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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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Eicher.«
    »Groß, klein, alt, neuer, ein, zwei oder drei Zylinder, mit Frontlader, mit Hydraulik, i hab alles. Für was brauchst du den denn?«, fragte Botzenhard, der allmählich Vertrauen zu fassen schien, immerhin war er bereits wieder beim ungezwungenen »Du« angekommen.
    »Für … für’s Holz eigentlich«, log Kluftinger.
    »Soso, also doch mit Frontlader?«
    Maier mischte sich ein: »Nein, wir brauchen keinen Frontlader, keine Raupe oder so etwas, einen Traktor suchen wir. Fürs Holz. Einen kleinen. Keinen Radlader.«
    »Was? Weischt nicht, was ein Frontlader ist? Und du willst einen Traktor fürs Holz? Da, das ist ein Frontlader. Das, was vorn am Traktor ist, das Gestänge mit der Schaufel. Ein hydraulischer Lader halt! Ja du wärsch gut, einen Radlader hab ich nicht.«
    Maier wurde klar, dass er etwas Unpassendes gesagt hatte. Sein Chef versuchte, es auszubügeln, warf Maier aber vorher einen wütenden Blick zu: »Er ist für mich, der Traktor. Mein Bekannter ist nur gerade bei mir zu Besuch und ist schnell mitgefahren.«
    »Soso. Ein Eicher mit Frontlader. Ein kleiner. Da hab ich grad keinen. Aber einen alten Porsche, den könntest haben. Der wär’ klein. Hat aber kein Verdeck. Der wär’ net teuer. Komm, ich zeig’ ihn dir, der steht hinterm Haus.«
    Sie bogen ums Hauseck und Botzenhard führte sie zu einem ehemals roten Traktor, der von Rost überzogen war.
    »Aha«, heuchelte Kluftinger Interesse, »hat der noch TÜV?«
    »Na, TÜV hat der keinen, den musst du halt machen. Ein bisschen was muss man da schon richten.«
    Maier sah den Moment gekommen, sein Glück noch einmal zu versuchen und mischte sich erneut ins Gespräch ein.
    »Und die Abgase? Hat der schon eine Abgasreinigung? Der ist ja offen, da sitzt man ja dauernd im Qualm.«
    Nicht nur Botzenhard, auch Kluftinger überging diese Frage einfach.
    »Und das Baujahr?«, fragte Kluftinger weiter.
    »Ein Achtundfünfziger ist das, zwei Zylinder, luftgekühlt. Da hab ich mal einen Deutz-Motor eingebaut, der läuft schon.«
    »Wissen Sie, Herr Botzenhard«, Kluftinger blieb trotz des offensiven Duzens seines Gegenübers beim »Sie«, »eigentlich wollte ich einen Eicher. Ich hab am Nachbarhof vorher einen hinter der Scheune stehen sehen.«
    »Ja, das ist ein alter Sechzehner Einzylinder. Den hab ich aber auch.«
    Kluftingers Versuch, das Gespräch wieder auf den anderen Bauernhof zu lenken, war zunächst misslungen. »Und der da unten, wem gehört der denn? Vielleicht könnte man den auch haben?«
    »Wieso denn unbedingt den da unten? Der gehört schon jemandem. So, jetzt schaust dich halt hier bei mir noch um und dann überlegst du dir, was du eigentlich für einen Traktor suchst. Ich bin jetzt im Stall. Ich hab nicht ewig derweil für euch. Kommts halt wieder, wenn ihr wisst, was ihr wollt.«
    Botzenhard wurde ungemütlicher. Er ging zum noch immer laufenden Traktor, schaltete ihn aus und begab sich in den Kuhstall. Da Kluftinger bemerkte, dass Botzenhard dort am Fenster stehen blieb, sah er sich die weiteren Maschinen im Hof genauer an, wobei er gestenreich vorgab, mit Maier darüber ein Gespräch zu führen. Maier spielte mit, setzte sich auf einige Maschinen und drehte etwas am Lenkrad.
    »Jetzt am besten noch ›Brumm, brumm‹ machen! Nicht so übertreiben, Richard«, zischte Kluftinger.
    Als er bei einem blauen Traktor, auf dem der Schriftzug »Tiger« prangte, die Motorhaube öffnete und interessiert hineinsah, schien Botzenhard beruhigt und zog sich vom Fenster in das Innere des Stalls zurück.
    »Kein Wort mehr, Richard. Sonst nimmt der uns die Traktorkäufer nie mehr ab«, schnautzte Kluftinger sofort seinen Kollegen an, was dieser mit einem devoten Nicken quittierte.
    Eine Weile streiften die beiden noch zwischen den alten Maschinen herum, dann ging Kluftinger zu Botzenhard in den Stall. Maier ging wortlos zum Auto.
    Botzenhard warf gerade Heu aus dem oberen Stock durch eine Luke nach unten. Kluftinger wartete vor dem kleinen Haufen die nächste Ladung ab und rief dann hinauf: »Herr Botzenhard? Eine Frage!«
    Botzenhard kauerte ungelenk oben an der Luke und fragte mit einem Grashalm im Mund: »Ja? Hast was gefunden?«
    »Ja, der Tiger, was soll denn der kosten?«
    »Der Zweizylinder? Mei, müsst mer halt reden. Brauchst einen Gummiwagen auch dazu?«
    Kluftinger wusste aus seiner Heuernte-Erfahrung, dass die Bauern die Anhänger immer so genannt hatten, weil sie – im Unterschied zu den alten Pferdekarren, die noch auf Holzrädern

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