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Milchfieber

Milchfieber

Titel: Milchfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Morgenstern
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Obduktion lagen ein paar Tage später auf dem Tisch des Hauptkommissars, der seine neue Kollegin in die Gepflogenheiten der Arbeit einwies:
    „Anweisungen von Allmers werden zügig bearbeitet.“ Er sah sie an und grinste. „Verstanden?“
    Kommissarin Schreiber schüttelte den Kopf.
    „Bei uns wird folgendermaßen gesteigert: zügig, langsam, schnell, sehr schnell. Haben Sie jetzt verstanden?“
    „Gibt es zwischen uns und der Staatsanwaltschaft ein gewisses Konfliktpotential?“, fragte die Kommissarin verunsichert.
    „Das haben Sie sehr schön ausgedrückt. Konfliktpotential. Aber nicht zwischen der Staatsanwaltschaft und uns, sondern nur zwischen dem Staatsanwalt Allmers und uns.“
    Die Ergebnisse waren eindeutig: Der Fundort der Leiche war nicht der Tatort, der Mann war schon ein oder zwei Tage tot gewesen, bevor man ihn anzündete. Er war nackt auf das Autodach gehoben, dann der mit Benzin oder einem anderen Brandbeschleuniger getränkte Innenraum des Autos angezündet worden. Verwertbare Fußspuren waren auf dem Acker nicht mehr zu finden, dreißig Feuerwehrleute hatten ganze Arbeit geleistet. Außerdem war die Todesursache eindeutig: Dem Mann musste mit einer Machete oder etwas ähnlichem der Kopf gespalten worden sein.
    Hans-Georg Allmers las im Tageblatt über den mysteriösen Toten, der auf einem Autodach angekettet verbrannt worden war, registrierte eher desinteressiert die Spekulationen über die Identität des Mannes und die Motive der Tat. Es gab keine Vermisstenanzeige, die Kleider und Papiere des Toten waren nicht aufzufinden und die Nummernschilder des Autos waren abmontiert gewesen.

Kapitel 12
    Klausi horchte in die Nacht. Aus dem Nebenraum hörte er die regelmäßigen Atemzüge seines Bruders, manchmal unterbrochen durch ein leises Schnarchen und die unruhigen Bewegungen von Lissy. Es war spät, er hatte Mühe gehabt, wach zu bleiben. Leise stand er auf, zog sich an und schlich sich aus dem Haus. In dieser Nacht, hatte er sich während der Stallzeit überlegt, könnte es gelingen. Aus dem Schuppen zog er sein gelbes Postfahrrad und fuhr langsam in die dunkle Nacht. Er nahm den Weg durch die Feldmark. Niemand sollte ihn sehen, er wusste, dass er etwas zu tun im Begriff war, was Horst ihm übel nehmen würde.
    Das Mädchen war ihm in den letzten Tagen nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Sie hatte so einsam auf dem Deich gesessen und er war sich sicher gewesen, dass sie genauso fühlte wie er. Er hatte ihr keine Angst einjagen wollen, was Hans-Georg Allmers ihm vorgeworfen hatte, war Blödsinn gewesen. Sie war nur so hübsch und hatte ihn an Lissy erinnert. Genau die gleiche Figur, die gleiche Haarfarbe und auch das Gesicht war so ähnlich. Dass er Lissy über alles liebte, durfte er seinem Bruder nicht sagen, er würde sicher sehr böse werden. Er hatte das Mädchen auch nur einmal berühren wollen, ihre zarte Haut spüren und ihr sagen, dass sie sehr hübsch sei. Er war immer noch sehr glücklich, dass er ihr so nahe gekommen war, außerdem gab es noch etwas, was seine Laune gehoben hatte in den letzten Tagen: Lissy hatte ihm erzählt, dass Alex ausgezogen war. Klausi hatte nichts gesagt, nur genickt. Er wollte nicht zugeben, dass er mehr wusste, als Horst und Lissy ahnten. Jetzt waren sie nur noch zu dritt und heute Nacht würde er dafür sorgen, dass er auch etwas hatte, an das er sich nachts schmiegen konnte. Dann wären sie zu viert auf dem Hof und alles würde gut werden.
    Die Fahrt dauerte länger als am Tag, denn obwohl er die Strecke genau kannte, traute er sich nicht, schnell zu fahren. Schließlich wurden die wenigen Lichter des Dorfes größer und die ersten Häuser der Siedlung tauchten aus dem Dunkel auf. Klausi stieg ab. Er wurde aufgeregt und er wusste, dass er dann manchmal Schwierigkeiten mit dem Gleichgewicht hatte. Er schob das Fahrrad durch die Hauptstraße des Dorfes, vorbei an den beiden großen Supermärkten und dem Reisebüro, vor dessen Auslagen er manchmal staunend stand. Da sprangen bildhübsche Mädchen in knappen Bikinis mit gut aussehenden jungen Männern über weiße Sandstrände. Als Kind begann für ihn der Traum vom Sandstrand hinter der Tür des Reisebüros und die jungen Frauen hinter der Theke waren identisch mit den Schönen auf dem Plakat. Er stellte sich dann vor, wie die Reisenden mit Koffern in die Tür traten und durch das Büro direkt zum Sandstrand gelangten. Dort wurde ihnen dann von den halbnackten Grazien jeder Wunsch erfüllt und das Meer

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