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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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Verstecken, traten gegen die Scheunentür, stürmten mit vorgehaltenen Pistolen hinein und schrien dann alle durcheinander. Sie schrien ihre eigene Aufregung mit Sätzen wie »Hände hoch!«, »Halt, Polizei!« und »Keine Bewegung!« hinaus. Die vier Männer in der Scheune waren völlig überrumpelt. Der plötzliche Lärm, der Anblick der Waffen ließ jegliche Farbe aus ihren Gesichtern weichen. Für eine Sekunde starrten sich die acht Männer einfach nur an, dann blickte sich der Hüne um und wollte auf dem Absatz kehrt machen. Da schrie Maier aus vollem Hals »Bleib’ stehen oder ich knall’ dich ab!«, wobei ihm der Speichel in die Mundwinkel trat. Der Hüne erschrak dermaßen, dass er seinen Fluchtplan sofort wieder fallen ließ. Fassungslos über seinen Ausbruch blickten auch Kluftinger und seine Kollegen zu Maier.
    Sofort rannten sechs uniformierte Beamte in die Scheune. Ehe sie wussten, wie ihnen geschah, hatten die vier Männer, die sich noch vor wenigen Sekunden unbeobachtet wähnten, Handschellen an.
    »Was treiben Sie hier?«, schnauzte Kluftinger sie an. Keiner antwortete ihm. Kluftinger ging auf Hermann Botzenhard zu.
    »Sieh mal an, der Herr Botzenhard: Und, nur mal beim Nachbarn nach dem Rechten sehen, oder wie? Haben Sie mir etwas zu sagen?«
    Botzenhard senkte den Kopf.
    »Nicht? Auch gut. Wir erfahren schon noch, was wir wissen wollen. Auch ohne Sie. Aber wenn Sie uns helfen, helfen Sie auch sich.«
    Mit diesen Worten ging der Kommissar zu einem der Säcke, die schon abgeladen waren. Er fischte sein Taschenmesser aus der Hose, klappte es auf und stach hinein. Weißer Staub puffte aus dem Loch und Kluftinger wedelte ihn mit der Hand beiseite. Dann zog er die Öffnung etwas auseinander, feuchtete seinen Finger an und tauchte ihn in das weiße Pulver. Seine Kollegen verfolgten gespannt jede seiner Bewegungen. Keiner wagte einen Ton von sich zu geben, als Kluftinger seinen Finger wieder herauszog und daran roch. Er schob sich den Finger in den Mund, schmatzte ein bisschen und sagte dann:
    »Milchpulver.«
    Die Kollegen blickten sich an: Milchpulver? Natürlich, das machte Sinn. Zumindest in Zusammenhang mit dem Tankwagen. Maier allerdings schien enttäuscht. Er hatte mit der Aufdeckung eines riesengroßen Drogendeals gerechnet.
    Kluftinger ging wieder zu Botzenhard: »Wollen Sie mir nicht vielleicht doch sagen, wozu Sie hier so spät nachts mit Milchpulver hantieren? Na?«
    Botzenhard hob seinen Kopf. Er schien mit sich zu kämpfen.
    Dann begann er zu sprechen. »Ich …«
    Weiter kam er nicht. »Halt bloß dein dummes Maul«, zischte ihn der Hüne an. Das saß. Botzenhard klappte seinen Mund sofort wieder zu.
    »Auch gut. Wir kommen schon dahinter.«
    Er wandte sich an die uniformierten Beamten: »Sie können sie jetzt mitnehmen. Ich will diese Vögel hier nicht mehr sehen. Aber ein Wagen soll hierbleiben, falls doch noch jemand kommen sollte.«
    Die Polizisten führten die Männer ab. Hefele fuhr mit ihnen ins Präsidium, er wollte dort schon mit der Vernehmung beginnen. Zwei Beamte bezogen im Hof Stellung. In der Scheune war es nach diesen turbulenten Minuten gespenstisch ruhig.
    »Ich knall’ dich ab, was?«, sagte Strobl zu Maier und schüttelte den Kopf.
    Als Maier Hilfe suchend zu Kluftinger sah, wandte der sich an Strobl: »Komm, lass’ ihn. Wir waren alle angespannt. Da geht schon mal der Gaul mit einem durch.«
    Und mit einem Grinsen zu Maier fügte er hinzu: »Nur gut, dass du so selten eine Waffe trägst.«
     
    ***
     
    Die restliche Nacht verlief ruhig. Wie erwartet, kam niemand mehr zum Hof. Kluftinger hatte sogar etwas geschlafen. Inzwischen war es sechs Uhr.
    »Es wird Zeit«, sagte Kluftinger zu seinen Kollegen. »Du weißt Bescheid?«, sagte er mit einem fragenden Blick zu Maier.
    Der nickte nur. »Also dann bis später«, verabschiedete er sich.
    Mit den Worten »Ein Kratzer und ich knall’ dich ab« drückte Strobl ihm seinen Autoschlüssel in die Hand. Dann stieg er zum Kommissar ins Führerhaus des Milchwagens.
    Kluftinger drehte den Zündschlüssel und wollte etwas Bedeutendes sagen. Ihm fiel aber nur der Satz »Dann wollen wir die Kuh mal melken« ein. Strobl fragte nicht nach. Sie fuhren los.
     
    ***
     
    »Du kennst auch wirklich jeden«, sagte Strobl anerkennend, als sie mit dem Tankwagen einen Bauern auf seinem Traktor passierten, der ihnen fröhlich zuwinkte. Kluftinger hätte dieses Kompliment gerne angenommen. Aber in diesem Fall musste er Strobl korrigieren:

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