Milchstraße - Geschichten von der großen Liebe (German Edition)
zogen. Während der drei Jahre, die mein Traummann und ich zusammen lebten, waren wir vielleicht drei Monate für uns alleine.
Selbstverständlich beeinträchtigte es unser Verhältnis, dass ständig jemand von meiner Familie da war. Am Ende kostete es mich meine Beziehung. Eines Tages sagte er mir, dass er das nicht mehr mitmachen würde. Er sah, dass ich meine Familie nie aufgeben würde.
Sogar eine ganz große Liebe kann zerbrechen, wenn du sie nicht beschützt.
Rosanna
Die Rose unter dem Scheibenwischer
Damals dachte ich: Alle Schwulen wollen eine Partnerschaft fürs Leben.
Er war Rechtsanwalt in Frankfurt und ich war wenige Monate dort, um meine Diplomarbeit zu schreiben. Ich fand diesen großen, schlanken Mann so sexy und toll! Er hatte einmal Sex mit mir. Dann bin ich weggezogen, um in Berlin zu arbeiten.
Ich war so verliebt in ihn, dass ich extra von Berlin kam und ihn suchte. Ich klemmte ihm sogar eine Rose unter den Scheibenwischer.
Das ging so weit, dass ich zu einem Bekannten mit einer coolen Wohnung sagte: „Du musst ausgehen. Ich brauche deine Wohnung. Ich will mich mit dem treffen.“ Er überließ mir die Wohnung tatsächlich und ich traf mich einmal mit meinem Angebeteten dort.
Aber mein Anwalt hat mich wie ein Stück Dreck behandelt. Er meinte: „Wir können uns in der Sauna treffen.“ Dort hatten wir Sex und er ist wieder zurück in sein Leben gegangen.
Ich hatte mich total verrannt in diese Sache. In Berlin hätte ich tausend Männer haben können, aber ich wollte den Unerreichbaren, fuhr jedes Wochenende nach Frankfurt und er ließ mich hängen. Ich war so blind!
Erwin
Salsa mit Sven
Ein DJ legt Platten auf. Meine Freundin Marina und ich nehmen einen Drink an der Bar, tanzen ein wenig und sprechen mit ein paar Leuten, die wir kennen. Plötzlich höre ich die Stimme meines Coachs in meinem Kopf: „Such dir den Mann aus, der am traurigsten ausschaut.“ Ich lächele über den Gedanken und schaue mich im Lokal um. Da sehe ich diesen jungen Mann. Er sitzt allein mit seinem Getränk am Tisch.
„Wartet er auf seine Freundin? Lass mal noch zehn Minuten verstreichen und warte, ob seine Freundin auftaucht.“
Kurz darauf spricht er mit jemandem am Telefon. Keine Freundin weit und breit zu sehen.
So sage ich zu Marina: „Ich kümmere mich mal um den Kerl da drüben.“
Ich gehe also hinüber und spreche ihn an: „Na, was machst du? Gefällt es dir hier?“
Seinem Gesichtsausdruck nach scheint er sich zu fragen: „Wer bist du? Und warum sprichst du mit mir?“ Ich denke: „Vielleicht spricht er kein Englisch“ und versuche es auf Spanisch. „Ich spreche kein Spanisch“, meint er. „Englisch?“ „Nein, Deutsch.“
Ich grinse. „Mein Deutsch ist nicht wirklich gut.“ (Tatsächlich spreche ich überhaupt kein Deutsch.)
Er antwortet „Ich verstehe Englisch.“
Ich: „Ich finde es toll, dass ich dich hier kennen lerne.“
Er strahlt und bietet mir an, mich zu ihm zu setzen. Wir unterhalten uns angeregt und ich spüre eine gute Verbindung zwischen uns beiden. Nebenbei organisiert er neue Getränke.
Ich bin gleich zurück. Muss mal zur Toilette“, sage ich.
„Ich komme mit dir.“
„Du willst mit mir zur Damen-Toilette gehen“, wundere ich mich.
„Oh, nein. Ich warte auf dich.“
Ich finde das reizend. Die Männer in Mexiko tun das. Wenn ein Mädchen zur Toilette geht, warten sie vor der Tür auf sie und bringen sie zurück zum Tisch. Interessant, dass er das als Deutscher ebenfalls macht. Ich fühle mich sehr beschützt durch ihn. Ein schönes Gefühl!
Später, ganz plötzlich, küsst er mich. Ich habe den Eindruck als würde ich ihn schon ewig kennen. Was um Himmels willen ist hier los?
Ich halte mich zurück, wie unter Schock. Nachdem wir ausgetrunken haben, bringt er mich nach Hause. Wir haben himmlischen Sex. Das ist für mich außergewöhnlich beim ersten Mal.
Bei unserem zweiten Date kommt er nervös bei mir an. Dieses Mal haben wir keinen Sex. Er will mich kennenlernen. Er möchte sehen, wie wir uns verstehen ohne Alkohol und außerhalb einer Bar. Dieses zweite Mal ist sehr wichtig für mich.
Ich frage ihn, ob er tanzen kann. Er sagt:
„Ja, ein wenig.“
„Salsa?“
„Nein.“
„Ich kann‘s dir zeigen, wenn du möchtest.“
Er hat noch nicht einmal „ja“ gesagt, steht auf und nimmt mich in den Arm. Ich zeige ihm die Grundschritte.
Später erzählt er mir, er habe das getan, weil er in meinen Augen gesehen hat, wie sehr ich Salsa tanzen
Weitere Kostenlose Bücher