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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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meine …«, stotterte Maier.
    »Na dann ist ja gut«, sagte Kluftinger und schlug seinem Beifahrer kumpelhaft auf die Schulter. »Wir können den Hof jetzt keine Sekunde mehr aus den Augen lassen, das siehst du sicher ganz genauso, oder?«
    Maier biss die Zähne zusammen. Er schien nach einer passenden Antwort zu suchen. Die wartete sein Chef gar nicht erst ab. »Du hast doch das kleine Eschenwäldchen gesehen? Postier’ dich da, da sieht dich keiner. Ich schick’ die Kollegen mit einem zweiten Wagen zu dir. Du kannst sie ja dann einweisen. Alles klar?«
    Resigniert rang sich Maier ein »Ja, alles klar, prima« ab, machte aber keine Anstalten, auszusteigen.
    »Also dann«, forderte Kluftinger ihn wenig dezent auf.
    »Du meinst es ernst, oder?«
    »Richard, genieß’ den Tag an der frischen Luft. Du findest schon ein bequemes Plätzchen. Du bist doch ein Polizeibeamter, oder? Und wenn was ist, meldest du dich bitte gleich per Handy.«
    Kluftinger gab sich alle Mühe, sein Grinsen so lange zurückzuhalten, bis der mit hängenden Schultern allein am Straßenrand stehende Maier ihn nicht mehr sehen konnte.
     
    ***
    Als Kluftinger zu Hause war, fühlte er sich gut. Den Umständen entsprechend, jedenfalls. Denn Lutzenbergs Tod steckte ihm noch immer in den Knochen. Und dabei war es ihm egal, ob Lutzenberg selbst vielleicht ein Mörder war. Er glaubte daran, dass das Gesetz die einzige Instanz war, die eine Strafe verhängen durfte.
    Trotzdem fühlte er sich an diesem Abend für seine Verhältnisse geradezu beschwingt. Er zog sich seine bequeme Jogginghose an, streifte sich ein altes T-Shirt über und ging barfuß Richtung Küche. Er grinste: Wäre seine Frau jetzt hier, hätte er nicht so herumlaufen dürfen. Eigentlich war er im Moment sogar ein klein bisschen froh, dass er allein war. Der Gedanke bescherte ihm aber sogleich ein derartig schlechtes Gewissen, dass er sich vornahm, Erika auf der Stelle anzurufen. Das Klingeln des Telefons kam ihm zuvor.
    Lächelnd nahm er den Hörer ab. Er konnte sich schon denken, dass es seine Frau …
    »Hallo, Herr Kluftinger. Langhammer hier.« Kluftingers Lächeln gefror.
    »Na, Sie alter Strohwitwer? Alles im Lot auf’m Boot?«
    Kluftinger räusperte sich: »Schon.«
    »Ich dachte, wir zwei machen uns heute mal einen kulinarischen Abend, was halten Sie davon? Das haben uns unsere besseren Hälften ja geradezu befohlen.«
    Hurament, schoss es Kluftinger durch den Kopf. Nicht heute. Bitte nicht heute. Wo er sich doch so auf einen gemütlichen Abend gefreut hatte. Wo er mal wieder die laue Sommernacht dazu nutzen wollte, im Liegestuhl auf dem Balkon irgendwas zu lesen. Und – vielleicht, wenn er ganz viel Lust hätte – eine Zigarre zu rauchen. Kluftinger wurde von einer regelrechten Panikattacke erfasst.
    »Also heute, das ist … also, ich finde nicht, dass … heute.« Er stotterte herum wie ein Schuljunge. Es fiel ihm keine Ausrede ein. Was konnte er sagen? Wirtshaus, dachte er – schlecht, da könnte Langhammer nachsehen, ob er wirklich da war. Musik – noch schlechter, weil der Nachbar des Doktors ebenfalls in der Kapelle spielte und er ihn möglicherweise dazu befragen könnte. Aber was, was sollte er ….
    »Also, dann sind wir uns ja einig. Ich komme so in einer halben Stunde vorbei. Und nicht schon vorher essen, Herr Kommissar, ja?« Dann hörte Kluftinger nur noch ein Knacken.
    Er blickte auf den Telefonhörer in seiner Hand. Ganz so, als ob er dadurch das, was gerade passiert war, besser begreifen würde.
    Langsam wich die Erstarrung aus seinen Gliedern. Mit einem »Himmelherrgottsakra«, pfefferte er den Hörer zurück in die Station.
    Er war ja selbst schuld. Wer so lange brauchte, um sich eine wenigstens ansatzweise glaubhafte Ausrede auszudenken, hatte es eben nicht besser verdient. Überhaupt: Warum musste die Ausrede eigentlich glaubhaft sein? Dieser Depp drängte sich doch immer auf. Warum hatte er ihm gegenüber nur immer das Gefühl, als dürfe er nicht nein sagen? Als würde der Herr Doktor ihm dann tief in die Augen schauen, den Zeigefinger tadelnd vor seinem Gesicht schwenken und sagen »Das war jetzt aber nicht in Ordnung«. Er würde dastehen wie ein kleines Kind, das etwas ausgefressen hat und verlegen auf den Boden schauen. Über eben diese Reaktion ärgerte sich Kluftinger am meisten. Priml, dachte er.
    Er öffnete den Kühlschrank und blickte hinein. Viel war nicht drin, das würde den »kulinarischen Abend« zumindest in zeitlichen Grenzen

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