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Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Milchgeld: Kluftingers erster Fall

Titel: Milchgeld: Kluftingers erster Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Kobr , Volker Klüpfel
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Er sah nun ein wenig klarer, sein Wissen war mit Details angereichert. Er blickte auf die Uhr: Dreiviertel zwölf. Er hatte gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen war. Es war tatsächlich eine spannende Lektüre gewesen, obwohl er sonst kein Freund von Archiv-Recherchen war.
    Er erhob sich unter lautem Ächzen aus seinem Bürostuhl und streckte sich. Dann warf er einen Blick ins Nebenzimmer: Maier, Strobl und Hefele saßen dort hinter einem Berg aus Akten, Papieren, Büchern und Notizzetteln. Er verkniff sich die Frage, ob sie da überhaupt noch den Überblick behalten konnten.
    »Na, habt ihr was?«, fragte er stattdessen.
    »Ja, gut dass du kommst, wir haben wirklich was Interessantes gefunden.«
    Strobl erhob sich und hielt Kluftinger einige Papiere unter die Nase. Der brauchte ein paar Sekunden, bis er sah, dass es sich dabei um Kontoauszüge handelte.
    »Lass mich nicht raten, sag was los ist«, drängte der Kommissar.
    »Lutzenberg scheint ein recht ordentlicher Mensch gewesen zu sein, zumindest was seine Finanzen betrifft«, begann Strobl. »Er hat seine Auszüge immer brav abgeheftet. Das sind die normalen Kontobewegungen, die wir auch in den letzten Monaten immer wieder gefunden haben«, sagte er und fuhr mit seinem Finger die Eintragungen entlang. »Gehalt, Miete, Telefon, Auszahlungen am Automaten, Kreditkarte und so weiter. Aber jetzt kommt’s: In den letzten sechs Wochen hat er des öfteren Geld eingezahlt. Immer in überschaubaren Beträgen. Hier.« Er gab Kluftinger die Auszüge und deutete auf einige Zahlen. Es waren Einzahlungen zwischen 500 und 14.000 Euro. »Drei Sachen sind daran ungewöhnlich. Erstens hat er sonst eigentlich nie was auf sein Konto bar einbezahlt, das haben wir schon überprüft. Zweitens sind die Beträge nie höher als 15.000 Euro, also der Grenze, ab der die Bank laut Geldwäsche-Gesetz die Einzahlung melden muss. Drittens: Rechnet man das Ganze zusammen …« – Strobl machte eine Kunstpause und blickte seine beiden Kollegen an, mit denen er die Akten durchgearbeitet hatte – »gibt das die nette Summe von 100.000 Euro innerhalb von sechs Wochen.«
    Kluftinger pfiff zwischen den Zähnen. »Warum habt ihr mir das nicht gleich gesagt?«, fragte er.
    »Na, du wolltest doch nicht gestört werden«, erwiderte Strobl etwas beleidigt.
    Kluftinger merkte, dass sie etwas mehr Begeisterung von ihm erwartet hatten und fügte hinzu: »Gute Arbeit, Männer. Gute Arbeit.«
    Schlagartig hellten sich die Mienen der Polizeibeamten auf.
    »Und wie machen wir jetzt weiter?«, fragte Maier.
    Der Kommissar blickte zur Decke und überlegte. »Am besten wäre natürlich, wenn wir wüssten, woher er das Geld hat. Aber das wird wahrscheinlich das schwerste Stück Arbeit. Wenn wir ihn haben, wird er uns das als erstes erklären müssen. Bis dahin konzentrieren wir uns mal auf seine finanziellen Angelegenheiten. Was hat er mit dem Geld vorgehabt? Hat er Reisekataloge daheim? Hat er sich nach einem neuen Auto umgeschaut? Hat er sich kürzlich irgendetwas besonders Teures geleistet? Eine Reise gebucht? Wir müssen auch seine Bekannten und Nachbarn gezielt danach fragen. Hat er in letzter Zeit über seine Verhältnisse gelebt? Gibt es Umsätze von der Kreditkarte, die noch nicht verbucht sind? Vielleicht weiß ja auch jemand was von einem … sagen wir mal Nebenjob.«
    Kluftinger senkte seinen Blick von der Decke und schaute seine Kollegen an. Die blickten erwartungsvoll zurück. »Also, pack’ mer’s!« sagte er und klatschte dabei in die Hände. Dann schnappte er sich einen Stapel Papier, setzte sich zu ihnen an den Tisch und begann seinerseits, die Unterlagen durchzusehen.
     
    ***
    »Ja. Kluftinger. Grüß Gott. Sie reden doch deutsch auch, oder?«
    Kluftinger schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Gerade hatte er die vierzehnstellige Telefonnummer des Urlaubsdomizils seiner Frau gewählt. Gleich als er nach Hause gekommen war, hatte er sich dazu druchgerungen, sie anzurufen. Den ganzen Tag hatte er mit sich gekämpft. Eigentlich hatte er gehofft, dass sie anrufen würde, denn sonst bestand die Gefahr, dass er ausländisch würde reden müssen. Zwar hatte er sich sicherheitshalber ein paar Redewendungen aus dem kleinen gelben Englischwörterbuch für Touristen auf einem Zettel notiert und neben sich gelegt. Er hatte aber inständig gehofft, sie nicht anwenden zu müssen.
    Was Kluftinger als Antwort hörte, war noch schlimmer als erwartet: Es klang wie eine Mischung aus Spanisch und Englisch. Er

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