zu sein, nicht abschlagen kann.
»Steig bei den anderen ein.«
    In Santis Wagen sitzen Agente Martinez und am Steuer Sovrintendente Mollica. Über Letzteren kursieren haufenweise Gerüchte; vor allem, dass er gerne Poker spielt und häufig die Spielhöllen des Mafioso Astangura frequentiert, der in seinen Kreisen nur ›das Engelsgesicht‹ heißt. Der Bulle ist schon etwas älter, steht kurz vor der Pensionierung. Von Falten gezeichnetes Gesicht und derbe Hände. Wie sein eigentlicher Name lautet, weiß niemand. Alle nennen ihn ganz amerikanisch Jimmy. So auch Santi.
    Sie begrüßen sich mit einem Kopfnicken und folgen dem Wagen mit Nicolosi, Rami und zwei weiteren Beamten.
    »Wo fahren wir hin?«, fragt Mollica.
    »Die Turiner festnehmen.«
    Jimmy wiegt fast unmerklich den Kopf. Die Turiner oder sonst wen, das macht für ihn keinen Unterschied. Er wartet nur auf das Schichtende, um sich wieder seinen nächtlichen Geschäften zu widmen, und er hofft, dass sie schnell fertig sind.
    Und tatsächlich braucht er nicht lange zu warten.
    In der Erdgeschosswohnung eines großen Palazzo in der Via Cambiasi in Lambrate treffen sie lediglich Liuzzi an. Erschrocken und unsicher, was tun, hat er sich in seine kleine Küche zurückgezogen und säuft billigen Whisky aus der Flasche. Seine Knarre liegt auf dem Küchentisch, zu weit weg, um schnell nach ihr zu greifen.
    Seine Augen glänzen, und er leistet keinerlei Widerstand.
    »Und du willst ein Gangster sein?«, fragt ihn Rami, während er ihn vor sich herschubst.
    »Ich war heute Morgen dabei«, erklärt der andere, wie um sich zu rechtfertigen.
    Nicolosi sieht ihn an und schüttelt den Kopf: von Cavalieri und seinem Vize keine Spur. Sie haben nur die kleinen Fische erwischt.
    Als die Streifenwagen wieder im Polizeipräsidium einfahren,

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