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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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tat, wenn er Schulklassen durchs Präsidium führte.
    Für einen Moment war es still.
    »Mallorca soll ja auch wunderschöne Strände haben«, meldete sich plötzlich Annegret zu Wort.
    »Ja, das hat meinem Mann doch auch gleich so gefallen, als wir im Reisebüro waren. Stimmt’s, Liebling?«, log seine Frau.
    Wie in Trance nickte Kluftinger ihr zu. Sie hatte ihn noch nie »Liebling« genannt. Jetzt machte er sich wirklich Sorgen.
    »Schmeckt’s dir denn auch, Schatz?«, fragte Erika weiter. Er war sicher: In ihr rumorte ein Gewitter, das heftig über ihn hereinbrechen würde, wenn die Gäste gegangen waren und damit jegliche Rücksichtnahme überflüssig gemacht hätten.
    Jetzt brauchte er einen Schluck. Misstrauisch beäugte er das große Rotweinglas neben seinem Teller. Kluftinger wusste nicht, wofür sie, die allein nie Wein tranken, sechs dieser sündhaft teuren Dinger hatten kaufen müssen, wo er doch Wein verabscheute. Fast drohend stand das Glas neben ihm. Er erhob sich und ging wortlos in die Küche. Seine Frau folgte ihm.
    Sie stellte die Teller in die Spüle, würdigte ihren Mann keines Blickes und sagte beim Verlassen des Zimmers lediglich: »Dass du nicht noch rülpst und ins Tischtuch schnäuzt, ist alles.«
    Ein Donnerwetter hatte Kluftinger erwartet, doch das war schlimmer. Mit einem Donnerwetter konnte er umgehen, im Laufe der Jahre hatte er sich einige Blitzableiter-Techniken zugelegt, die alle etwas mit einem Hundeblick zu tun hatten. Aber diese Situation war neu für ihn. Er stand verwundert und betroffen in der Küche. Er fühlte sich schlecht. Er hatte doch nichts Böses gewollt. Außerdem hatte Langhammer ihn doch wirklich gereizt, das hätte sie aber schon merken können. Er ging zum Kühlschrank und holte sich ein Bier, nahm seinen Festtags-Steingutkrug vom Schrank, um jetzt seine Gäste gebührend zu würdigen und machte sich mit schlechtem Gewissen und dem festen Vorsatz, die Situation zu retten, auf ins Wohnzimmer.
    Dort war wieder ein Urlaubs-Vorfreude-Gespräch im Gange und Frau Kluftinger war von ihrer echten Gemütsverfassung nichts mehr anzumerken: Freudig erregt plauderte sie mit ihrer Freundin über das zu erwartende Wetter auf den Balearen. Kluftinger goss sich sein Bier ein und schob das Rioja-Glas zur Seite. Als er daraufhin in drei fragende Gesichter blickte, sagte er: »Den Wein vertrag ich nicht mehr so in letzter Zeit.« Mit Enttäuschung nahm er wahr, dass diese nachträgliche Rechtfertigung ihr Ziel verfehlte.
    »Weißt du, Erika, eigentlich könnten unsere Strohwitwer doch etwas zusammen unternehmen, wenn wir nicht da sind, oder? Vielleicht kocht ihr was zusammen. Sonst fallt ihr noch vom Fleisch, während wir uns am Buffet laben.«
    »Eine prima Idee, was sagen Sie, Kluftinger?«, antwortete der Doktor, und Kluftinger schien es so, als meine er es tatsächlich ernst.
    »Ja, das können wir schon machen, ja. Wär … nett.« Er begann zu schwitzen.
    »Aber ein paar Pfunde weniger würden meinem Herrn auch nicht schaden«, grinste Erika in die Runde und streichelte dabei über den Körperteil ihres Gatten, den er gerne als seinen »Bauchansatz« bezeichnete, der hinter seinem Rücken aber schon mal als ausgewachsener »Ranzen« bezeichnet wurde.
    Seine Backen glühten. »Ja, genau, ja.« Kluftinger hatte sich entschlossen, einfach nur noch zu nicken. Langhammer grinste.
    Es trat eine kurze Stille ein, in die der Hausherr, der heute ganz und gar nicht das Gefühl hatte, ein solcher zu sein, sagte: »So, das war ja jetzt nett, dass sie vor dem Urlaub noch mal vorbei geschaut haben«, und sich erhob.
    »Wenn du grad rausgehst, bring doch gleich die Käseplatte aus dem Kühlschrank mit rein«, trällerte seine Frau und machte seine Pläne, den Abend elegant aber doch rasch zu beenden, zunichte.
    »Käse schließt den Magen, sehr schön, sehr schön«, jubilierte Langhammer dem Kommissar entgegen, als er wieder ins Zimmer kam. Erika erklärte, es handle sich um eine kleine Auswahl spanischer Käsesorten, die sie beim einzig wirklichen Feinkosthändler der Stadt gekauft habe. Es kostete ihn einige Mühe, aber Kluftinger verkniff sich eine Bemerkung über den Preis.
    »Einen fantastischen Parmesan haben die gerade, einen ganz alten, stravecchio. Musst du unbedingt mal kaufen, Erika, ein Gedicht«, sagte Langhammer.
    In Kluftingers Kopf ratterte noch die Rechenmaschine; er versuchte wenigstens grob den Wert der vor ihm liegenden Platte zu überschlagen. Vom Käse-Exkurs des

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