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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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vielleicht ganz nah an der Lösung des Falles dran sind? Schon heute Nacht kann etwas ganz Entscheidendes passieren. Ach, was sag ich, wahrscheinlich ist es schon passiert und ihr habt es verpennt.« Strobl leistete keine Gegenwehr. Er ließ die Schimpftiraden des Kommissars einfach über sich ergehen.
    Vielleicht, weil er wusste, wie schnell man unter die Kluftingerschen Räder kommen konnte, wenn man sich ihm in den Weg stellte, wenn er erst einmal so richtig in Fahrt gekommen war. Vielleicht, weil er wusste, dass sein Chef recht hatte. Vielleicht ein bisschen von beidem. Den letzten Satz, den er von Kluftinger hörte, war: »So. Und jetzt erwarte ich von euch stündlich Bericht. Gute Nacht, meine Herren.«
    Kluftinger warf den Hörer in die Station, als könnte er durch diese Geste seinen Worten noch mehr Gewicht verleihen. Langsam beruhigte er sich wieder. Und mit der Entspannung kam auch die Erkenntnis: Sein letzter Satz war reichlich unüberlegt gefallen. Wenn die Kollegen nun wirklich jede Stunde anrufen würden, stand ihm eine unruhige Nacht bevor. Einen Moment lang spielte er mit dem Gedanken, noch einmal anzurufen und diesen Punkt klarzustellen. Aber er verwarf den Gedanken schnell wieder, denn das hätte die Wirkung seiner vorangegangenen Rede ins Nichts verpuffen lassen. Er verließ sich einfach darauf, dass seine Kollegen schon wissen würden, wie er das gemeint hatte.
    Pünktlich um 0.19 Uhr riss ihn der erste Anruf aus dem Schlaf. Diesmal war es Kluftinger, der sich räuspern musste. Seinen Ärger über die Störung seiner Nachtruhe ließ er sich jedoch nicht anmerken. Auch nicht bei den sechs weiteren Telefonaten in dieser Nacht.
     
    ***
    Kluftinger war froh, dass die beiden Kollegen der Nachtschicht erst am Nachmittag eintreffen würden. So blieb ihm am nächsten Morgen genügend Zeit, bis dahin seinen derangierten Zustand, der von der ständigen Unterbrechung seiner Nachtruhe herrührte, einigermaßen in den Griff zu bekommen. Strobl und Hefele sollten nicht bemerken, dass er unter seinem gestrigen Ausbruch am meisten zu leiden hatte. Er nahm sich vor, die Angelegenheit überhaupt nicht mehr anzusprechen.
    Den Bürotag verbrachten er und seine Kollegen mit Routinearbeiten, vor allem aber in gespannter Erwartung, ob sich auf dem observierten Anwesen etwas tun würde. Eine Überprüfung der Adresse hatte zunächst nach einer Spur ausgesehen, sich dann aber im Sande verlaufen: Der alte Hof stand seit Jahren leer, der letzte Eigentümer hatte ihn bis ins hohe Alter von 78 Jahren bewirtschaftet, wenn auch nur noch für den Eigenbedarf. Nach seinem Tod hatte sich niemand mehr um das Anwesen gekümmert. Das immerhin nährte Kluftingers Verdacht, dass es dort nicht mit rechten Dingen zuging, dass dort möglicherweise der Schlüssel zu den beiden Mordfällen lag, die er aufzuklären hatte. Denn der Bauernhof, obwohl seit Jahren verwaist, sah ganz und gar nicht heruntergekommen aus.
    Auch eine weitere Spur verlief im Sande: Lutzenbergs Kreditkarte wurde zwar in der Zeit zwischen seinem und dem Mord an Wachter benutzt, aber der Einkauf hatte ganz in der Nähe der Berghütte stattgefunden. Das brachte die Ermittlungen auch nicht weiter. Einige der eingekauften Lebensmittel fanden sich in der Hütte sogar noch wieder.
    Inzwischen, es war kurz vor halb vier, fieberte Kluftinger dem Ende des wenig aufregenden Bürotags entgegen. Denn heute Abend hatte er noch etwas vor: Heute würde er die Nachtschicht vor dem alten Bauernhof übernehmen. Für einen Moment hatte er mit dem Gedanken gespielt, Maier mitzunehmen, hatte sich dann aber dafür entschieden, allein zu gehen.
    Maier wurde von ihm instruiert, sich heute Nacht bereit zu halten und vor allem erreichbar zu sein. Diese Lösung erschien Kluftinger weniger anstrengend als Maier die ganze Nacht neben sich im Auto zu haben. Er verdrehte die Augen, wenn er nur daran dachte, was der an Foltermethoden in petto hatte. Deswegen ging der Kommissar alleine.
    Er verabschiedete sich früh von den Kollegen, denn er wollte sich zu Hause noch eine Stunde aufs Ohr legen, um für die Nacht fit zu sein.
    Allerdings war er viel zu aufgedreht, um auch nur an Schlaf zu denken. Seit vielen Jahren hatte er nicht mehr an einer Beschattung mitgewirkt. Das war eine Aufgabe, die er gern anderen überließ, denn er hatte dabei oft das Gefühl, nur Zeit zu vergeuden. Sein Talent lag im Analysieren, in der Recherche, im »Wühlen«, wie es sein erster Chef einmal formuliert hatte.
    Aber das

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