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Milchbart (German Edition)

Milchbart (German Edition)

Titel: Milchbart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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hinterließ, und sagte: »Natürlich hätte ich ihn gern zurück. Aber meinst du nicht auch, dass ich ihn Michaela überlassen sollte – bis auf Weiteres zumindest? Es kommt mir irgendwie so vor, als stünde er ihr zu.«
    Falls Sprudel anderer Meinung gewesen sein sollte, behielt er es für sich.
    Wehmütig ließ er den Blick über das Grundstück schweifen. »Was hat uns eigentlich hergeführt? Die Sehnsucht nach einer anderen Welt?« Seine Stimme klang gepresst.
    Ach Sprudel, dachte Fanni. Ich spüre ja, wie sehr du sie dir zurückwünschst, die Welt, die wir beide verloren zu haben scheinen. Aber vielleicht finden wir sie ja irgendwann wieder.
    Im Moment habt ihr allerdings keine Zeit dazu, danach zu suchen! Ihr solltet lieber zusehen, Marita Bogners Mörder auf die Spur zu kommen, bevor der Staatsanwalt Ernst macht und Fanni Rot einkassiert!
    Fanni mühte sich, der aufkommenden Angst Herr zu werden und klar zu denken. »Wir sind hergekommen, um den Sohn des Opfers kennenzulernen«, antwortete sie, »und möglichst viel über ihn und damit über die Tote zu erfahren.«
    Na, das hat ja toll geklappt!
    Fanni schüttelte unwillig den Kopf. »Zumindest wissen wir jetzt aus erster Hand, dass es zwischen ihm und seiner Mutter nicht zum Besten stand.«
    Was ihn als Verdächtigen ausweisen würde, wenn er es nicht so freimütig zugegeben hätte.
    »Seinem Verhalten am Telefon nach zu urteilen, ist Tillman mit jemandem liiert«, sagte Sprudel.
    Fanni nickte. »Warum habe ich das Gefühl, es müsste jemand aus der Klinik sein?«
    »Mit jemandem, der seiner Mutter womöglich ein Dorn im Auge war«, fuhr Sprudel fort, »was die Animositäten zwischen den beiden zum kritischen Punkt gebracht haben könnte.«
    Kein schlechter Ansatz! Vielleicht solltet ihr Tillman mal fragen, wo er sich gestern Morgen aufgehalten hat!
    Als hätte Sprudel die Gedankenstimme ebenfalls gehört, sah er zum Hauseingang hinüber. Tillman blieb jedoch verschwunden.
    »Lass uns gehen«, sagte Fanni und schlug den Rückweg zur Klinik ein.
    Auf dem Streckenabschnitt durch den Wald legte sie ein forsches Tempo vor, während sie über Tillman Bogner, Michaela Kofler und Alexanders Engel nachdachte. Sprudel lief schweigend neben ihr her.
    An der Grenze zum Park blieb Fanni stehen. »Wir haben eine Menge zu bereden, Sprudel.«
    Er schaute auf seine Armbanduhr und fragte dann hoffnungsvoll: »Bleibt uns eventuell noch Zeit …?«
    Fanni nickte ihm lächelnd zu. »Wir fahren nach Schwarzach, setzen uns in ein Café und sortieren unsere Informationen bei Milchkaffee und Kuchen.«
    »Bei dem Engelfigürchen, das Michaela Kofler angeblich gefunden hat, handelt es sich um Alexanders Talisman«, sagte Fanni, nachdem Sprudel für sie beide Latte macchiato und Sachertorte bestellt hatte. »Wir müssen herausbekommen, wie sie an den Engel gelangt ist. Alexander behauptet nämlich, er hätte ihn gestern Morgen im Behandlungszimmer von Frau Bogner liegen lassen – nur deshalb, sagt er, sei er noch mal zurückgekommen.«
    Sprudel schien sich gerade über etwas anderes Gedanken zu machen, denn er versäumte es, auf Fannis Worte einzugehen, und sagte: »Offen gestanden finde ich die Art und Weise, wie Frau Bogner versucht hat, die Zwangsneurosen in den Griff zu bekommen, ausgesprochen dubios.«
    »Immerhin«, entgegnete Fanni, »hat sie Alexander das Umarmen älterer Damen und Michaela das Stehlen ausgetrieben.«
    Sofern sie nicht wieder rückfällig werden!
    »Aber hat das denn auch wirklich etwas genutzt?«, wandte Sprudel ein. »In der Klinik lässt sich mit diesen halbwegs überwundenen Zwangsneurosen sicherlich gut zurechtkommen, aber wie soll das im Alltag funktionieren? Schließlich kann nicht alle Welt davon in Kenntnis gesetzt werden, dass Alexander harmlos ist, dass er niemanden anfasst, sofern seine Frage mit einem kategorischen Nein beantwortet wird. Und was passiert, falls Michaela einmal etwas von Wert findet und es behält? Dann macht sie sich der Fundunterschlagung schuldig und bekommt eine Anzeige an den Hals.«
    Da liegt der Sprudel aber echt richtig!
    »Du hast ja recht«, gab Fanni zu, »aber sei der Therapieansatz von Frau Bogner nun sinnvoll oder unsinnig, für uns ist das doch eigentlich nicht von Bedeutung. Wesentlich interessanter finde ich die Information, dass Hornschuh – laut Tillman, und nicht zu vergessen auch laut Schwester Helga – davon begeistert war, woraus folgt, dass der Krach zwischen ihm und Frau Bogner eher nicht auf eine

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