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Milchfieber

Milchfieber

Titel: Milchfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Morgenstern
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Tür ist abgeschlossen, wird sie doch misstrauisch.“
    Lissy wusste sofort eine Antwort. Das war die Eigenschaft, die Horst vom ersten Moment an gefesselt hatte: sie wusste auf alles eine Antwort und war die Lage noch so schwierig: Lissy war die Beste, da war er sich ganz sicher. Und sie war das Beste, was ihm passieren konnte. Er beschloss, ihr jetzt zu folgen und alles so zu machen, wie sie es vorschlug, einen besseren Plan als sie würde er sowieso nicht entwickeln können, das wusste er.
    „Ich rufe sie an“, sagte Lissy bestimmt. „Ich richte ihr Grüße von Alex aus und sage, er ein paar Tage verreist. Es hätte so schnell gehen müssen, Geschäfte seien wichtig, dass er sie nicht hätte selbst anrufen können. Das wird sie ein paar Tage fernhalten. Wo eigentlich Klaus?“
    „Er ist mit seinem Fahrrad unterwegs“, erwiderte Horst und Lissy nickte zufrieden.
    Horst legte nach ein paar Minuten Schweigen linkisch den Arm um Lissys Schulter: „Es ist doch alles vorbei“, versuchte er sie zu trösten, aber er meinte eher sich selbst, „jetzt kann Alex dir nichts mehr antun.“
    „Du so stark und mutig gewesen“, Lissy drehte den Kopf und küsste Horst lange und ausgiebig, „ohne dich ich verloren gewesen sein.“
    „Wir müssen jetzt ganz stark zusammenhalten“, in Horst stieg wieder Panik auf und er fühlte einen Kloß im Hals, der immer dicker zu werden schien. „was machen wir jetzt?“
    „Wenn Klausi zurückkommt“, erwiderte Lissy, die sich wieder gefangen hatte und die ihre Tränen abwischte, „muss alles so ablaufen, wie immer. Dann merkt er bestimmt nichts. Dass Alex nicht zum Abendbrot da, ist ja nichts Ungewöhnliches. Du gehst jetzt Stall und melkst Kühe, ich in Garten. Wo ist Spaten? Und was wir mit Alex machen“, wieder fing sie bei seinem Namen an zu weinen, „überlegen wir uns heute Abend in Bett.“

Kapitel 10
    Die Angst begleitete Nina auf ihrer ganzen Fahrt durch das Dorf. Die Geschäfte waren schon geschlossen, es waren kaum noch Fußgänger unterwegs. Sie drehte sich dauernd um, aber der mysteriöse Radfahrer war und blieb wie vom Erdboden verschluckt. Als sie das Dorf verließ, um über das kurze Stück Landstraße zu Allmers Hof zu fahren, hoffte sie, dass noch ein paar Fußgänger oder Radfahrer unterwegs sein würden, aber weit und breit war niemand zu sehen. Es waren nur zwei oder drei Kilometer bis zu Allmers Hof, aber so viel Angst wie auf dieser kurzen Strecke alleine an Feldern und Hecken vorbei hatte sie noch nie gespürt. Sie ahnte, dass die Gefahr noch nicht vorbei war und als die Hofeinfahrt in Sichtweite kam, glaubte sie ihren Augen nicht zu trauen: in der Ferne fuhr ein massiger Mann auf einem Fahrrad und er schien dasselbe Ziel zu haben, nur dass er von der anderen Seite auf Allmers Hof zuhielt. Als sie sich ihm näherte, sah sie, dass das Rad gelb war.
    Nina wusste, dass sie vor dem Mann den Hof erreichen musste. Wenn er sie von vorne bedrängen würde, hätte sie wohl keine Chance gegen ihn. Sie strampelte wie besessen, um ihm zuvor zu kommen, aber alle Mühe schien vergebens, sein Weg war nicht annähernd so weit.
    Als plötzlich ein Auto neben ihr hupte, begann sie zu weinen. Sie sah verstört zur Seite, aber der Schreck wich der Erleichterung. Hans-Georg Allmers kam von einer Milchkontrolle und überholte sie ein paar hundert Meter vor seinem Hof. Die ganze Anspannung fiel mit einem Mal von dem Mädchen ab und sie konnte erleichtert ihren Tränen freien Lauf lassen. Dass er in der Hofeinfahrt anhielt, empfand Nina als Glücksfall, dass er sich jedoch angeregt und freundlich mit dem Radfahrer unterhielt, der schon an der Einfahrt auf Nina gewartet zu haben schien, verblüffte sie so, dass sie wortlos an seinem Auto vorbei auf den Hof fuhr. Vor der Haustür warf sie das Rad auf den Boden und rannte ins Haus. Weinend warf sie sich auf ihr Bett und überlegte, gleich morgen wieder nach Stuttgart zu fahren.
    Allmers klopfte besorgt an ihre Tür, als er ihr Weinen hörte.
    „Nina, das Abendessen ist fertig“, sagte er fürsorglich.
    Sie öffnete die Tür und sah ihn mit verheultem Blick an: „Wer war das?“ Allmers war ratlos: „Wer soll was gewesen sein? Was meinst du?“
    „Der Mann“, schniefte Nina, „mit dem du dich unterhalten hast, als du gekommen bist“.
    „Das war Klausi“, sagte Allmers, immer noch nichts ahnend. „Klaus Winkler, genannt Klausi. Was ist mit ihm?“
    Nina begleitete Allmers in die Küche, setzte sich an den Tisch und

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