Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Milchrahmstrudel

Milchrahmstrudel

Titel: Milchrahmstrudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler Jutta
Vom Netzwerk:
trat auf die Kupplung, ließ sie wieder los.
    Der einzige Erfolg all jener Manöver war, dass auch noch das kränkliche Wimmern erstarb. Stille. Unter der Motorhaube tat sich kein Mucks mehr.
    Auch die Buben verstummten und sahen Fanni mit ängstlichen Gesichtern an.
    Sie zückte ihr Handy. »Dann muss Sprudel halt herkommen, und wir nehmen seinen Wagen für die Fahrt nach Windischgarsten.«
    Na wunderbar! Warum setzt du nicht gleich eine Anzeige in die Passauer Neue Presse? »Fanni Rot macht sich – kaum hat ihr Hans Rot den Rücken gekehrt – mit ihrem Romeo auf ins Wochenende«!
    Sollen sie uns doch alle zusehen bei unserem Aufbruch, dachte Fanni ungerührt. Und bevor sie sich das Maul zerreißen, müssten sie dringend mal überlegen, ob sie es nicht nötiger haben, vor der eigenen Tür zu kehren.
     
    Das Umladen der Gepäckstücke in Sprudels Wagen dauerte keine Minute. Die Buben saßen bereits angeschnallt im Fond, als Fanni ihrem indisponierten Auto einen letzten missbilligenden Blick zuwarf und auf den Beifahrersitz neben Sprudel schlüpfte.
    Gleich darauf bogen sie in die Hauptstraße ein.
    Alle Achtung, Stellungswechsel in Rekordzeit geschafft! Aber glaub bloß nicht, dass die Nachbarn ihre Augen nur zwischen den eigenen vier Wänden hatten und das Geschehen unkommentiert lassen!
    Nachdem sie das konstant überfüllte Autobahnstück zwischen Deggendorf und Passau hinter sich hatten, kamen sie gut voran.
    »Die Mama hat im Bauernblatt einen Artikel über erstklassige Milchkühe gelesen, die in Windischgarsten gezüchtet worden sind«, erzählte Ivo auf der Höhe von Wels. »›Das müssen doch genau die Kühe sein‹, hat sie gesagt, ›die beim Bauer am Gunst im Stall stehen.‹ Und da bin ich jetzt echt gespannt.«
    Ivo hat wirklich das Zeug dazu, den Klein-Hof zum Vorzeigebetrieb zu machen, dachte Fanni.
    Aber spätestens dann wird sich die Geringschätzung, die ihm die Einheimischen jetzt schon entgegenbringen, in Neid und Missgunst verwandeln.
    In Erlenweiler, stimmte Fanni ihrer altklugen Gedankenstimme zu, wobei ihr auffiel, dass sich in letzter Zeit die Einhelligkeiten häuften (was sich vermutlich aber nicht einbürgern würde), wird Ivo sein Leben lang mit dem Handicap des Geächteten fertig werden müssen. Handicaps scheinen zu den Kleins zu gehören wie Muttermale. Der Alte wurde zeitlebens als Bösewicht verteufelt, sein Sohn als Kretin, Ivo als Abschaum.
     
    Sie hatten Kirchdorf passiert, und je näher sie ihrem Ziel am Fuß des Pyhrnpasses kamen, desto unruhiger wirkte Sprudel.
    Fanni sah ihn fragend an.
    Er räusperte sich. »Du hast beim Bauer am Gunst ein Apartment für uns bestellt?«
    Sie nickte.
    Nochmaliges Räuspern. »Ich wollte dich das gestern schon fragen.«
    Fanni wartete.
    Erneutes Räuspern. »Wie viele Schlafzimmer hat dieses Apartment denn?«
    Fanni verbiss sich das Lachen. »Zwei«, gab sie gepresst zur Antwort.
    »Zwei!« Sprudel klang alarmiert.
    »Eins für die Buben, das hat Stockbetten …« Fanni verstummte.
    Nun hör schon auf, ihn zum Besten zu halten.
    Sprudel hatte die Hände ums Lenkrad gekrampft.
    Da berührte Fanni sanft seinen Arm. »Sprudel, Sprudel. Du denkst, ich will dich reinlegen, auf die Probe stellen oder sonst was Kindisches. Schäm dich.«
    Er sah jetzt so verwirrt, ja fast gequält aus, dass Fanni ihn nicht mehr länger zappeln lassen konnte.
    »In dem Bauernhaus am Gunst«, erklärte sie ihm, »gibt es in der ersten Etage zwei Apartments und ein Extrazimmer mit Bad. Ich dachte mir, dieses Zimmer mit Bad hättest du gern für dich.« Sie beobachtete Sprudels Reaktion genau: Erleichterung? Enttäuschung?
    Beides. Ein Widerstreit der Gefühle.
     
    Die Buben sprangen aus dem Wagen, kaum dass er zum Stehen gekommen war, schossen auf den Stall zu, rasten durch das offene Tor und waren verschwunden.
    Fanni sah ihnen kopfschüttelnd nach.
    Inzwischen war die Bäuerin aus dem Haus getreten.
    Nachdem sie Fanni und Sprudel herzlich begrüßt hatte, sagte sie: »Machen S’ nur in aller Ruhe Ihre Wanderung. »Lassen S’ sich Zeit. Ich hab schon ein Aug auf die zwei.«
    Fanni dankte ihr und bat sie, die Buben – wann immer nötig – nachdrücklichst in die Schranken zu weisen.
    Dann brachten sie und Sprudel das Gepäck nach oben. Während Fanni den Kühlschrank füllte, stellte Sprudel für Max und Ivo Orangensaft, belegte Brote und Kekse auf dem Esstisch bereit.
    Kurz darauf stiegen sie erneut in den Wagen, um sich in Richtung Vorderstoder auf den Weg zu

Weitere Kostenlose Bücher