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Milchbart (German Edition)

Milchbart (German Edition)

Titel: Milchbart (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jutta Mehler
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sie Bertie Seibold zurückhaben oder ihn einfach nur von der Bogner weghaben wollte oder weil ihr die Bogner sowieso verhasst war.«
    Erneut nickte ihm Fanni bestätigend zu und fuhr dann fort: »A zwei klein c: Professor Hornschuh, der laut Schwester Helga vergangene Woche eine heftige Auseinandersetzung mit Marita Bogner hatte. Der Streit könnte sich zugespitzt haben, bis der Professor keinen andern Ausweg mehr sah, als die Bogner zum Schweigen zu bringen.« Sie verstummte.
    »Warum machst du nicht weiter?«, fragte Sprudel.
    »Weil die Liste komplett ist«, antwortete Fanni trocken.
    »Und Tillman? Er liegt doch offenbar mit seiner Mutter schon länger in Unfrieden als irgendwer sonst.«
    »Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen …«, begann Fanni, unterbrach sich jedoch und lenkte ein: »A zwei klein d: Tillman Bogner. Und damit ist Schluss.«
    »Nicht zwangsläufig«, entgegnete Sprudel. »Im Prinzip kommen sämtliche Patienten der Parkklinik in Frage. Womöglich hat Frau Bogner während der Therapie jemanden derartig unter Druck gesetzt, provoziert, bedrängt – was weiß ich? –, dass der sich nur dadurch davon befreien konnte, dass er sie beseitigt hat. Außerdem kommen auch sämtliche Angestellten der Klinik in Betracht und darüber hinaus noch Dutzende von Leuten, von deren Existenz wir keine Ahnung haben, die aber allesamt gute Gründe haben konnten, der Bogner nach dem Leben zu trachten.«
    Fanni dachte ein Weilchen über Sprudels Worte nach, dann sagte sie: »Hypothese B: Der Täter ist unter denen zu suchen, die ständig Zutritt zur Klinik haben, oder – etwas eingeschränkter formuliert – unter dem Krankenhauspersonal und den Patienten.«
    Mit einer kleinen Verbeugung signalisierte Sprudel sein Einverständnis.
    Ihr sitzt jetzt schon eine gute Stunde hier!
    Fanni wischte die Mahnung der Gedankenstimme weg, denn das Hypothesengebäude war noch nicht fertig.
    »B eins«, sagte sie, »der Täter war ein Mann.«
    Sprudel ließ ihre Hand los. »Auch eine Frau«, widersprach er, »besonders so eine kräftige, zupackende wie Schwester Rosa, hätte die Schlinge um Marita Bogners Hals problemlos zuziehen können, vor allem wenn das Überraschungsmoment auf ihrer Seite war.«
    Lässt sich nicht abstreiten!
    Fanni nahm einen Schluck von dem Mineralwasser, das Sprudel für sie bestellt hatte, und versuchte, sich die Szene auszumalen, die zu Marita Bogners Tod geführt hatte.
    Nach einigen Minuten Stille packte sie plötzlich Sprudels Handgelenk. »Wir liegen falsch, Sprudel. So kann es sich nicht abgespielt haben.«
    »Wie«, fragte Sprudel verdutzt, »wie kann es sich nicht abgespielt haben?«
    »Unser Hypothesengebäude«, begann Fanni zu erklären, »beruht darauf, dass der Täter ins Zimmer gelangte, nachdem Alexander fort war; dass er und Frau Bogner sich stritten, dass er in Wut geriet, sie erwürgte. Meinst du, das hätte sie sich ohne Gegenwehr einfach so gefallen lassen?«
    Weil Sprudel nicht gleich darauf antwortete, sprach sie hastig weiter: »Marita Bogner saß doch ganz friedlich in ihrem Stuhl, als ich ins Zimmer kam, nirgends waren Kampfspuren zu sehen, nirgends ein Hinweis auf ein Handgemenge.«
    Kampfspuren haben ja erst Fanni Rot und Alexander Pauß hinterlassen!
    Fanni senkte beschämt den Blick.
    »Gestern Morgen hat überhaupt kein Streit stattgefunden«, sagte Sprudel schlicht und streichelte mit der Linken ihre Hand, die noch immer seinen rechten Arm gepackt hielt. »Der Täter ist mit dem Vorsatz erschienen, Frau Bogner zu ermorden, und hat sie völlig überrumpelt.«
    »Überrumpelt«, echote Fanni. »Auch wer überrumpelt wird, hat noch Zeit, eine Abwehrbewegung zu machen.«
    Sehr richtig!
    Sie brüteten schweigend vor sich hin, bis Sprudel sagte: »Stell dir folgendes Szenario vor: Der Täter kommt – auf welche Weise auch immer –, nachdem Alexander fort ist, zu Frau Bogner ins Zimmer. Er und Marita Bogner unterhalten sich. Er tut nett und freundlich. Während des Gesprächs tritt er hinter ihren Stuhl, und bevor sie es sich versieht, hat sie die Schlinge um den Hals, die sich gnadenlos zuzieht.«
    »Denkbar«, erwiderte Fanni versonnen. »Ja, denkbar schon …«
    Erneut herrschte eine Zeit lang nachdenkliches Schweigen, bis Sprudel sagte: »Wir müssen Michaela Kofler unserer Verdächtigenliste hinzufügen.«
    Kleptomanski?
    Fanni nickte. »Weil sie im Besitz von Alexanders Talisman ist.«
    Sprudel sah sie fast verlegen an. »Dieser Umstand lässt eigentlich nur

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