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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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ineinander, türmte Besteck und Gläser obenauf und eilte mit dem Geschirrstapel in die Küche. Wohin jetzt damit?
    Ins Backrohr!
    Fanni öffnete die Klappe und schob alles hinein.
    Auf dem Herd stand der Topf mit dem dümpelnden Knödel darin. Fanni nahm ihn und stellte ihn in die Pfanne mit der restlichen – inzwischen gestockten – Pilzsoße. Die Pilze quollen wie Schlacke an den Topfrändern empor. Und wohin damit?
    Mikrowelle!
    Fanni zwängte Pfanne samt Topf in den Mikrowellenherd. Die Tür ließ sich nicht ganz schließen, weil der Pfannenstiel ein Stückchen herausragte.
    Egal!
    Fanni schaltete die Espressomaschine ein. Dann raffte sie den Kochlöffel, das Schneidebrett, das Küchenmesser, ein Schälchen und einen Becher – alles, was sie zum Kochen benutzt hatte – von der Anrichte und schleuderte es kurzerhand in die Salatschüssel. Wohin bitte?
    Kühlschrank!
    Fanni öffnete die Kühlschranktür und schob die Salatschüssel hinter das Eimerchen mit Naturjoghurt, aus dem nur sie sich bediente. Sie griff sich gleich noch die Milchpackung, dann schloss sie die Kühlschranktür, und als sie sich umdrehte, stand Frau Praml da.
    »Aber Frau Rot, Sie sollten doch nicht extra … Obwohl, so ein Latte macchiato …«
    Das Mahlwerk begann zu rattern.

13
    Fanni wusste es wirklich schon, und zwar aus erster Hand. Frau Praml würde ihr nicht mehr viel Bemerkenswertes zu berichten haben. Oder doch?
    Während Frau Praml darauf gewartet hatte, dass Fanni ins Wohnzimmer zurückkam, hatte sie sich ein wenig umgesehen und etwas entdeckt, das sie Fanni nun vor die Nase hielt.
    Es war der Tischläufer.
    Fanni hatte die Stoffbahn mit den breiten gelben und dunkelgrünen Streifen vor drei Jahren aus Genua mitgebracht, wo sie bei Leni einen zweiwöchigen Urlaub verbracht hatte. Leni war damals – um den Sockel für ihre Doktorarbeit zu erarbeiten – einem Forschungsteam an der Universität von Genua zugeteilt gewesen und hatte ein ganzes Jahr lang in der italienischen Hafenstadt gelebt.
    Fanni liebte diesen Tischläufer. Sie hatte ihn zusammen mit Sprudel ausgesucht, mit dem sie jede Minute verbrachte, die sich Leni im Universitätslabor aufhielt. Wenn Leni freigehabt hatte, waren sie zu dritt unterwegs gewesen.
    »Zu knallig«, hatte Fanni damals gesagt, als Sprudel den Läufer aus einem Stapel unscheinbarerer Genossen herausfischte, »zu lebhaft, zu grell.«
    »Gerade deshalb«, hatte Sprudel geantwortet. »Stell dir das Stöffchen auf deinem Wohnzimmertisch vor, umrahmt von den dunklen Bücherregalen.«
    Fanni hatte kurz die Augen geschlossen, hatte sich ihr Wohnzimmer vorgestellt, und sofort war sie von der grün-gelben Stoffbahn überzeugt gewesen.
    Frau Praml legte sie sich soeben um die Schultern. »Das sind die Farben von Togo«, sagte sie und sah Fanni beschwörend an. »Würden Sie mir den Läufer fürs Wochenende leihen?«
    Was will die Praml denn mit dem Tischläufer?
    Fanni erstickte den Gedanken, bevor er als Frage aus ihrem Mund schlüpfen konnte.
    Die Antwort war ohnehin schon unterwegs. »Wissen Sie, Frau Rot, Pfarrer Winzig hat samstags immer die Damen vom Frauenbund zu sich zum Essen eingeladen. Togo-Franz kann so eine Tradition nicht einfach unter den Teppich kehren. Das will er auch gar nicht, im Gegenteil. Er hat uns einen Abend unter dem Motto ›Birkdorf liegt in Togo‹ versprochen. Na ja, die Idee dazu hatte unsere Vorsitzende, aber Togo-Franz war sehr angetan von dem Vorschlag. Er will Maisfladen für uns backen.«
    Frau Praml drapierte den Tischläufer so, dass die Stoffenden auf ihrer linken Schulter zu liegen kamen. »Wir vom Frauenbund bringen natürlich auch alle was zu essen mit, etwas original Afrikanisches. Ich koche Hirse mit Sahne, Honig und Rosinen, Elsie macht einen Salat aus Erdnüssen, Rosie brät Yamswurzeln.«
    Sie nahm den Tischläufer von den Schultern und hielt ihn Fanni wieder vor die Nase. »Rosie hat gemeint, es wäre eine passende Geste, wenn wir alle in den Nationalfarben Togos erscheinen würden. Leider hab ich nichts in Grün-Gelb. Aber Ihr Läufer hier …«
    Ausgerechnet!
    Frau Praml wartete auf eine Antwort.
    Fanni nickte matt. »Gern.«
    Frau Praml lächelte, dann nahm sie die Stoffbahn noch einmal in Augenschein. »Die Flagge von Togo hat in der rechten oberen Ecke noch ein rotes Feld mit einem weißen Stern darin. Rot und weiß. So ein Tuch besitze ich. Das binde ich um die Frisur – schauen Sie.« Sie wand sich Fannis Tischläufer um den Kopf und

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