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Milchfieber

Milchfieber

Titel: Milchfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Morgenstern
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sah sprachlos zu, wie Lissy mit der Puppe tanzte.
    „Unser Fachmann für die Erotik“, zog sie Klaus auf, „er übt. Aber noch mit Plastikfrau.“ Sie begann zu lachen und drehte sich immer schneller im Kreis.
    „Du gemeine Kuh“, schrie Klaus weinend und versuchte Lissy die Puppe zu entreißen, aber sie war schneller und rannte um den Küchentisch.
    „Was mag sie denn am liebsten? Wenn du es ihr mit Mund machst?“ Sie streckte die Zunge heraus: „So?“
    Klaus warf den Tisch um und stürzte sich auf Lissy. Sie warf ihm die Puppe entgegen und brachte sich in Sicherheit.
    „Hast du das gewusst?“, rief Lissy lachend und atemlos, aber Horst konnte nicht antworten, ihre Bosheit hatte ihn völlig sprachlos gemacht.
    Klaus Winkler stand unbeweglich in der Mitte der Küche, hielt die Puppe umschlungen und war unfähig, sich zu bewegen. Erst als er bemerkte, dass seine Hose nass wurde und sich dunkel verfärbte, stürzte er aus der Küche.
    „Das machst du nie wieder!“, sagte Horst leise und drohend. „Nie wieder.“
    Aber Lissy ließ sich nicht beeindrucken:
    „Du hast mir gar nichts zu sagen“, erwiderte sie kalt. „Du hast ihn schließlich umgebracht, nicht ich.“
    Lissy hatte die Koffer schon vor die Haustür getragen, als Gerlach auf den Hof gefahren kam. Staunend betrachtete Horst Winkler Gerlachs neues Auto. Er saß betont lässig in einem schwarzen A6 und Winkler war sich sicher, dass das Auto neu war.
    Seine Schlitten werden immer größer, dachte Horst, seine Geschäfte müssen gut gehen. Als er noch Bauer war, hat er nicht annähernd so viel verdient.
    Gerlach ließ die Scheibe herunter und winkte Horst lässig zu sich heran.
    „Übermorgen bin ich wieder zurück“, meinte er mit gespielter Freundlichkeit. „Ich hoffe, wir haben dann keine Schwierigkeiten. Denke an meine Worte.“
    Nachdenklich sahen Horst und Klaus Winkler, der im Schatten des Hauses stand, dem abfahrenden Auto hinterher.

Kapitel 24
    Das Wurstmachen hatte Horst Winkler von seiner Mutter gelernt. Selbst die Königsdisziplin der Schlachter, das Pökeln und Räuchern von Schinken beherrschte er meisterhaft. Hätte er nicht den Hof übernehmen müssen, wäre er sicher Schlachter geworden, das war ihm schon immer klar gewesen. Dazu noch ein bisschen trommeln und sein Leben wäre perfekt gewesen.
    Horst Winkler verarbeitete lieber Schweine als Rinder, die Stücke waren handlicher und man musste das Fleisch nicht so lange abhängen lassen. Er arbeitete am liebsten alleine, nur sein Bruder durfte ihm ein wenig zur Hand gehen, indem er die Wannen mit dem Abfall beseitigte.
    Winkler verfütterte die Schlachtabfälle an seine eigenen Schweine. Es war zwar verboten, Schweine mit den Fleischresten ihrer Artgenossen zu füttern, aber Winkler fand, dass es den Tieren egal war. Sie schmatzten immer gleich, dachte er, egal ob Rind- oder Schweineabfälle im Trog waren.
    Klausi half ihm auch, wenn die größeren Teile aus dem Kühlhaus geholt werden mussten. Um ein Rind alleine zu zerteilen, benötigte Winkler einen ganzen Vormittag. Um Goulasch zu schneiden und die Fleischreste für Hackfleisch durch den Wolf zu drehen, den halben Nachmittag. An solchen Tagen musste alle andere Arbeit ruhen und so kam es, dass er dann manchmal erst spät abends mit dem Melken beginnen konnte. Bei Schweinen ging alles viel schneller, sie waren handlicher und das meiste Fleisch wurde verwurstet und musste nicht so exakt geschnitten werden wie bei den Rindern.
    Das Schwein, das er am Tag zuvor für Hella und Friedel Köhler geschlachtet hatte, hing vor ihm am Haken, ­säuberlich in zwei Hälften geteilt und wartete auf das scharfe Messer, mit dem er begann, den Schlachtkörper zu zerteilen. Er war nicht so versiert wie ein professioneller Schlachter, aber nach einer Stunde lagen die Teile, die er zum Wurstmachen benötigte, auf dem Tisch vor ihm.
    Er legte den Kotelettstrang und die Bratenstücke in eine Kiste, die Filets befreite er mit einem kleinen Messer von kleinen und kleinsten Überresten von Fett und Häuten. Die Edelteile wurden von Hella und Friedel an ihre Kinder verteilt.
    Horst war in seine Arbeit vertieft und bemerkte Peter Gerlach erst, als er in der Tür des kleinen Schlachthauses stand.
    „Du?“ sagte er erschrocken. „Ich denke, du bist in Polen.“
    „Das Denken war noch nie deine Stärke“, erwiderte Gerlach unfreundlich. „Aber vielleicht kannst du dir jetzt denken, warum ich gekommen bin.“
    Horst beugte sich über die Wanne mit

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