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Milas Lied

Milas Lied

Titel: Milas Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Keil
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konnte. Eisbärenmädchenblau. Doch sofort flogen ihre Finger zurück an die Saiten und der Pony wieder über die Augen, ihre roten Lippen bogen sich zu einem Lächeln und da begannen die Hände des Jungen auch schon über die Holzkiste zu tanzen. Erst leise, dann lauter. Die beiden verstanden sich blind, so viel stand fest. Theo hatte unterdessen sein Handy gezückt und tippte eifrig eine Nachricht. Vermutlich lotete er schon seine nächste Verabredung für diesen Abend aus. Eine ohne Fellmütze.
    Da umspielte plötzlich ein kühler Luftzug meine Arme, dann fühlte ich eine kalte Hand auf meiner Schulter. Ich drehte mich um und schaute in ein strahlendes Gesicht. Mila.
    »Da bist du ja«, hörte ich sie sagen und ihr Atem roch nach Pfefferminze.
    »Mila!«, rief ich.
    In ihrer weinroten Wollmütze glitzerten winzige Schneeflocken. Es schneite also schon wieder.
    Ehe ich Gelegenheit hatte, noch etwas zu ihr zu sagen, war Mila an mir vorbeigelaufen und zog eine kühle Pfefferminzwolke hinter sich her. Verdattert schaute ich ihr nach. Auf dem Rücken trug sie einen Rucksack, an dem ein paar dunkelblaue Schuhe baumelten, und über der Schulter hing ihr Gitarrenkoffer. Von hinten sah sie aus wie ein kleines Mädchen mit einem viel zu großen Schulranzen. Sie ging zur Bühne und wurde auf dem kurzen Weg dorthin von einigen Leuten begrüßt. Mila warf ein paar Worte hierhin und dorthin, stellte behutsam ihren Koffer am Bühnenrand ab, zog sich die Mütze vom Kopf und schüttelte ihr langes schwarzes Haar. Dann schälte sie sich aus ihrem grünen dicken Parka. Darunter trug sie ein schwarzes kurzes Kleid und hohe schwarze Stiefel. Schon scharten sich ein paar Leute um sie und versperrten mir die Sicht.
    »Mila Superstar?«, fragte Theo in diesem Augenblick und ließ sein Handy in der Hosentasche verschwinden.
    »Ja«, sagte ich und schaute ihn erwartungsvoll an. Ich rechnete fest mit einer weiteren Mützenbemerkung, doch sie blieb aus. Hatte es dem großen Theo etwa die Sprache verschlagen?
    So richtig glauben konnte ich das nicht. Mila gehörte nicht unbedingt zu der Sorte Mädchen, bei der ein Theo nach Luft schnappte. Woher ich das wusste, obwohl ich noch nie eines der Mädchen gesehen hatte, die Theo sonst so an- und abschleppte? Keine Ahnung. Aber Mila war weder Bambus noch Aloe Vera noch Milch und Seide. Schnee und Minze vielleicht. Überhaupt war Mila kein Mädchen, dessen Duft bis zum Morgen blieb. Woher ich das wusste? Keine Ahnung.

Um jedes wahre…
    Um jedes wahre Wort lässt du mich betteln. Wie lange soll das noch so gehen? Ich weiß doch längst, dass du nicht kommen wirst. Überallhin willst du mir folgen, hast du gesagt. Vielleicht ist Überallhin doch ein bisschen zu weit. Meine Stimme ist dein Segel, hast du gesagt. Aber was nützt ein Segel unter Wasser? Unter Wasser kann ich nicht für dich singen. Ich bin doch kein Wal.
    Du hast mich angelogen, als du gesagt hast, wir hätten dieselben Träume. Ich glaube, du träumst schon lang nicht mehr.
    Serjoscha, kleine Sonne, wann bist du untergegangen?
    Ich fliege Überallhin.
    Feigling.

Das Eisbärenmädchen ließ…
    Das Eisbärenmädchen ließ den letzten Akkord verklingen und verbeugte sich, während der Junge weitertrommelte. Die Fellmütze verrutschte keinen Millimeter. Das Mädchen darunter bedankte sich auf Englisch mit französischem Akzent bei uns für unser Kommen und bei Mutter Erde fürs Dasein im Allgemeinen, was ich ziemlich strange fand, aber was wusste ich schon. Vielleicht würde mein Kopf auf ähnliche Gedanken kommen, wenn ich ihm nur die richtige Mütze aufsetzte. Dann dankte sie mit einer weiteren Verbeugung dem Jungen auf dem Cajón, der mit einem Trommelwirbel parierte. Er sprang auf, hob kurz die Hand und kletterte von der Bühne. Die Leute klatschten und erst jetzt fiel mir auf, wie voll es inzwischen geworden war. Das Eisbärenmädchen zog ein weißes, geringeltes Kabel aus ihrer Gitarre und warf uns einen Luftkuss zu. Dann stieg sie von der Bühne, sehr graziös tat sie das, und im selben Augenblick sah ich Mila auf der anderen Seite die Bühne betreten. Mila-graziös. Ein Lächeln huschte mir übers Gesicht.
    Mila trat vors Mikrofon, blinzelte gegen den Scheinwerfer an und senkte den Kopf. Stand ganz still da in Schwarz. Das Gemurmel verebbte. Sie schaute kurz auf und lächelte. Wie aufs Stichwort begannen die Leute zu jubeln. Mein Herz schlug schneller. Vielleicht konnte dieses Mädchen Städte zähmen.
    »Guten Abend«, sagte

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