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Milchbart (German Edition)

Milchbart (German Edition)

Titel: Milchbart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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magst?
    Nein, dachte Fanni. Aber mit Erdbeeren schmeckt sie wie Erdbeeren mit Quark, Erdbeeren mit Sahne, Erdbeeren mit Joghurt, Erdbeeren mit …
    Fanni!
    Man hat die Panna cotta um ihre Individualität gebracht.
    »Sehen Sie eine andere Lösung, Frau Rot?«, fragte Alexander.
    Die beste Lösung ist, die Panna cotta unverfälscht zu belassen, aber ein wenig Karamellsoße dazu zu servieren.
    Fanni!!! Willst du tatsächlich für verrückt gehalten werden?
    Sie nahm ihren Dessertlöffel und kratzte ein wenig von der weißen Masse ab. »Wenn wir unsere Paradigmen beibehalten, muss es eine Erklärung geben.«
    Alexander sah ihr befremdet zu, wie sie sich um eine Erdbeere herumarbeitete.
    Jetzt red mal vernünftig mit ihm!
    »Schau«, sagte Fanni, »wir haben doch beschlossen, uns gegenseitig zu vertrauen. Daraufhin hat jeder von uns versichert, Frau Bogner nicht umgebracht zu haben. Also ist das die Grundlage, von der wir ausgehen.«
    Hältst du es tatsächlich für eine geglückte Lösung, ihn mal zu duzen, mal zu siezen?
    Fanni ignorierte die Gedankenstimme.
    Alexander rieb sich sein bartloses Kinn. »Aber von dieser Grundlage aus scheint es keinen Weiterweg zu geben.«
    »Was nicht heißt, dass keiner da ist«, entgegnete Fanni. »Wir müssen ihn nur finden.«
    Alexanders aß schweigend seine Panna cotta und verschmähte auch die Erdbeeren nicht. Dann sagte er: »Die einzige Erklärung, die mir einfällt, ist, dass sich der Täter im Sprechzimmer irgendwo versteckt gehalten hat.«
    »In dem Bauernschrank beispielsweise«, stimmte ihm Fanni zu. »Wo immer Frau Bogners Mantel und etliche weiße Kittel hängen.«
    »Er hätte aber ziemlich lang dort ausharren müssen«, sagte Alexander.
    »Vor der Tat mindestens eine Stunde.« Fanni nickte.
    »Er hätte das Sprechzimmer nicht nur schon vor meiner Therapiestunde betreten müssen, sondern auch zu einem Zeitpunkt, zu dem Frau Bogner gerade nicht drin war«, gab Alexander zu bedenken.
    »Oder noch nicht«, sagte Fanni.
    Alexander ließ die Erdbeere zurückplumpsen, die er sich eben von Fannis Nachspeisenteller, den sie von sich weggeschoben hatte, angeln wollte.
    »Noch nicht!«, rief er. »Ich war Frau Bogners erster Patient heute Morgen. Sie fängt ja nie vor neun an. Bevor sie kam, hat sich ihr Mörder in den Raum geschlichen und im Schrank versteckt. Vermut…«
    »Wenn sich Frau Bogner nicht in ihrem Zimmer aufhält«, unterbrach ihn Fanni, »dann schließt sie immer ab.«
    Alexander machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das ist doch kein Hindernis. So ein simples Türschloss bekommt jeder auf. Der Mörder könnte sogar einen Generalschlüssel gehabt haben.« Er schaute Fanni beifallheischend an.
    Sie nickte. »Das lassen wir gelten. Was wollten Sie noch sagen?«
    Darauf musste sich Alexander erst besinnen. »Der Täter ist eingedrungen und hat sich versteckt«, wiederholte er dann. »Ja, richtig, vermutlich wollte er den Mord sofort nach Frau Bogners Eintreffen begehen, hatte aber keine Zeit mehr dazu, weil ich schon angeklopft habe, kaum dass sie da war. Deshalb musste er sich gedulden. Er hat stillgehalten und auf seine Chance gewartet.«
    »Die gekommen ist, als die Stunde zu Ende war und Sie das Sprechzimmer verlassen hatten«, vervollständigte Fanni den möglichen Ablauf. »Er hat Frau Bogner ermordet und sich dann wieder versteckt.«
    »Weil Sie angeklopft haben«, warf Alexander ein.
    »Weil ich angeklopft habe«, wiederholte Fanni versonnen. »Aber bis wann hat er sich versteckt? Nachdem Schwester Rosa –«
    Unser Gollum!
    »– eingetreten war, ist das Zimmer bestimmt keinen Augenblick mehr leer gewesen. Und als die Polizei eingetroffen ist, hat es wohl nicht lange gedauert, bis die Beamten anfingen, alles zu durchsuchen.«
    Fanni dachte eine ganze Weile nach und sagte dann entmutigt: »Diese Verstecktheorie hat eine ganze Menge Löcher. Selbst wenn man davon ausgeht, dass der Täter es irgendwie geschafft hat, sich zu verdrücken, bleiben noch genug Mängel übrig, um sie zu verwerfen. Man muss sich beispielsweise fragen, warum er die Tatwaffe nicht dabeihatte. War er so vermessen, zu denken, es würde sich schon etwas finden, mit dem sich sein Vorhaben ausführen ließe? Dass er dieses Drahtstück abgerissen und als Würgeschlinge benutzt hat, lässt doch eher auf Affekt schließen.« Sie unterbrach sich, weil Alexander seit einer Weile den Kopf schüttelte, und sah ihn fragend an.
    »Ich würde einiges darauf verwetten«, sagte er nun, »dass der

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