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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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benutzen. Die Bande hatte keine Ahnung, dass neuerdings wieder jemand dort wohnt.«
    Sogar Großmutters Silberkanne konnte erkennen, was Fanni von dieser Annahme hielt.
    Die Theorie verdient ein Ungenügend!
    Schnaubend begab sich Fanni zu dem leeren Sessel auf der anderen Seite des Tisches und ließ sich hineinplumpsen.
    Sprudel tat erneut einen tiefen Seufzer.
    »Diese Satanisten«, mäkelte Fanni, »müssten mindestens in einem, wenn nicht in mehreren Autos angereist sein. Und davon soll niemand was gemerkt haben?«
    »Fanni«, wandte Sprudel ein, »sie sind mitten in der Nacht gekommen.«
    »Dann waren sie ja erst recht ganz prima zu hören«, trumpfte Fanni auf. »Ich weiß genau, wie mucksmäuschenstill es nachts in Erlenweiler ist. In Birkenweiler wird es kaum anders sein. Wenn auf dem Erlenweiler Ring nach Mitternacht Motorengeräusch und Türenschlagen zu hören ist, dann steht Hans Rot auf und schaut aus dem Fenster. Und ich wette, in Birkenweiler gibt es mehr als einen Hans Rot.«
    Sprudel lachte, stimmte ihr aber zu. »Du hast recht. Ich hätte eigentlich was hören müssen – aus dem Bett gestiegen wäre ich wegen eines anhaltenden Autos allerdings nicht.«
    Fanni stand wieder auf und lief nervös hin und her. »Eine, vielleicht mehrere Personen haben sich nachts zu Fuß nach Birkenweiler geschlichen«, überlegte sie. »Dort sind sie in deine Scheune eingebrochen und haben in nächster Nähe der pulvertrockenen Balken Kerzen angezündet – schwarze Kerzen. Warum?«
    »Sie wollten Feuer legen und die Satanisten zum Sündenbock machen«, bot Sprudel als neue Erklärung an.
    Fanni nickte, lief auf und ab, schüttelte den Kopf.
    Plötzlich blieb sie stehen. »Sie wollten ein Zeichen setzen! Wollten eines klarmachen: Hier wohnt der Teufel. Er soll verbrennen.«
    »Ein bisschen theatralisch, findest du nicht?«, schmunzelte Sprudel.
    »Sicher«, antwortete Fanni, »sehr sogar. Aber wo heftige Emotionen im Spiel sind, wird’s nun mal theatralisch.« Sie deutete mit dem Zeigfinger auf Sprudel. »Wer ist denn eingezogen ins Saller-Anwesen? Der Erbschleicher, derjenige, der Elsie Kraft und Rosie Hübler um Erna Sallers Hinterlassenschaft gebracht hat. Eine Hinterlassenschaft, die Elsie dringendst nötig hatte, weil sie ihrem Jungen den Meisterlehrgang damit finanzieren wollte.«
    Sprudel starrte Fanni erschrocken an. »Du verdächtigst Elsie Kraft und Rosie Hübler – fromm, tugendhaft, angesehen?«
    »Und verkorkst bis in die Knochen, jedenfalls was Elsie betrifft«, konterte Fanni. »Elsie ist in ihrem Leben so oft zurückgestoßen, verletzt, geschmäht, gekränkt worden, dass sie möglicherweise den neuerlichen Schlag, den ihr das Schicksal zugefügt hatte, nicht verwinden konnte. Ist es denn nicht denkbar, dass ihr gemartertes Hirn plötzlich all die Plagen, die jemals über sie gekommen waren, auf eine einzige Person projizierte?« Und zwar auf Sprudel. Sprudel, den Teufel, der in einem Flammenmeer zur Hölle fahren sollte?
    Sprudel rieb seine Stirnfalten, bis sie rot anliefen.
    Toll, Fanni! Du mit deinen Beschuldigungen. Sprudel wäre heute Nacht beinahe die Matratze unterm Hintern abgefackelt, und du hast nichts Besseres zu tun, als gleich darauf deine verschrobenen Theorien auf ihn einprasseln zu lassen!
    » Wir sollten einen Tag lang ausspannen«, sagte Sprudel auf einmal. »Irgendwo hinfahren. Den Brand samt all den Scherereien, die er nach sich ziehen wird, vergessen; den toten Pfarrer ruhen lassen und den Bayerwald genießen. Könntest du nicht vorgeben, den morgigen Tag mit Leni zu verbringen? Sie würde uns decken.«
    »Das würde sie mit Vergnügen«, stimmte Fanni zu. Sie dachte einen Moment lang nach, plötzlich blitzte es in ihren Augen auf. »Aber ich glaube, das ist nicht nötig. Morgen ist Mittwoch, der 12. März, da fährt Hans zu einer seiner Fortbildungen. Zwischen acht und achtzehn Uhr sitzt er in Regensburg in einem Akademiesaal.«
    »Wir fahren nach …«, begann Sprudel begeistert.
    »Lam«, fiel ihm Fanni ins Wort.
    »Lam?«
    »Wir werden nicht an den Brand denken«, beteuerte Fanni, »und auch nicht an den toten Pfarrer. Aber wir könnten uns in seinem Heimatort danach erkundigen, was der lebendige Winzig in jungen Jahren so getrieben hat.«
    Sprudel gab sich geschlagen.
    »Wir treffen uns um kurz nach acht in Deggendorf am FH-Parkplatz«, bestimmte Fanni. »Dort kann ich meinen Wagen stehen lassen, ohne dass es jemandem auffällt.«
    Sprudel nickte versonnen.
    So einfach

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