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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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Kind, als er immer gepfiffen hatte, wenn er in den Keller musste.
    Seine Frau sagte kein Wort. Ihren Blick aber spürte er noch, als sie den Augenkontakt längst abgebrochen hatte. Als er in die etwas düpierten Gesichter seiner Gäste blickte, zuckte er innerlich noch ein bisschen mehr zusammen. Er hatte ihnen zur Begrüßung nicht die Hand gereicht. Und das, wo Langhammers doch immer »so gediegen, so gebildet und stilvoll« miteinander und mit ihren Mitmenschen umgingen, wie seine Frau immer betonte. Ein weiterer Minuspunkt auf seinem überzogenen Konto. Aber nun saß er schon.
    »Na, Herr Kluftinger, da haben Sie sich aber eine ganz wohlschmeckende Suppe entgehen lassen, mein Lieber. Was war das doch gleich für ein Gewürz, Erika? Safran, richtig. Exzellent«, hob Langhammer zu seinem launigen Begrüßungsvortrag an.
    Kluftinger traute seinen Ohren nicht. Langhammer duzte seine Frau. Er wollte sich gar nicht ausmalen, was für Verbrüderungsszenen sich in seiner Abwesenheit hier abgespielt hatten. Wie konnte sie ihm das nur antun? Was auch immer er heute falsch gemacht hatte – damit waren sie quitt.
    »So?«, war Kluftingers Antwort. Das »Mein Lieber« überhörte er geflissentlich. Dann zwang er sich zu einem Lächeln.
    »Waren Sie noch, ich darf doch sagen …«, Langhammer lachte kurz und laut auf, noch bevor er seinen Witz vollendete, »… kriminell unterwegs?«
    Kluftinger verzog das Gesicht. Zu einer Antwort kam er nicht, denn seine Frau nahm seinen Suppenteller mit den Worten »Den brauchst du ja jetzt nicht mehr«, vom Tisch. In ihrer Stimme lag keinerlei Wärme. Eine Warnung an ihn, die er wohl verstand. »Ja«, antwortete er Langhammer deshalb lapidar.
    Immerhin: Um die Muschelsuppe war er herumgekommen. Nicht, dass er die Kochkünste seiner Frau nicht schätzte. Im Gegenteil, sie kochte ausgezeichnet. Ja, ihr fehlte nicht mehr viel zur perfekten Köchin – seiner Mutter. Aber nur, wenn sie normal kochte, und ihn nicht – wie heute Abend – zwang, sich Tiere einzuverleiben, über die er sich nicht einmal einen Film anschauen würde, garniert mit Gewürzen, deren Namen er nicht kannte, die wiederum aus Ländern stammten, in denen er niemals Urlaub machen würde.
    Was sprach eigentlich gegen Grießknödel? Oder eine zünftige Brotzeitplatte? Der Doktor zwängte sich doch sonst bei jedem Volksfest in alberne Landhaus-Lederhosen, aber wenn’s ums Essen ging, wurde er zum Flädlesuppen-Rassist. Kluftinger grinste. Er war mächtig stolz auf seinen soeben erfundenen Begriff. Leider konnte er die Anwesenden nicht daran teilhaben lassen.
    »So zufrieden, wie Sie dreinblicken, haben Sie den Mörder sicher entlarvt, oder?«, setzte Langhammer erneut an. »Bei den Steuergeldern, die die Polizei verschlingt, ist es ja auch kein Wunder, dass Sie ihre Fälle so schnell aufklären.«
    Langhammer blickte Beifall suchend in die Runde.
    Krieg. Der Doktor wollte Krieg, das war für Kluftinger ganz offensichtlich.
    »Hier, du hast sicher Hunger«, riss seine Gattin ihn aus seiner gedanklichen Mobilmachung.
    Sein Magen knurrte tatsächlich. Er nahm sich also einen riesigen Löffel, kaute scheinbar gelassen darauf herum, machte seiner Frau ein weltmännisches Kompliment, um sich dann erst Langhammer zuzuwenden und ihm mit einem »Hm?« vorzugaukeln, dass er gar nicht richtig zugehört hatte. Zufrieden über seine souveräne Reaktion und überrascht vom pikanten Geschmack des ausländischen Essens, schaufelte er einen zweiten Löffel in sich hinein.
    Langhammers süffisantes Grinsen erstarb nur kurz.
    »Also, ich hatte ja als erster die Gelegenheit, den Toten zu untersuchen. Ich stehe Ihnen mit meinem Fachwissen natürlich jederzeit zur Verfügung, obzwar Sie sicher auch sehr gute Leute haben.«
    Kann der geschwollen daherreden, dachte sich Kluftinger.
    »Dem Strobl geht’s übrigens wieder gut. Der war jetzt bei einem Facharzt in Ulm«, eröffnete Kluftinger unvermittelt ein neues Schlachtfeld. Er wusste, dass sein Kollege wegen eines Hüftleidens zunächst bei Langhammer in Behandlung gewesen war.
    Die Blicke der beiden Frauen bewölkten sich zunehmend.
    »Schön. Wer ist denn nun eigentlich der Mörder?«, erwiderte der Doktor etwas weniger eloquent.
    »Ich kann zu den laufenden Ermittlungen leider nichts sagen. Wissen’s, das ist nicht wie im Krimi. Wir machen hier richtige Polizeiarbeit. Die ist ziemlich kompliziert, aber das können Sie natürlich nicht wissen.« Kluftinger hatte die Worte so betont, wie er es

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