Milchrahmstrudel
einem Extrafach: Zucker, Kaffee, Tee.
Nur Frauen bewahren ihre Geheimnisse in Kaffeedosen auf!
Und Männer?, fragte sich Fanni. Im Gehäuse der Bohrmaschine?
Sie ging zum Sofa hinüber, beäugte den Flachbildschirm.
Flach und fugenlos verschweißt!
Ein Häufchen durcheinandergeworfener Broschüren belegte auf dem Sideboard den Platz zwischen TV -Gerät und Stereoanlage.
Hier ist auch schon rumgestöbert worden!
Roland könnte das, was der Einbrecher gesucht hat, in einer der Boxen verborgen haben, dachte Fanni.
Willst du die Dinger mit einer Axt zu Kleinholz machen, um nachzusehen?
Fanni schürzte die Lippen und stand unschlüssig herum.
Plötzlich fiel ihr Blick auf den CD -Ständer, eilte an den Schmalseiten der CD s hinauf und hinunter. Im unteren Drittel blieb er an einem CD -Rücken hängen, der aus einer weißen Spirale bestand.
Fannis rechte Hand griff automatisch zu und zog einen Spiralblock im DIN-A -6-Format aus dem Ständer.
»Fanni?« Der besorgte Ruf kam vom Fuß der Treppe.
Sie eilte hinunter, wo Sprudel sie erwartete.
Aus einem der Zimmer im Erdgeschoss hörte sie Frau Bachls erregte Stimme.
»Sie telefoniert gerade mit der Polizei«, raunte Sprudel.
Fanni nickte. »Sollte sie Roland nicht auch gleich als vermisst melden?«
Wenig später standen Fanni und Sprudel neben ihren Autos am Rand des Schlossparks.
Fanni hatte den Spiralblock aus der Hosentasche gefischt und fächerte ihn auf. Sprudel war dicht an sie herangetreten und musterte die beschriebenen Seiten.
»Kürzel«, sagte Fanni. »Buchstaben – Zahlen.«
»Kryptisch«, fand Sprudel.
»Persönliche Notizen halt«, sagte Fanni.
»Die nichts bedeuten müssen«, erwiderte Sprudel. »Was schreibt man sich nicht oft für Unsinn auf?«
»Jede Menge«, meinte Fanni, »aber dann geht man nicht her und sucht ein ziemlich gewitztes Versteck dafür.«
»Du hast recht«, sagte Sprudel. »Aber ob jemals einer schlau wird aus diesem Gekritzel?«
»Da muss man sich ganz konzentriert dransetzen«, beschied ihm Fanni, »und das werden wir tun, sobald wir uns Zeit dafür nehmen können.«
Sie stopfte den Block wieder in die Hosentasche.
»Fanni«, gab Sprudel zu bedenken, »das ist Unterschlagung von Beweismaterial.«
»Das ist unsinniges Gekritzel – wie du selbst sagtest – und beweist erst mal gar nichts«, erwiderte Fanni scharf.
Sprudel seufzte. »Diebstahl ist es aber schon.«
»Setzt dieses Delikt nicht voraus, dass die gestohlene Sache einen gewissen Wert …«, begann Fanni.
Sprudel winkte ab. »Schon gut, Rolands Notizen gehören dir. Dem besten Jäger gebührt die Beute.«
Fanni grinste zufrieden. Dann wurde sie wieder ernst. »Eigentlich erübrigt sich unser Ausflug zur Zellerhütte.« Obgleich sie Sprudels enttäuschte Miene bemerkte, fuhr sie fort: »Für mich steht jedenfalls fest, dass die Karte an Schwester Monika getürkt ist.« Sie zitierte aus dem Gedächtnis: »›… hier in den Bergen ist es so schön, dass ich einfach nicht wieder weggehen kann. Kurzerhand habe ich mich deshalb entschlossen, auf der Zellerhütte als Aushilfe …‹ Im glatten Gegensatz dazu beteuert aber Frau Bachl, dass Roland noch bis vor zwei Tagen da drüben«, sie deutete über die Straße auf das Hexenhaus, »aus und ein ging.«
»Dein Argument ist überzeugend«, antwortete Sprudel lahm und kratzte mit dem Daumennagel eine Rille in die Holplanke, an der er lehnte. Dann fügte er zögernd hinzu: »Roland könnte aber trotzdem auf dieser Hütte sein. Vielleicht ist er vor zwei Tagen überstürzt, aus einem Grund, den er geheim halten will, dorthin gefahren. Unterwegs hat er die Karte und den Brief eingeworfen.«
Fanni verzog das Gesicht. »Besonders plausibel hört sich das nicht an. Aber gut, warum nicht? Sehen wir nach, ob Roland überraschenderweise auf der Zellerhütte Betten bezieht.«
Sprudels Miene hellte sich auf.
»Das heißt aber«, fügte Fanni hinzu, »dass ich jetzt schnellstens nach Hause muss. Ich muss wegen Ivo mit Olga reden, muss packen …« Sie sprang in ihren Wagen. Über die Schulter rief sie zurück: »Morgen früh – zehn Uhr – Sportplatz.« Im Rückspiegel sah sie, dass Sprudel nickte. Er hatte verstanden.
6
Fannis Konzept fürs Wochenende fand rundum Anklang.
Olga Klein zeigte sich entzückt darüber, dass Fanni und Sprudel ihren Sohn mit nach Österreich nehmen wollten.
»Ich bin Ihnen wirklich dankbar«, sagte die Bäuerin. »Wir selbst können ja immer nur für ein paar Stunden wegfahren.
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