Milchstraße - Geschichten von der großen Liebe (German Edition)
Zähneputzen. Unsere Computer liefen bis in die Nacht. Sie standen im Bett und wir lasen nebenher, lernten, oder was man sich auch immer vorstellen kann. Ich beobachtete ihn beim Kochen, beriet ihn beim Kofferpacken für Geschäftsreisen. Das war sehr lustig.
***
Ich war überhaupt nicht aufgeregt, als ich im Flieger saß. Nach der Landung holte ich mein Gepäck. Da wurde ich doch nervös. Er hatte angekündigt, etwas später zu kommen, wartete aber schon. Im ersten Moment dachte ich: „Oh, ich hab ihn mir etwas grösser vorgestellt.“
Er nahm mir sofort galant die Tasche aus der Hand. Ich sah ihn an. Verrückt. Ich traf den Menschen, neben dem ich die letzten Wochen eingeschlafen bin. Er war mir so vertraut. Ich hatte ihn durch unsere Skype- und Telefonsessions ja schon eine ganze Weile um mich. Es war wie nach Hause zu kommen, alles so, wie es mir ausgemalt hatte. Wie selbstverständlich küssten wir uns sofort. Es war von Anfang an intensiv und doch normal.
Es war noch früh und wir fuhren zu ihm nach Hause. Er hatte den Frühstückstisch schön gedeckt und mir ein bayrisches Wörterbuch als Geschenk auf meinen Platz gelegt. Bevor ich wieder weg fuhr schrieb er hinein:
„Das Wochenende war wunderschön Liebes, und ich wünsche uns noch viele solche Zeiten. Wenn mich jemand nach der Anzahl fragen würde, so wäre meine Antwort wohl: „unendlich“. Dein Frank“
Unser Verhältnis wurde immer enger und dann bin ich zu ihm gezogen. Mittlerweile haben wir eine Tochter und wir heiraten in ein paar Wochen.
Susanne
Phantasien
Mit wachen inneren Augen
Seh‘ ich dich nackt zwischen Rosen
Statt an Erinnerungen zu saugen
Würd‘ ich dich jetzt liebkosen
Deinen Körper mit Küssen bedecken
Dich streicheln von den Zehen bis zur Nase
Dir Brust und Verborgenstes lecken
Lustwandeln mit dir zur Ekstase
Meinen Körper an deinem reiben
Deine wohltuende Weichheit schlürfen
Es mit dir richtig treiben
Dazu hätt‘ ich Lust – doch tät‘ ich‘s auch dürfen?
Dein Julian
Opas Manschettenknopf
Eines Abends hole ich Erwin spät vom Laden ab. Prickelnde Spannung liegt in der Luft. Wir schlendern Hand in Hand nach Hause und erzählen uns von den Ereignissen des Tages.
Kurz vor dem Schlafengehen lässt er die Katze aus dem Sack. Er überreicht mir ein Päckchen mit einer großen Schleife. Voll freudiger Erwartung entferne ich das hübsche Papier und halte die Schachtel in der Hand. Ich öffne den Deckel: „Oh, ein silberner Ring.“
„Willst du mich heiraten?“, fragt er.
Mein Herz hüpft vor Freude. „Ja, und ob ich will!“ Diesen Augenblick vergesse ich nie.
Der Ring hat eine Geschichte. Erwin erbte die Hochzeitsmanschettenknöpfe seines Opas. Einen hatte er sich schon vor einigen Jahren zu einem Ring umarbeiten lassen. „Das Gegenstück lasse ich für die Frau anfertigen, die ich heiraten will.“ Und jetzt hat er den zweiten extra für mich machen lassen. Ich trage ihn mit Stolz.
Heidi
Das Model
„Ulla, kannst du mir in der Boutique an der Kasse aushelfen?“ fragt mich Maria. Meine Freundin besitzt einen der bekanntesten Läden in Düsseldorf.
„Klar, das mache ich gerne“ erwidere ich.
Ein junger Mann geht am Schaufenster vorbei. Unsere Blicke treffen sich. - Oh, was prickelt denn da in meinem Bauch?
Ich kenne ihn vom Sehen, er verkauft meiner Freundin Kleider. Er schlendert weiter zu einem Stehcafé am anderen Ende der Straße. So geht das ein paar Tage lang. Er traut sich nicht, mich anzusprechen. Michael, der Mann der Ladenbesitzerin, hat das irgendwie mitbekommen, geht raus und meint zu dem jungen Mann „Richard, jetzt komm doch mal rein und stell dich vor!“
Er gefällt mir. Bestimmt ist er Engländer: rothaarig mit Sommersprossen und heller Haut. Mit dreizehn war ich in der Boarding-School in England. Der Vater der Familie in der ich wohnte, brachte seiner Frau immer den Tee ans Bett. Das war für mich als junges Mädchen das Größte. Ich beschloss: Ich heirate mal einen Engländer. Ich wollte einen Mann, der mir jeden Morgen den Tee mit einem Cookie ans Bett bringt.
Wir unterhalten uns eine Weile und er gibt mir zum Abschied seine Visitenkarte: „Wenn du jemals in Delhi bist, komm mich besuchen.“ Ich denke nur „So ein blöder Kerl. Was soll ich denn in Indien?“
Michael weiß, in welchem Hotel er wohnt und arrangiert ein weiteres Treffen für Richard und mich. Nach dem Abendessen habe ich ihn ganz frech mit nach Hause genommen. Zwei Tage später reist Richard nach
Weitere Kostenlose Bücher