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Milas Lied

Milas Lied

Titel: Milas Lied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Keil
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auf dem Rückweg zur Bar umständlich die CD in der Anlage und rannte anschließend an einen der Tische, um ein leeres Bierglas abzuräumen. Und alles nur, damit ich nicht mit diesem Mädchen reden musste. Aber es redete mit mir.
    »Machst du das schon länger?«
    »Seit einem Monat«, erwiderte ich und ließ es wie eine Entschuldigung klingen.
    »Und, macht es Spaß?«
    In diesem Moment schwang die Tür zur Küche auf, Juliane kam heraus und stellte eine Tasse Tee vor uns ab. Das Mädchen legte die Finger um die Tasse und blies hinein. Dampf stieg auf.
    »Na ja, man lernt viele Leute kennen.« Das war irgendeine Antwort. Sie passte auf viele Fragen. Ich hatte also doch etwas von Evi gelernt.
    »Ich bin Mila.«
    »Du hast eine schöne Stimme«, sagte ich.
    »Und wie heißt du?«
    »Rike.«
    »Du hast schöne Hände.«
    »Danke.« Schöne Hände?
    »Ein Becks Lemon«, sagte eine Stimme, die zu einem sehr roten Mund gehörte, über dem ein Augenpaar mich dramatisch anblitzte.
    Nachdem ich mich nicht sofort in Bewegung gesetzt hatte, beugte sich die schwarzhaarige Frau auch schon über die Bar, als sei Becks Lemon ihr Trinkwasser und ich eine launische Oase.
    Ich spürte Milas Augen auf mir, während ich mich umdrehte und den Kühlschrank öffnete, nach einem Becks Lemon Ausschau hielt und Achim für seine Unordnung verfluchte, mein Blick dabei auf meine Hände fiel und ich nicht wollte, dass Mila das bemerkte. Ich spürte ihr Schmunzeln in meinem Rücken, an der Stelle zwischen Schlüsselbein und Hals, das war doch verrückt!
    Ich griff nach einer Flasche, die sehr kühl war und glitschig vom Kondenswasser, schloss den Kühlschrank und drehte mich wieder um.
    »Das macht drei Euro, bitte«, sagte ich zu der Schwarzhaarigen, ließ die Münzen in mein Portemonnaie fallen und riskierte einen Seitenblick auf Mila.
    Sie trank den letzten Schluck Tee und öffnete ihren Gitarrenkoffer. Er war innen mit grünem Samt ausgeschlagen, der ganz makellos und weich war, was ich komisch fand, weil die Gitarre so schäbig aussah. Als gehörten Gitarre und Koffer gar nicht zusammen.
    »Machst du das schon länger?«, fragte ich und hoffte, dass Mila die Frage verstand. Die ganze Frage. Durch U-Bahnen wandern, von einer Kneipe zur nächsten ziehen bei Nacht im Winter in Berlin für eine Tasse schwarzen Tee.
    »Hey, du kleiner Bandit, ich bezahl dich nicht fürs Rumstehen.«
    Oha. Achim.
    »Tisch drei verdurstet«, sagte er und ich spürte seine schwere Hand auf meiner Schulter. Er grinste breit und schief, ich spähte durch die Lücke zwischen seinen Schneidezähnen hindurch in ein tiefes, schwarzes Loch. »Sieben Jägermeister, fünf Pils, zwei Cola«, formten seine Lippen, aber plötzlich war der Ton weg. Nur noch die schmale, schwarze Lücke, die mich einsaugte und über der seine fleischige Oberlippe tanzte. Ich duckte mich unter seiner schweren Hand weg. Das Kitzeln im Nacken verriet mir, dass Mila mich immer noch beobachtete.
    »Du hast an Silvester in der U-Bahn gespielt«, rief ich ihr zu, als ich die Bestellung abgeliefert hatte.
    »Du warst mit deinem Freund unterwegs.«
    Sie konnte sich an mich erinnern? Mehr noch schmeichelte mir fast, dass sie Theo für meinen Freund hielt.
    »Ihr seid ein schönes Paar.«
    »Wir sind kein Paar, er ist nur mein Mitbewohner«, klärte ich das Missverständnis widerwillig auf.
    »Hast du keinen Freund?«
    Ihre Direktheit verunsicherte mich, genau wie die aufrichtige Verwunderung, die in ihrer Frage mitschwang. Ich schüttelte den Kopf. »Und du?«, spielte ich den Ball zurück.
    Mila schüttelte den Kopf. »Du solltest dich nicht so herumkommandieren lassen«, sagte sie dann und sah zu Achim hinüber, der am anderen Ende der Theke stand und uns keine Sekunde aus den Augen ließ. Aber die Musik war laut genug, dass er uns nicht hören konnte.
    »Er meint es nicht so.«
    »So geht man nicht mit Frauen um«, sagte Mila, während sie ihre Gitarre behutsam in den weichen grünen Bauch des Koffers legte.
    »So ist er zu jedem«, erwiderte ich schulterzuckend.
    »Man sollte sich nicht an die falschen Dinge gewöhnen«, sagte Mila und ließ die Verschlüsse des Koffers zuschnappen. Mit jedem Satz schien sie um Jahre zu altern, dabei war sie doch höchstens so alt wie ich.
    »Noch eine Minute und du bist gefeuert«, zischte Achim, der plötzlich neben mir stand, und starrte mir tief in die Augen.
    »Vielleicht könntest du ja mal hier auftreten, so richtig, meine ich«, sagte ich halb zu Mila, halb zu

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