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Milchrahmstrudel

Milchrahmstrudel

Titel: Milchrahmstrudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler Jutta
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schlug sich entsetzt beide Hände vor den Mund und ließ sie nach einem Augenblick kraftlos heruntersinken. »Zusammengeschlagen … liegen geblieben … irgendwo im Wald … im Schilf … verblutet … ertrunken … der Roland …«, stammelte sie.
    »Wir wollen den Teufel nicht an die Wand malen«, sagte Sprudel beschwichtigend.
    »Aber auch uns wäre wohler, wenn wir wüssten, dass es ihm gut geht«, sagte Fanni und erhob sich. »Würden Sie uns Bescheid sagen, wenn Sie etwas von ihm hören?«
    »Oder wenn Ihnen sonst noch etwas einfällt?«, fügte Sprudel hinzu und erhob sich ebenfalls.
    Frau Bachl nickte und wuchtete ihr Gewicht von der Bank hoch.
    Sprudel schrieb seine Handynummer auf ein Blatt Papier, das er aus seiner Brieftasche genommen hatte. Dann verabschiedete er sich und wandte sich zum Gehen. Fanni stand noch immer da und sah Frau Bachl nachdenklich an.
    »Ob es wohl sein könnte«, begann Fanni zögernd, »dass in Rolands Wohnung etwas herumliegt, das uns Aufschluss geben …« Sie versandete.
    »Ein Brief«, sprang Sprudel reaktionsschnell ein. »Eine Nachricht, die ihn dazu veranlasst hat, Hals über Kopf wegzufahren.«
    Frau Bachl kämpfte sichtlich mit sich. »Also, ich weiß nicht … Das geht aber nicht … Ich kann doch nicht …«
    »Vielleicht hat er ja für Sie eine Notiz hinterlassen«, schob Fanni nach.
    Klar, unter seiner Matratze höchstwahrscheinlich!
    Ja, dachte Fanni, Frau Bachl wird jetzt begreiflicherweise antworten, dass Roland eine solche Notiz nicht in seiner Wohnung hinterlassen hätte, sondern in ihrer oder im Treppenhaus oder an die Haustür gepinnt.
    Doch zu ihrer Überraschung sagte Frau Bachl mit fester Stimme: »Wir sehen nach. Wenn ich mir vorstelle, dass ihm etwas zugestoßen sein könnte, und wir haben nicht …« Sie gab sich einen Ruck und stapfte entschlossen auf die Haustür zu.
    Es dauerte einige Zeit, bis sie sich die Stufen zum Obergeschoss hinaufgequält hatte. Fanni und Sprudel folgten ihr dicht auf den Fersen.
    Die Treppe endete in einem quadratischen Absatz, von dem eine einzige Tür wegführte.
    Frau Bachl drückte die Klinke hinunter. Die Tür ging mit leisem Quietschen auf. »Er schließt nie ab«, sagte Frau Bachl in dem gleichen Ton, in dem man sagen würde: »Die Donau fließt ins Schwarze Meer«, und trat ein. Plötzlich blieb sie wie erstarrt stehen.
    Fanni zwängte sich an ihr vorbei und machte ein paar Schritte in den Raum hinein, der sich vor ihr auftat.
    Tante Luises Informantin hatte insofern recht, dachte sie, dass Roland in diesem Hexenhäuschen hier ein Domizil hat, das nur aus einem einzigen Zimmer besteht. Fanni ließ ihren Blick über den Schreibtisch schweifen, der am vordersten Fenster stand und ziemlich unordentlich mit Zetteln, Stiften, Zeitschriften –
    Schreibkram halt!
    – bedeckt war. Mitten in dem Durcheinander befand sich der Bildschirm eines Rechners. Er musste eingeschaltet sein, denn obwohl er dunkel war, gab er ein leises Rauschen von sich.
    Fannis spionierender Blick wanderte weiter zu einer Art Theke mit drei Barhockern und zu einer Anrichte mit halb offen stehenden Türen, die eine hinreichende Sicht auf Teller, Tassen und Gläser ermöglichten. Er eilte geschwind darüber hinweg zu einem Sofa, auf dem von Büchern bis hin zu bunten Kartons alles Mögliche herumlag, und von dort an das Ende des Raumes zu einem Paravent, hinter dem Fanni Rolands Schlafecke vermutete.
    Besonders ordentlich war er ja nicht, der Gute!
    Fanni hob unmerklich die Schultern. Standard heutzutage, dachte sie, in Leos Singlehaushalt sieht es ähnlich aus, soviel ich weiß.
    Ihr Blick war zu Frau Bachl zurückgekehrt, und erst jetzt merkte sie, dass die Hausherrin den Atem anzuhalten schien und sich auf ihren dicken Backen rote Flecken gebildet hatten.
    Herzanfall?
    Bevor Fanni nachfragen konnte, rief Frau Bachl: »Wer hat denn hier herumgewühlt? Wer hat denn Rolands Schreibtisch verwüstet? Wer hat den Computer eingeschaltet?«
    »Das wird er wohl selbst gewesen sein«, sagte Sprudel über die Schulter von Frau Bachl hinweg. »War anscheinend in Eile, der Junge.«
    »Nein«, rief Frau Bachl. »Niemals hätte er so eine Unordnung hinterlassen. Auf seinem Schreibtisch schon gar nicht. Wo er doch immer so akkurat ist, der Roland.« Schwer atmend trat sie weiter in den Raum hinein, schaute wie gehetzt von einer Wand zur andern.
    »Hier ist ein Dieb gewesen«, keuchte sie plötzlich. »Hier hat ein Dieb nach Wertsachen gesucht und dabei alles auf

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