Miles Flint 01 - Die Verschollenen
Kontakten zu ehemaligen Klienten, ratterten die Namen herunter, als wollten sie ihre Vorgeschichte im Detail durchgehen.
Bei einem der Namen klingelte es.
Ekaterina rieb sich die Augen und setzte sich auf. Die Wände waren alt und voller brauner Streifen. Der Rest der ehemals weißen Permaplastikoberflächen war gelb verfärbt.
Und das war es, was anders war. Sie konnte sehen. Der Falsche Morgen war aufgezogen und hatte genug Licht mitgebracht, dass Ekaterina imstande war, im Haus etwas zu sehen. Und sie wünschte, sie könnte es nicht.
Der Boden war mir braunem Staub übersät, mit alten Lebensmittelverpackungen und tierischen Exkrementen, die aussahen wie Mäusekot, aber sie war nicht sicher, ob das möglich war. Wer würde schon Nagetiere auf den Mond bringen wollen?
Der Gestank war immer noch wahrnehmbar, obwohl sie sich nun schon eine ganze Weile in ihm aufhielt. Ekaterina fragte sich, ob er sich schon in ihrer Kleidung festgesetzt hatte, und hoffte, dass das nicht der Fall war. Sie wollte imstande sein, mit dem alltäglichen Strom der Menschen auf Armstrongs Straßen zu verschmelzen.
Obwohl der Falsche Morgen angebrochen war, wusste sie, dass sie nicht lange geschlafen hatte. Ihre innere Uhr verriet das deutlich – die Benommenheit in ihrem Schädel, die Probleme, die ihr das Aufwachen selbst bereitete. Das zeigte, wie wachsam sie selbst im Schlaf noch war, wenn sie trotz der Müdigkeit allein durch die Veränderung der Lichtverhältnisse erwachte.
Ekaterina stand auf und streckte sich. Ihre Muskeln schmerzten von der kurzen Zeit auf den harten Stühlen. Der Unfall wirkte sich stärker auf sie aus, als ihr zunächst bewusst geworden war. Die schmerzhaften Folgen würde sie noch einige Tage spüren.
Wenn sie sich doch nur an die Namen erinnern könnte, die ihr im Traum begegnet waren.
Der Raum, in dem sie geschlafen hatte, war fensterlos. Eine Treppe, deren Stufen in der Mitte gebrochen waren, als hätte jemand etwas zu schweres auf ihr transportiert, war in die hintere Wand eingelassen. Die Wand auf der anderen Seite war die, die eingestürzt war. Von dort drang Licht ein, riss Decken, einen Haufen Lebensmittelverpackungen und Wasserflaschen aus dem Dunkel.
Jemand nutzte dieses Haus bereits – oder hatte es in der Vergangenheit genutzt.
Ekaterina knurrte der Magen, als sie auf die Vorräte zuging. Die Lebensmittel waren schon seit zwei Jahren abgelaufen, das Wasser aber nicht. Sie griff sich die nächste Flasche und leerte sie in einem Zug. Schon fühlte sie sich besser als noch einen Moment zuvor.
Ekaterina war stark dehydriert gewesen. Sie trank noch eine Flasche, dieses Mal langsamer, und sah sich nach etwas um, das sie als Rucksack benutzen konnte. Sie wollte einige der Flaschen mitnehmen.
Es kam ihr seltsam vor, dass jemand all dieses Zeug hier zurückgelassen hatte, ohne selbst wiederzukommen.
Sie schlenderte durch den Raum, der einst als Küche gedient hatte, öffnete Schränke und fand zerbrochene Gerätschaften und gesplittertes Geschirr. Offenbar war dieser Ort schon vor langer Zeit geplündert worden.
Danach ging sie in einen dritten Raum, der bis auf einen Stapel abgelegter Kleider in der Ecke leer zu sein schien.
Hier war der Geruch am schlimmsten. Die Verpackungen, gegen die sie in der Nacht getreten war, waren hier gelandet, und auf dem Boden wuchs etwas Grünes aus einem ehemaligen Nahrungsmittel.
Ekaterina beäugte die Kleidungsstücke und sah einen Stiefel, der in einem seltsamen Winkel aus dem Stoff hervorragte: ein Stiefel mit Mondstaub auf der Sohle und einer Hose, die sich an den Schaft anschloss.
Und sie verstand. Sie musste nicht näher herangehen.
Ihr mysteriöser Gastgeber war hier gewesen, die ganze Zeit. Tot.
Ekaterina drehte sich der Magen um, und sie war froh, dass sie an diesem Morgen nichts gegessen hatte; anderenfalls wäre es ihr nun vollständig wieder hochgekommen. Glücklicherweise hatte sie letzte Nacht kein Licht gehabt. Sie hatte sich nicht umgesehen; also hatte sie ihn nicht gefunden, und infolgedessen hatte sie ein paar Stunden Schlaf und etwas dringend benötigtes Wasser bekommen.
Sie fragte sich, ob er einer natürlichen Todesursache erlegen war, oder ob jemand ihn umgebracht hatte. Dann beschloss sie, dass sie das gar nicht wissen wollte. Es war besser für sie, es nicht zu wissen, denn dann würde sie sich nicht den Rest des Tages den Kopf darüber zerbrechen müssen.
Aber sie musste von hier verschwinden.
Ekaterina nahm zwei Wasserflaschen
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