Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
Vom Netzwerk:
halten.
    »Dir geb’ ich schon dein Kulinarium«, sagte Kluftinger laut, als er die Wurstreste, die er gefunden hatte, auf ein Holzbrett klatschte. Und er gab sich große Mühe dabei, es auch so aussehen zu lassen. Den Rettich, den er im Gemüsefach liegen hatte nahm er heraus und legte ihn in die Besteck-Schublade. Am Schluss würde dem Langhammer noch einfallen, im Kühlschrank nachzusehen, ob er noch was anderes da habe. Da müsste er schon früher aufstehen. Immerhin legte er sich mit einem Kriminalkommissar an. Mit einem Kriminalkommissar, dem nicht einmal eine einzige Ausrede einfiel, schränkte er bitter ein.
    Es klingelte. Kluftinger sah auf die Uhr. Zu früh kam er also auch noch: Seit dem Telefongespräch waren höchstens fünfzehn Minuten verstrichen. Er öffnete die Tür.
    Alles was er sah, waren zwei Beine, die unter drei braunen Papiertüten hervorlugten, aus denen allerlei Grünzeug quoll. Die Tüten senkten sich und Langhammers Gesicht kam zum Vorschein. »Gebt gut acht, ich hab euch auch was mitgebracht«, sagte er und die Augen hinter seiner viel zu großen Brille strahlten. Sie strahlten auch noch, als sie Kluftinger musterten und sich der Arzt mit der Bemerkung »Na, Sie hätten sich aber nicht extra fein machen müssen« an dem Kommissar vorbeidrängte. Da war es wieder. Dieses Gefühl, ertappt worden zu sein. Etwas falsch gemacht zu haben. Kluftinger schnaubte und folgte Langhammer in die Küche.
    »Gehen Sie doch ruhig schon mal vor«, bemerkte der Hausherr schnippisch, was der ungebetene Gast jedoch überhörte. Stattdessen strahlten seine Augen immer noch, als er die Taschen hinstellte, mit beiden Händen darauf zeigte und sagte:
    »Lauch-Quiche à la Langhammer.«
    Kluftinger schwante Böses: Der Arzt wollte damit wohl sagen, dass sie sich aus diesen Zutaten nun so ein Lauch-Dings zubereiten würden. Vor seinem geistigen Auge strich er schon mal den Liegestuhl, strich den lauen Sommerabend auf dem Balkon und die Zigarre. Das hier würde dauern.
    »Bitte putzen und in feine Scheibchen schneiden!« Mit diesen Worten drückte Langhammer dem Kommissar zwei Stangen Lauch in die Hand.
    Kluftinger gefiel sein Ton nicht, aber innerlich hatte er bereits resigniert. Langhammer würde diese Wohnung nicht verlassen, bevor er sich nicht den Bauch vollgeschlagen und ihm nebenbei sicherlich auch ein paar seiner gefürchteten Anekdoten aufgetischt hatte. Da konnte Kluftinger sich auch ebenso in sein Schicksal fügen und tun, was man ihm auftrug. So würde es wenigstens schneller gehen.
    Kluftinger drehte also den Wasserhahn auf, nahm den Spülschwamm und fing an, den Lauch abzuwischen.
    »Und was soll das wohl werden, wenn’s fertig ist?«, fragte Langjammer hinter ihm.
    »Na, ich denke, ich soll den Lauch putzen …?«
    Langhammer brach in schallendes Gelächter aus. »Köstlich, Herr Kluftinger. Ganz köstlich. Sie haben doch richtig Humor.«
    Es dämmerte Kluftinger und schnell stimmte er in das Gelächter mit ein. Er wollte sich auf keinen Fall vor diesem Biolek für Arme eine Blöße geben. Dennoch erinnerte er sich nicht mehr genau, wie man den Lauch denn nun »putzte«. Dass es nicht mit dem Spülschwamm funktionierte, das konnte er sich nun zusammenreimen. Denk nach, das hast du schon mal gesehen, zwang er sich selbst, ruhig zu bleiben. Und dann dämmerte es ihm: Er musste die äußeren Lagen abziehen, der Länge nach aufschneiden und dann die einzelnen Blätter waschen. Das hatte er bei seiner Frau gesehen. So ersparte er sich wenigstens diese Peinlichkeit. Und im Laufe dieses Abends würde noch so manche auf ihn warten, da hatte er keinen Zweifel.
    »Ich hab uns hier einen ganz feinen Küchenwein mitgebracht«, eröffnete Langhammer die zweite Runde des Kochduells, wie Kluftinger den Abend für sich schon betitelt hatte. Er musste doch genau wissen, dass Kluftinger keinen Wein mochte.
    »Ein französischer Rosé, der wird unseren Gaumen perfekt auf den lukullischen Genuss vorbereiten.« Mit diesen Worten reichte er Kluftinger ein mit nur wenigen Schlucken gefülltes Glas und prostete ihm zu. Kluftinger hatte bereits zum Trinken angesetzt, wurde in seiner Bewegung aber von Langhammer gestoppt, der erst seine nicht gerade kleine Nase im Glas versenkte, den Wein inhalierte und dabei das Glas gegen den Uhrzeigersinn schwenkte. Der Kommissar stutzte kurz, hob ebenfalls sein Glas, sagte »Ex oder Hosen runter!« und leerte es in einem Zug. Dann widmete er sich wieder seinen Lauchstangen.
    Eine ganze

Weitere Kostenlose Bücher