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Milchrahmstrudel

Milchrahmstrudel

Titel: Milchrahmstrudel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler Jutta
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Mit einem Stall voll Milchkühe ist man Jahr und Tag an den Hof angehängt. So oft habe ich mir schon überlegt, wie Ivo mal zu einem längeren Ausflug kommen könnte.«
    Es verstand sich von selbst, dass die Kleins nichts über Sprudels Beteiligtsein an der Unternehmung ausplaudern würden. Besser als alle anderen in Erlenweiler und Umgebung – schließlich waren es ja Sprudel und Fanni gemeinsam gewesen, die den alten Klein im Fall Mirza vor dem Knast bewahrt hatten – wussten sie über die enge Freundschaft der beiden Bescheid.
    Fanni nahm an, dass die Kleins nicht einmal über den Ausflug an sich reden würden, denn sie waren ebenso wenig wie Fanni daran interessiert, in Erlenweiler wieder einmal die Klatschwellen hochschlagen zu lassen.
    Begreiflicherweise hatten sie genug davon, dass über Ivo, den Tschechenbankert, hergezogen wurde, den Bene, der Kretin, adoptiert hatte. Käme nun den Erlenweilern etwas über Fannis Vorhaben zu Ohren, würde auch Ivo sofort wieder ins Gerede geraten, und den Erlenweiler Ring hinauf und hinunter würde es heißen: »Der Tschechenbankert – man fasst es nicht – tritt mit Fanni Rot und ihrem Liebhaber eine Reise an.«
    Olga war also freudig einverstanden, und die Kleins würden verschwiegen sein.
     
    Max, der wie ausgemacht am Freitagabend mit Leni in Erlenweiler angekommen war, zeigte sich enthusiastisch, als er erfuhr, dass er schier das komplette Wochenende mit seinem Freund auf einem österreichischen Bauernhof verbringen durfte.
    Fanni setzte ihren Enkel allerdings erst ins Bild, nachdem sich Hans Rot planmäßig am Samstag früh mit seinem Kegelclub nach Oberammergau aufgemacht hatte.
    Als die Luft rein war, nahm Fanni ihren Enkel beiseite und berichtete ihm von den Reiseplänen.
    »Mit Ivo«, jubelte Max. »Mit meinem besten Freund Ivo. Auf einen Bauernhof. Zu ganz besonderen Kühen.«
    »Mit Ivo«, bestätigte Fanni. Dann sah sie Max eindringlich an. »Aber vielleicht ist es besser, dem Opa nichts von unserem Ausflug zu erzählen.«
    »Opa ist ja eh nicht da«, sagte Max.
    »Später, meine ich, wenn wir zurück sind und er auch«, erklärte Fanni.
    Da legte Max verschwörerisch den Zeigefinger auf die Lippen. »Der Opa kann den Ivo nicht leiden, den Bene nicht, die Olga nicht und den Bauer Klein erst recht nicht. Da wäre es ja echt gemein, wenn wir ihm lang und breit von einem Ausflug mit Ivo erzählen würden.«
    Fanni atmete auf. Ihr Enkel würde dichthalten. Er würde Hans gegenüber weder den Ausflug erwähnen noch Ivo, und vor allem nicht – Sprudel.
    Leni zwinkerte ihrer Mutter verschwörerisch zu. »Heiße Aktion: Die Verfemten von Erlenweiler organisieren sich!«
    Leni hatte von dem Hintergrund, der zu Fannis Reiseplan geführt hatte, keine Ahnung. Denn gleich nach ihrer gestrigen Ankunft war sie zum Hütterl gefahren und hatte mit Marco dort übernachtet. Erst vor wenigen Minuten war sie zurückgekommen, um zu duschen und die Kleidung zu wechseln. Und nun war sie bereits wieder auf dem Sprung, weil sie und Marco sich auf den Weg nach Klattau machen mussten.
     
    Nachdem Leni winkend hinausgehüpft war, holte Fanni ihre Reisetasche, die sie am Freitag spätabends noch gepackt hatte, aus dem Keller. Gleich darauf stieg sie noch einmal hinunter und brachte ihren Rucksack, den Beutel mit den Bergschuhen und die Kühlbox mit den Lebensmitteln herauf. Sämtliche Gepäckstücke hatten hinter dem Bügelbrett vor Hans Rots Augen verborgen auf den Zeitpunkt der Abfahrt warten müssen.
    Und der war jetzt da.
    Fanni belud den Kofferraum, ließ Max und Ivo einsteigen und schickte sich an, den Wagen zu starten.
    Tags zuvor, noch am Schlosspark, hatte sie Sprudel zu verstehen gegeben, dass sie ihn am heutigen Morgen gegen zehn Uhr am Sportplatz abholen würde. Sprudels Wagen konnte dort unter der Zuschauertribüne übers Wochenende stehen bleiben, ohne dass er auffiel.
    Als Fanni den Zündschlüssel drehte, gab der Motor nur ein leises, sieches Röcheln von sich. Sie zog den Schlüssel heraus, steckte ihn erneut ins Schloss und ließ ihn mal nach rechts, mal nach links schnappen. Links tat sich gar nichts, rechts konnte man zuweilen ein gedämpftes Wimmern vernehmen.
    Unter fachmännischer Anleitung der beiden Buben versuchte Fanni daraufhin (während sie den Zündschlüssel rechts gedreht hielt) mit verschiedensten Taktiken, den Motor zum Laufen zu bringen. Sie trat mal sanft, mal heftig aufs Gaspedal, legte verschiedene Gänge ein (einmal sogar den Rückwärtsgang),

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