Milchrahmstrudel
den Kopf gestellt. Aber wie ist der …?«
Auf einmal schoss sie wie ein gereiztes Nashorn auf den Paravent zu.
Noch bevor sie ihn erreichte, erkannte Fanni, dass sich daneben eine Tür befand. Frau Bachl riss diese Tür auf und brach in den dahinter liegenden Raum.
Fanni und Sprudel durchquerten die Wohnung nun ebenfalls und fanden Frau Bachl in einem kleinen Badezimmer, wo sie sich aus dem weit geöffneten Fenster lehnte.
»Da, da!«, schrie sie, zwängte nun auch einen ihrer dicken Arme durch die Fensteröffnung und deutete hinunter. »Da ist er heraufgeklettert. Und meine Petersilie hat er zertreten – und die Endivienpflanzen auch. Die waren aber heute früh noch in Ordnung. Der Kerl muss mitten am Nachmittag eingestiegen sein. Um vier, als ich beim Metzger war.«
Fanni sah keine Möglichkeit, einen Blick nach unten zu werfen, weil die Fensteröffnung komplett von Frau Bachl ausgefüllt war.
Es spielt ja auch keine Rolle, dachte sie, wann und woran der Dieb heraufgeklettert ist. Bedeutsam ist, dass die Bachl von einem Einbruch ausgeht.
»Aber das Fenster ist doch völlig unbeschädigt«, hörte sie Sprudels Stimme.
Frau Bachl wand sich durch die Öffnung zurück nach drinnen und sah Sprudel verwirrt an.
»Wie soll denn der Dieb hereingekommen sein, ohne die Scheibe einzuschlagen?«, fragte der.
Frau Bachl schnaufte heftig. »Das Fenster, das Badfenster da, das steht den ganzen Sommer über offen, damit die Bretter und die Leisten nicht schimmeln.« Sie deutete an die Decke, die mit Holz verschalt war. »›Das kann man getrost offen lassen, das Badfenster‹, sagt Roland immer, ›weil es so versteckt zwischen Dachrinne und Kaminvorsprung liegt, dass es von außen so gut wie nicht zu sehen ist.‹ Und halb zugewachsen ist es auch«, fügte sie hinzu.
Was für ein Glück für einen, der hier eindringen will! Er kann sein Vorhaben bei helllichtem Tag ausführen, ohne aufzufallen!
»Wir haben es also mit einem Einbrecher zu tun«, konstatierte Sprudel, »einem Dieb, der wusste oder herausfand, wie man hier hereinkommt, der eingestiegen ist und alles durcheinandergebracht hat. Aber was hat er gestohlen? Geld?«
Frau Bachl schüttelte den Kopf. »Roland hat nie viel Bargeld in der Wohnung. Mir hat er ja auch immer eingeschärft, nur kleine Beträge von der Bank zu holen.«
Sie trat wieder in den großen Raum und sah sich um. »Aber er besitzt eine schöne Stereoanlage, einen Fernseher mit Flachbildschirm …« – beides stand unangetastet auf einem niedrigen Sideboard, wie Fanni konstatierte – »… und einen Computer«, endete sie verstört. Nach einer Weile fügte sie ungläubig hinzu: »Aber alles ist ja noch da.«
»Der Dieb «, sagte Fanni trocken, »hat den Rechner nicht geklaut, sondern eingeschaltet.«
»Und er hat die Wohnung durchsucht«, ergänzte Sprudel.
»Wonach denn?«, heulte Frau Bachl.
»Vielleicht nach Aufzeichnungen«, sagte Sprudel, »nach einem Schriftstück oder einem Vertrag. Hat Roland mit jemandem Geschäfte gemacht?«
Frau Bachl hob und senkte die Schultern und schüttelte gleichzeitig den Kopf. »Was denn für Geschäfte?«
Weil sie darauf keine Antwort bekam, warf Frau Bachl einen letzten Blick in die Runde und wandte sich dann der Tür zu, die in den Flur führte.
»Sie sollten die Polizei informieren«, sagte Sprudel und folgte ihr auf den Flur hinaus.
Einen Augenblick später hörte Fanni die beiden die Treppe hinuntersteigen.
Sie selbst stand noch vor dem Schreibtisch und starrte auf den schlafenden Bildschirm des Rechners. Ein Fingerklick auf die Maus ließ ihn mit einer Klangfolge zum Leben erwachen.
Plötzlich blickte Fanni in die Gesichter von Schwester Monika, von Schwester Inge, von Schwester Sowieso. Roland hatte das gesamte Personal der Katherinenresidenz auf der Startseite.
Zwischen den Gesichtern entdeckte Fanni mit undefinierbaren Symbolen bezeichnete Ordner und fragte sich, welchen sie anklicken musste, um an Rolands relevante Dateien zu kommen.
Vergiss den Rechner! Selbst wenn Roland seine Dateien nicht mit einem Passwort geschützt hat, wirst du nichts finden, was dir weiterhilft! Da ist dir eindeutig einer zuvorgekommen!
Fanni gab ihrer ungeliebten Gedankenstimme ausnahmsweise recht.
Falls der Einbrecher irgendwelche Aufzeichnungen gesucht hat, sagte sie sich, muss er Rechner und Schreibtisch gründlich durchforstet haben.
Sie fasste die offen stehende Anrichte neben der Theke ins Auge: Geschirr, Besteck, ein Wasserkocher, und in
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