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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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Weile werkelten die beiden wortlos und nach außen hin einträchtig nebeneinander.
    Langhammer widmete sich nun der offenbar höchst anspruchsvollen Aufgabe, die Form mit Blätterteig auszukleiden. Voll konzentriert schichtete er die Teigplättchen nebeneinander. Was Kluftinger besonders freute, war, dass Langhammer dabei zeitweise die Kontrolle über seine Gesichtszüge verlor und mit herausgestreckter Zunge die Bewegungen seiner Hände begleitete.
    Wenn ich das doch nur aufnehmen könnte, dachte sich Kluftinger, der sich aber auch so freute, Langhammer mit diesem selten dämlichen Gesichtsausdruck zu sehen.
    »Sie könnten gleich mal meine Quiche-Masse mit Salz und Pfeffer würzen«, sagte Langhammer, als er bemerkt hatte, dass Kluftinger nichts mehr zu tun hatte und ihn mit einem Lächeln musterte.
    Natürlich, dafür war er gut genug, rebellierte Kluftinger innerlich. Salz und Pfeffer und Lauch putzen, dafür durfte er gerade noch herhalten. Als ob etwas Besonderes dabei wäre …
    »Um Gottes Willen!«
    Kluftinger zuckte zusammen. Langhammers Schrei kam so unerwartet, dass er beinahe den Pfefferstreuer in die Schüssel hätte fallen lassen. Vor seinem geistigen Auge sah er bereits eine abgehackte Fingerkuppe oder eine Hand auf der heißen Herdplatte.
    »Um Gottes Willen, doch keinen vorgemahlenen Pfeffer. Bitte sagen Sie nicht, dass Sie keine Pfeffermühle im Haus haben?«
    Kluftinger brauchte ein paar Sekunden, um zu realisieren, was Langhammer so erschreckt hatte. Am liebsten hätte er den Pfefferstreuer genommen und Langhammer den Inhalt oral eingeflößt. Ein solches Theater wegen einem bisschen Pfeffer, also so was hatte er noch nie erlebt. Er zählte innerlich bis drei, das hatte ihm seine Frau beigebracht. Bei drei angekommen, zählte er gleich weiter bis 21, dann hatte er sich wieder im Griff.
    »Eine Pfeffermühle?«, flötete er geradezu. »Natürlich haben wir auch eine Pfeffermühle. Bitte der Herr.« Als er Langhammer dabei zusah, wie dieser mit drei schwungvollen Drehern, zu denen er Arme und Schultern mit einsetzte, den Pfeffer in die Schüssel streute, die Mühle absetzte, kurz nachdachte, sich innerlich einen Ruck gab und noch einmal einen Dreher nachschob, fand er ihn lächerlicher als jemals zuvor. Und das gefiel ihm.
    Schließlich nahm Langhammer einen Löffel der fertigen Masse, hielt ihn Kluftinger hin und bat ihn, zu probieren.
    »Machen wir«, sagte Kluftinger und nahm sich ebenfalls einen Löffel. Nicht im Traum wäre ihm eingefallen, von Langhammer gefüttert zu werden.
    »Gut«, lautete Kluftingers kurzes Urteil und er ärgerte sich, dass es wirklich stimmte.
    »Etwas fehlt noch«, war Langhammer mit seiner Probe nicht ganz zufrieden. Er nahm eine Fingerspitze Salz, träufelte sie in die Masse, probierte noch einmal und sagte dann mit einem seligen Lächeln: »Jetzt ist es perfekt.«
    Kluftinger probierte noch einmal, verzog sein Gesicht und sagte: »Ein bisschen salzig vielleicht.« Dann schenkte er sich ein Glas dunkles Weizen ein.
    Das Essen schmeckte dennoch gut und das wurmte Kluftinger. Er versuchte, auf die zahlreichen Nachfragen Langhammers nicht zu überschwänglich zu antworten. Als sie fertig waren, entstand ein kurzer Moment unangenehmer Stille. Langhammer brach sie, indem er sein Glas hob und Kluftinger, der eigentlich sicher war, dass es nicht mehr schlimmer kommen könnte, mit dem Satz überraschte: »Wo wir so schön miteinander gekocht haben: Ich bin der Martin.«
    »So?«, antwortete der Kommissar, was sein Gegenüber sichtlich aus dem Konzept brachte. Das Läuten des Telefons unterbrach die von Langhammer eröffnete Zeremonie. Noch vor dem zweiten Läuten hatte der Kommissar bereits abgehoben. Er hoffte, dass es seine Kollegen waren, die bei der Observierung etwas Verdächtiges gesehen hatten und ihn jetzt dringend brauchten. Doch es war nur seine Frau.
    »Ja? Hallo? Hallo, ich kann Sie ganz schlecht hören. Erika? Erika, bist du’s?« Sie klang, als würde sie aus einem sibirischen Schneesturm anrufen, so schlecht war die Verbindung.
    »Hallo? Ja, alles gut«, schrie Kluftinger. »Nein, nein das Wetter ist auch gut. Neulich hat es etwas geregnet, aber sonst ist es gut.« Kluftinger verschwieg, was er heute gemacht hatte, denn wenigstens die Fragen des Doktors wollte er sich ersparen.
    »Wie? Nein. Annegrets Mann ist gerade bei mir. Wir haben … gekocht.« Kluftinger vermied es, Langhammer bei seinem Vornamen zu nennen.
    Als Langhammer bemerkte, dass es um ihn

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