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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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ein paar Tagen. Er hat sich mit Herrn Wachter getroffen, sie haben gestritten …« Plötzlich weiteten sich ihre Augen: »Meinen Sie …?« Sie formulierte die Frage nicht aus, zu unerhört schien ihr die Vorstellung, gerade einem Mörder gegenüber gestanden zu haben.
    »Herrgottsakrament«, fluchte Kluftinger und zog sein Handy aus der Hosentasche. Während er die Nummer des Präsidiums wählte, ärgerte er sich maßlos über sich selbst und seine verunglückte Verfolgung. Hatte er den Täter entwischen lassen? Er wusste es nicht, aber er wusste, dass dieser Mann etwas zur Klärung des Falles beitragen konnte. Sonst wäre er nicht weggelaufen. Als er darauf wartete, dass einer der Kollegen am anderen Ende der Leitung abnahm, drehte er sich zu der mit den Tränen kämpfenden Elfriede Sieber um und sagte: »Gut gemacht.«
     
    ***
     
    Keine Viertelstunde später war Kluftinger von Kollegen umgeben. Zwei Streifenwagen standen am Eingang, ein uniformierter Polizist wartete daneben, während ein anderer im Wagen mit Frau Sieber sprach. Zwei hatten sich an den Ausgängen postiert. Kluftinger hatte eigentlich eine Fahndung in Auftrag geben wollen, als er im Präsidium anrief; allerdings war ihm im Verlauf des Telefongesprächs sehr schnell klar geworden, dass er nicht den geringsten Anhaltspunkt hatte. Immerhin: Er hatte den Mann gesehen. Darauf wollte er sich nun konzentrieren.
    Strobl und Maier waren ebenfalls gekommen, nur Hefele hielt im Büro die Stellung.
    »Richard«, rief Kluftinger Maier zu sich, »ist die Beerdigung schon aus?«
    »Liegt, glaube ich, gerade in den letzten Zügen«, antwortete er und wurde sich erst ein paar Sekunden später des Wortspiels bewusst, das er gebraucht hatte. Er quittierte es mit einem stolzen Grinsen, das von Kluftinger jedoch nicht erwidert wurde.
    »Hör zu, wenn alles vorbei ist, sorg’ du bitte dafür, dass wir die Adressen der Leute haben, die heute hier waren. Vielleicht können die uns ja noch mal weiterhelfen.«
    Maier nickte und ging in Richtung Grab. Auf seinem Weg sprach er etwas in sein Tonbandgerät, das Kluftinger nicht verstand.
    »Wir müssen so schnell wie möglich ein Phantombild des Mannes anfertigen«, sagte Kluftinger zu Strobl. »Kannst du schon mal im Präsidium anrufen, dass die alles bereithalten sollen?«
    »Schon erledigt.«
    »Danke, Eugen.« Kluftinger klopfte ihm auf die Schulter. Es tat gut, sich in solch extremen Situationen auf seine Kollegen verlassen zu können.
    Plötzlich hörten sie lautes Rufen von der unteren Ebene des Friedhofs: »Alle mal herhören. Bleiben Sie bitte noch hier, wir müssen noch ihre Personalien aufnehmen. Sollte jemand etwas zu dem Vorfall beitragen können, so möge er das jetzt sagen.«
    Es war Maiers Stimme, die da über den gesamten Friedhof schallte. Kluftinger und Strobl liefen schnell zur Treppe, um ihren lautstarken Kollegen zu mäßigen. Etwas mehr Fingerspitzengefühl war jetzt von Nöten. Als sie um die Ecke bogen, glaubten sie ihren Augen nicht zu trauen: Maier war auf das Podest gestiegen, auf dem vor wenigen Minuten noch der Sarg gestanden hatte, vermutlich um sich besser Gehör zu verschaffen. Ja war der Depp denn noch nie auf einer Beerdigung? Mit knallroten Wangen blickte Kluftinger zu Strobl.
    »Ich mach’ das schon«, beruhigte er den Kommissar.
    Der seufzte nur und nickte. Wenn das sein größtes Problem gewesen wäre, hätte er wahrlich keinen Grund, sich zu beklagen. Er machte sich gerade auf den Weg zu den Streifenwagen, da hörte er eine aufgebrachte, schrille Stimme hinter sich: »Also so geht das nicht. Nein, das ist jetzt wirklich das Letzte. Nicht genug, dass Sie anscheinend nicht fähig sind, den Mörder meines Vaters zu finden, jetzt versauen Sie ihm auch noch die Beerdigung.« Die beiden Töchter kamen im Laufschritt auf ihn zu, aber gesprochen hatte nur die Ältere. Sie waren äußerst aufgebracht, das sah er.
    »Wir werden uns über Sie beschweren, soviel steht schon mal fest«, stimmte schließlich die Junge in die Schimpftiraden mit ein. Wieder hatte Kluftinger Mühe ruhig zu bleiben. Er wusste, dass es für die beiden nicht einfach war, auch wenn sie sich bisher sehr kühl gegeben hatten. Jedenfalls die Ältere. Aber das ging nun doch ein bisschen zu weit.

»Hören Sie zu«, sagte der Kommissar völlig ruhig und so klar, dass er selbst von der Schärfe seiner Worte überrascht wurde. »Ich sage Ihnen das nur einmal: Meine Aufgabe ist es, den Mörder Ihres Vaters zu finden. Und ich

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