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Milchfieber

Milchfieber

Titel: Milchfieber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas B. Morgenstern
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Innereien, beäugte ausgiebig die Leber und die Nieren, nahm ein kleines Messer und säuberte die Zunge des Schweins und schwieg.
    Peter Gerlach trat an den Tisch und besah sich die Teilstücke, schwieg ebenfalls und Horst wurde es nach ein paar Minuten mulmig.
    Als Gerlach ein großes Messer in die Hand nahm, verlor Winkler fast die Fassung: „Leg das hin“, befahl er, „das ist kein Spielzeug.“ Gerlach ließ das Messer wie ein Fallbeil auf den Tisch fallen und durchschnitt die beiden exakt nebeneinander liegenden Filets in der Mitte. Horst war entsetzt. „Das sind Filets!“ stotterte er. „Die zerschneidet man nicht.“
    „Spielzeug“, erwiderte Gerlach ungerührt. „Spielzeug. Das musst gerade du sagen.“ Er hob drohend das Messer und hielt es Horst vor das Gesicht: „Es gibt da einen schönen Film“, meinte er und grinste. „Chinatown. Kennst du den?“ Horst wagte sich nicht zu bewegen, das Messer war direkt vor seiner Nase.
    „Ein schöner Film“, Gerlach fuchtelte mit dem Messer. „Da wird einem, der nicht zahlen will, die Nase aufgeschlitzt.“
    „Ich kann dir nur tausend geben“, sagte Horst heiser vor Angst. „Mehr habe ich nicht.“
    Gerlach schüttelte den Kopf: „Ich glaube“, er senkte die Stimme fast zu einem Flüstern, „da solltest du noch ein bisschen was draufpacken. Chinatown!“
    Horst rettete sich hinter den Tisch: „Ich habe nicht mehr, ich muss immer noch die Hochzeit abbezahlen. Ich kann dir jetzt nur tausend geben.“
    Horst Winkler schloss vor Schreck die Augen, als Gerlach das Messer mit der Spitze in den Tisch rammte: „Ich gebe dir noch zwei Tage. Übermorgen bin ich wieder hier.“
    Als er sich zum Gehen wenden wollte, nahm Horst seinen Mut zusammen: „Du kannst mir Lissy sowieso nicht mehr wegnehmen, wir sind verheiratet.“
    „Bist du vollkommen übergeschnappt? Willst du pampig werden?“, schrie Gerlach und fegte mit einem Schwung das Fleisch von der Platte. „Was bildest du dir eigentlich ein, du miese kleine Ratte?“
    Horst schnappte sich das Messer und hielt es drohend vor sich:
    „Mach keinen Schritt weiter!“, sagte er voller Angst, aber Gerlach ließ sich nicht beeindrucken. Er ging auf Winkler zu, als ob der kein Messer in der Hand halten würde, machte einen Satz nach vorne, warf den Tisch um und stürzte sich auf ihn. Horst versuchte auszuweichen, stolperte dabei über das auf dem Boden verteilte Schweinefleisch, verlor das Messer, rutschte auf dem fettigen Boden aus und schlug der Länge nach hin. Gerlach trat ihm mit aller Kraft zwischen die Beine, so fest, dass Winkler aufjaulte.
    „Du und deine kleine Nutte“, zischte Gerlach und spuckte auf das Fleisch, das kreuz und quer auf dem Boden lag, „die steigt doch mit jedem ins Bett, der genug zahlt, du Idiot.“ Er drehte sich um und ging zur Tür.
    „Du Schwein!“, schrie Horst, Gerlach fuhr erschrocken herum und als er sah, dass sich Horst das Schlachterbeil geschnappt hatte, versuchte er sich umzudrehen, aber bevor Horst ihn erreichen konnte, rutschte er auf dem schmierigen Boden aus, stolperte und schlug mit dem Kopf an den Türrahmen Er fiel rücklings auf den Kachelboden. Als sein Kopf aufschlug, meinte Winkler ein Krachen zu hören, wie von berstenden Knochen.
    Plötzlich war es totenstill, nur Horst Winklers keuchendes Atmen war zu hören. Er stand, das Beil in der Hand, über Gerlach gebeugt, sah verwirrt auf den leblosen Körper und war sich sofort sicher, dass er tot war.
    ‚Diesmal darfst du nicht weglaufen‘, schoss ihm plötzlich durch den Kopf. Lissy! dachte er. Warum ist sie nicht da? Sie hätte wieder eine gute Idee gehabt.
    Er sah durch das kleine Fenster auf den Hof und beobachtete die Umgebung. Niemand schien etwas bemerkt zu haben, alles war ruhig. Auf der Nachbarweide grasten ein paar friedliche Kühe, in der Ferne sah man einen Trecker, der seine Runden zog, auf der weit entfernten Landstraße ab und zu ein Auto.
    Plötzlich stand sein Bruder vor ihm, sah erstaunt in den kleinen Schlachtraum. Als er Gerlach entdeckte, fragte er:
    „Ist er tot?“
    Horst zuckte mit den Schultern.
    „Was machen wir mit ihm, wenn er tot ist?“ Klaus bückte sich zu Gerlach und tätschelte ihm auf die Wangen. „Vielleicht ist er tot.“
    „Wir warten ein bisschen“, erwiderte Horst Winkler, „vielleicht wacht er dann ja auf.“
    Klaus nickte. Er begann die Unordnung zu beseitigen. Als er fertig war, war Gerlach immer noch nicht aufgewacht.
    „Willst du Wurst machen?“,

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