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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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lässt sich Unheil nicht vergessen, dachte Fanni. Der Brand hat Sprudel bereits wieder eingeholt. Er wird viel darüber nachgrübeln müssen. Entstand das Feuer durch ein Missgeschick? Oder war es wirklich ein Anschlag auf ihn? Man müsste mit Elsie und Rosie einmal ein Wörtchen reden.
    Wenn du nicht gleich machst, dass du nach Hause kommst, wird dein Mann ein Wörtchen mit dir reden!
    Fanni sah, wie Sprudel aufschreckte, als sie mit einem scharrenden Geräusch ihre Stiefel anzog. »Ich muss gehen, Sprudel, hab zu Hause alles stehen und liegen lassen.«
    Er sprang ebenfalls auf. »Ich komme mit, Fanni. Der Abstieg muss eine einzige Rutschpartie sein.«
    »Glaubst du, das ändert sich dadurch, dass du dabei bist?«, entgegnete sie.
    Sprudel schnürte bereits seine Wanderschuhe zu. »Ich muss sowieso nach Birkenweiler hinunter. Der ermittelnde Beamte wollte sich ein weiteres Mal an der Brandstätte umsehen, und ich möchte vor Ort sein – falls sich noch was findet. Außerdem muss ich mir ein paar Sachen einpacken, wenn ich eine oder zwei Nächte hier in der Hütte verbringen will.«
    Er hielt für Fanni die Hüttentür auf und sah missbilligend auf ihre Stiefel. Sie waren aus plüschgefüttertem Wildleder und hatten dicke Kreppsohlen mit wenig Profil – schön warm bei trockener Kälte, schnell durchnässt und schlüpfrig bei matschigem Schnee.
    Fanni bemerkte seinen Blick und zuckte die Schultern. »Ich hatte es eilig, wollte nicht ewig mit den Schnürsenkeln der Wanderschuhe herumfummeln.«
    Sprudel lächelte sie gefühlsduselig an und nahm sie bei der Hand.
    Selbst Sprudels Profilsohle fand wenig Halt auf dem Feuchtschnee, der inzwischen an Eiklar erinnerte – fast durchsichtig, glitschig, nass.
    Sie rutschten und schlitterten, fingen sich, machten ein paar Schritte und rutschten wieder. Zu Beginn des Steilstücks, an der Kante, wo das Plateau in den Abbruch überging, landete Fanni auf dem Hosenboden. Spontan beschloss sie, einfach weiterzurutschen. Sie ließ Sprudels Hand los.
    Auf dem Hintern, dachte sie, geht es am schnellsten.
    Sprudel folgte ihr schlingernd, aber aufrecht. Als er sie weiter unten, wo es wieder flacher wurde, einholte, stand Fanni bereits wieder auf den Beinen. Ihre Hose tropfte, in ihren Stiefeln gluckerte es.
    Eine halbe Stunde später stellte Fanni den Wagen in der Garage ab. Die nasse Hose hatte bereits ihre Unterwäsche durchweicht. In den triefenden Schuhen fühlten sich ihre Zehen an, als wären sie zu Schwämmen mutiert.
    Fanni hastete auf die Haustür zu. Sie steckte soeben den Schlüssel ins Schloss, da kreissägte es hinter ihr: »Haben Sie es schon gehört, Frau Rot?«
    Fanni drehte sich um. Sie musste Frau Praml abwimmeln.
    »Gewiss meinen Sie den Brand, Frau Praml«, sagte sie. »Ja, davon habe ich gehört.«
    Wenn du meinst, damit gibt die sich zufrieden, dann hast du dich aber geschnitten!
    »Elsie sagt, Satanisten …«, begann Frau Praml. Da fiel ihr Blick auf die halbkreisförmige Türmatte aus Gummi, auf der Fanni stand.
    Es tropfte darauf hinunter. Frau Praml blinzelte. Kein Zweifel, die Tropfen kamen aus Fannis Hosenboden.
    »Meine Güte«, sägte Frau Praml schrill, »Frau Rot, Sie sind ja ganz nass. Waren Sie etwa wieder joggen? Bei dem Nassschnee? Sie müssen hingefallen sein.«
    Fanni nickte kraftlos.
    Frau Praml drängte sie beiseite, drehte den Schlüssel im Schloss, öffnete die Tür, schob Fanni hinein und vor sich her. »Schnell, Sie müssen sich was Trockenes anziehen.«
    Auf dem Esstisch steht noch das schmutzige Geschirr, und in der Küche sieht es aus wie im Hinterzimmer vom Dorfwirt!
    Fanni riss sich die Stiefel von den Füßen und patschte auf schmatzenden Socken durch den Flur – dicht gefolgt von Frau Praml. Sie öffnete die Wohnzimmertür, ließ Frau Praml eintreten, murmelte »Sekunde bloß« und schloss die Tür von innen. Dann eilte sie Nässe versprühend quer durch den Raum auf den Durchgang zum Esszimmer zu, schlüpfte hindurch und klappte von außen die Flügeltür zu, bis der Schließmechanismus deutlich hörbar einschnappte.
    Glaub bloß nicht, dass sich Frau Praml lang gefangen halten lässt!
    Während sie den Reißverschluss ihrer Hose öffnete, rannte Fanni ins Schlafzimmer. Dort riss sie sich die nassen Sachen herunter, schlüpfte in trockene aus dem Schrank, ohne groß darauf zu achten, was sie da anzog, und raste, während sie den Reißverschluss der Hose zumachte, zurück ins Esszimmer. Sie sprang zum Tisch, warf die Teller

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