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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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fragte Fanni.
    »Ich kann mir ja Zeit lassen«, erwiderte Sprudel.
    »Zeit«, murmelte Fanni, stand auf und griff nach ihrer Jacke.
    »Morgen?«, fragte Sprudel.
    »Morgen um zwei«, versprach Fanni.
    Fanni machte auf der Heimfahrt einen Umweg übers Edekageschäft. Sie musste zum Abendessen ein Stück Fleisch auf den Tisch bringen, wenn sie Hans Rot nicht reizen wollte. Die ganze vergangene Woche über hatte sie hauptsächlich vegetarisch gekocht.
    Sie kam mit zwei Körben voll Einkäufen nach Hause, die sie noch in Speisekammer und Kühlschrank verstauen wollte, bevor Hans vom Büro zurückkehrte.
    Sie sah nach der Uhrzeit und dachte, das müsse leicht zu schaffen sein.
    Nur wenn dir Frau Praml nicht auflauert!
    Fanni hatte Glück.
    Das Fleisch brutzelte in der Pfanne, als Hans Rots Wagen in die Zufahrt bog. Es lag köstlich angebräunt auf seinem Teller, als er sich an den Tisch setzte.
    Hans hatte an diesem Tag nicht viel zum Besten zu geben.
    Ob ihm wohl schon zu Ohren gekommen ist, dass Bauer Klein tatsächlich ein Alibi hat?, fragte sich Fanni.
    Ihr Mann kaute an seinem Steak und schwieg.
    Er brütet vielleicht neue Anschuldigungen gegen Klein aus. Gewiss ist ihm bereits zugetragen worden, dass du heute Morgen länger auf dem Klein-Hof zugange warst, als man braucht, um ein Säckchen Kartoffeln zu holen.
    Im Flur klingelte das Telefon.
    Es war Leni. Ja, antwortete sie auf Fannis Frage, sie würde wie geplant morgen kommen, allerdings abends erst und nicht vor sieben.
    »Hebst du mir was vom Abendbrot auf, Mami«, bat sie. »Ich komme mit einem Wolfshunger direkt aus dem Labor.«
    »Ich warte mit dem Essen auf dich«, sagte Fanni. »Papa isst sowieso beim Dorfwirt – Schweinshaxe. Die Schützen feiern ihren Sieg über einen Verein aus der Oberpfalz, Schwandorf, glaub ich.«
    »Schweinshaxe«, sagte Leni abfällig. Im Gegensatz zu Fannis jüngster Tochter Vera hatten Leni und Leo die Vorliebe ihrer Mutter für vegetarische Gerichte – geerbt?, angenommen?
    »Für uns zwei mache ich Schupfnudeln, und dazu gibt’s saure Milch«, kündigte Fanni an.
    »Cool, Mami«, rief Leni.
    Fanni kicherte. »Leni«, meinte sie, »du solltest den Artikel lesen, der gestern im Birkdorfer Wochenblatt stand. Heutzutage ist nichts uncooler, als ›cool‹ zu sagen. Das Wort ist genauso out wie ›krass‹ und ›super‹. Man sagt jetzt ›steil‹, glaube ich.«
    »Ich kann da eh nicht mehr mithalten. Langsam muss ich mich damit abfinden, zur längst überholten Generation ›Cool und Krass‹ zu gehören. Man wird halt nicht jünger«, gluckste Leni. »Erst gestern habe ich mich dabei erwischt, mir eine feste Beziehung auszumalen. Krass, oder?«
    »Steil«, antwortete Fanni. »Braucht man dazu nicht einen Partner?«
    »Ich erzähl dir von ihm«, kündigte Leni an, »morgen Abend bei Schupfnudeln und saurer Milch.«
    Als Fanni am Freitag kurz vor zwei Uhr beim Hütterl ankam (sie war recht gut vorwärtsgekommen, weil sie in ihre Fußstapfen vom Vortag treten konnte, die sich, nachdem es aufgehört hatte zu regnen, einigermaßen hielten), fand sie die Tür versperrt. Sie fummelte den Schlüssel aus ihrer Hosentasche und schloss auf.
    Im Herd glomm ein schwaches Feuer. Sprudel hatte also im Hütterl übernachtet, war aber dann morgens nach Birkenweiler abgestiegen.
    Fanni entfachte die Glut mit einem Knäuel Altpapier und legte Holzscheite nach. Sie setzte gerade Kaffeewasser auf, als Sprudel hereinschnaufte.
    »Länger gedauert, als angenommen«, hechelte er. »Menge Zeit gekostet.«
    Fanni gab ihm einen Kuss auf die Backe und deutete auf den Polstersessel unter dem Fenster, denjenigen, den sie in Gedanken als Sprudelloge bezeichnete. Er ließ sich hineinfallen.
    Während er langsam zu Atem kam, deckte Fanni das Tischchen.
    »Was hat dich denn aufgehalten?«, fragte sie, nachdem Sprudel einen Schluck Kaffee genommen hatte und wieder sichtlich flacher atmete.
    »Olga«, antwortete er.
    »Mirzas Schwester?«
    Sprudel nickte. »Wir haben geputzt.«
    Fanni runzelte die Stirn, starrte ihn an und schwieg. Deutlicher hätte sie ihm nicht sagen können, dass sie im Moment keine Lust auf Rätselraten hatte.
    Sprudel ergab sich und begann zu erzählen: »Heute Morgen habe ich die Hütte schon sehr früh verlassen und bin zum Saller-Anwesen hinuntergegangen. Ich wollte versuchen, alles so weit zu säubern, dass ich wieder dort wohnen kann.«
    »Warum?«, unterbrach ihn Fanni. »Magst du das Hütterl nicht?«
    Sprudel lächelte ein

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