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Milano Criminale: Roman (German Edition)

Milano Criminale: Roman (German Edition)

Titel: Milano Criminale: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paolo Roversi
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Kugel in der Innentasche seiner Jacke auf, direkt am Herzen. Zusammen mit der, die sie ihm aus dem Arm operiert hatten.
    Carla fährt ihm mit der Hand über den Kopf.
    »Du kannst nicht ewig den Dingen nachgrübeln, du musst auch nach vorne schauen.«
    »Weißt du, in meinem Innern sitzt nun mal ein Irrender, aus seinen Fehlern muss ich lernen … Dann geht es vorbei.«
    »Natürlich geht es vorbei, Monsieur Valéry, getrieben sind wir und orientierungslos. Es ist ganz normal, was du fühlst.«
    2
    Durch das angelehnte Fenster weht der Geruch der Stadt. Blei und eisiger Wind.
    »Scheißkerl! Was fällt dir ein?«
    Vandelli kocht, und Vito, das Objekt seines Zorns, würde sich am liebsten ganz klein machen und im Aschenbecher des Wagens verkriechen, was bei seiner stattlichen Statur völlig undenkbar ist. Am Steuer sitzt Romolino, wettert gegen die Jungfrau und drückt das Gaspedal durch, während Pietra, auf der Rückbank neben Vito Esposito, sich das Lachen trotz der angespannten Atmosphäre kaum verkneifen kann.
    Sie rasen in einem geklauten Fiat 1400 wie die Irren über den Viale Montenero, auf der Flucht nach dem Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft. Dicht gefolgt von einem Streifenwagen, der sich langsam heranarbeitet.
    Der Überfall auf den Geldtransporter wurde bis auf weiteres verschoben, doch da sie pleite sind, musste ein zumindest theoretisch ›lockeres‹ Ding her, so Vandellis Worte. Die Sache war auch gut gelaufen und sie saßen alle schon wieder mit der Beute im Fluchtauto, als Vito auf die glorreiche Idee kam, sich aus dem Fenster zu beugen und auf die Schaufensterscheibe zu schießen, die in tausend Scherben zersprang.
    Eine übermütige Aufschneiderei, die die Aufmerksamkeit einer Polizeistreife auf sich zog, die gerade die Porta Romana kreuzte. Den Beamten war augenblicklich klar, was vorging, und sie nahmen unverzüglich die Verfolgung auf.
    »Was zum Teufel sollte das, bitte schön?«, fragt der Bandit vom Giambellino, während Romolino einen wahren Slalom zwischen Autos, Motorrädern und Fußgängern vollführt.
    »Die Besitzerin war eine Scheißkuh«, versucht Esposito sich zu rechtfertigen, »sie hat uns wie Dreck behandelt!«
    Da kann Vandelli sich nicht mehr beherrschen: Er beugt sich zu dem Mann nach hinten und schlägt ihm so fest mit der flachen Hand ins Gesicht, dass der Abdruck seiner fünf Finger zurückbleibt.
    »Was hätte sie denn deiner Meinung nach tun sollen, hä?«, bellt er ihn an. »Sich bedanken, dass wir sie komplett leerräumen?«
    Esposito verstummt. Jetzt blickt ihn auch Pietra böse an und fragt sich wieder einmal, warum in aller Welt sie immer noch dieses dumpfbackige Ungetüm mit sich herumschleppen.
    Romolino zückt inzwischen sein Fahrer-Ass und biegt vom falschen Ende in eine Einbahnstraße ein. Von der anderen Seite kommt ihnen ein Fulvia Coupé entgegen, dem der Comasina-Ganove glücklicherweise über den Bürgersteig ausweichen kann. Der Plattfuß im Verfolgerauto hat nicht ganz so gute Reflexe, so dass er und der Lancia einen schönen Frontalcrash hinlegen.
    Der Fiat 1400 rast unter dem Jubelgeschrei der Gangster davon. Sie bringen noch einige Kilometer zwischen sich und die Verfolger, immer auf Seitenstraßen, bis sie das Auto stehen lassen und auseinandergehen.
    »Wie viel haben wir gemacht?«, erkundigt sich Vandelli, bevor er in eine Straßenbahn springt.
    »Fünfhunderttausend in bar, plus Schmuck«, erwidert Pietra. »Wohin bringen wir es?«
    »Zum Hehler nach Ticinese. Und sag ihm, er soll uns dieses Mal einen guten Preis machen. Wenn er für alles zusammen nicht mindestens zwei Millionen zahlt, kippe ich das Zeug in den Naviglio.«
    Alle nicken.
    »Noch ein Letztes«, fügt er mit einem Fuß auf dem Trittbrett hinzu, »Vito geht heute leer aus. Damit er weiß, was ihm seine Scheißideen einbringen.«
    Der Riese brummt etwas vor sich hin, akzeptiert aber die Strafe. Die zwei Comasina-Jungs steigen in ein Taxi, ohne ihn eines Blickes zu würdigen, und verschwinden.
    Nur Esposito bleibt benommen auf der Piazza Duca d’Aosta zurück. Er braucht eine Weile, um zu sich zu kommen. Dann rappelt er sich auf und betritt die nächste Bar: Von der ganzen Aufregung hat er einen Bärenhunger.
    3
    »Komm, wir gehen ein paar Schritte.« Das sind Achille Piazzas erste Worte an seinem ersten Arbeitstag als Chef der Mailänder Kripo.
    Antonio sieht ihn überrascht an, sagt aber nichts. Schweigend folgt er ihm die Treppe hinunter. Knapp ein Monat ist seit ihrer

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