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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Augen zu schließen.«
    »Wenn ich recht verstehe, haben Sie ihn gesehen«, bemerkte Reese.
    DeRicci schüttelte den Kopf. »Ich habe diese Lektion vor langer Zeit gelernt, Sir.«
    Er seufzte, und sie hätte wetten können, dass ein Teil des Problems darauf beruhte, dass er es nicht gewohnt war zu warten. Er war jedoch daran gewöhnt, Verantwortung zu tragen; aber sein Spezialgebiet waren die hiesigen Regierungserlasse und die Gesetze von Armstrong. Er wusste absolut nichts über Verschwundene, und das hatte er schon in dem Moment zugegeben, in dem DeRicci in sein Büro gestürmt war.
    Vielleicht hätte er, würde er sich mit Verschwundenen auskennen, die Wilderfamilie nicht holen lassen und Carryth nicht hinzugezogen. Vermutlich hätte er DeRicci erklärt, sie möge die Sache als Verlust verbuchen und ihn in Ruhe lassen.
    Dann wurde die Tür des Konferenzraums geöffnet. Der Vater trat heraus. Von Angesicht zu Angesicht wirkte er noch kleiner, der Rücken krumm, die Augen tief in den Höhlen versunken, und sein Gesicht war allenfalls noch blasser als in dem Zeugenwartezimmer.
    Er brauchte einen Moment, ehe sein Blick imstande war, DeRiccis Gesicht zu erfassen. »Ich soll hier draußen warten.«
    Er hörte sich verwirrt an.
    »Wer hat das gesagt?«, fragte Reese.
    Wilder stierte ihn an, als sehe er ihn nun zum ersten Mal.
    »Sie haben ein Recht, dort drin zu sein«, sagte Reese, der den merkwürdigen Ausdruck in Wilders Gesicht offenbar nicht bemerkte. »Es ist schließlich Ihr Kind …«
    »Sir.« DeRicci legte die Hand auf seinen wollenen Ärmel, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Meine Frau«, sagte Wilder. Irgendwie klang die Antwort zeitverzögert, wie über eine Sprechverbindung zwischen Erde und Mond. »Meine Frau hat mich gebeten zu gehen.«
    »Manchmal ist es besser, wenn sich nur ein Ehegatte um so einen Fall kümmert«, sagte DeRicci. Und sie wusste, warum die Ehefrau ihren Mann hinausgeschickt hatte. Die Frau wollte Carryth die Wahrheit erzählen.
    »Unsinn«, sagte Reese. »Das ist …«
    DeRicci drückte seinen Arm kraftvoller. Bei all dem Ärger, den sie sich in den letzten vierundzwanzig Stunden eingefangen hatte, sollte eine grobe Behandlung des Stadtsyndikus die Dinge kaum mehr verschlimmern können.
    »Sir«, sagte DeRicci. »Warum gehen Sie nicht mit Mr. Wilder etwas frühstücken? Ich bin sicher, er hat noch nichts gegessen …«
    »Nein«, widersprach Wilder mit einer festen Stimme, die DeRicci ihm gar nicht zugetraut hätte. »Sie wollen Sie da drin haben.«
    »Also gut«, entgegnete DeRicci. »Dann gehen wir beide.«
    »Sie beide«, gab Wilder zurück.
    Reese musterte ihn einen Moment, und plötzlich verstand er, was los war. DeRicci hatte ihren Verdacht ihm gegenüber bei ihrem ersten Gespräch nicht erwähnt – den Verdacht, dass die Frau ihrem Mann nichts von ihren Erfahrungen auf Korsve erzählt hatte. DeRicci war davon ausgegangen, dass Reese selbst darauf kommen würde. Verschwundene erzählten ihren späteren Partnern nur selten etwas von ihrem Vorleben.
    »Sie hat irgendetwas getan, nicht wahr?«, fragte Wilder mit brüchiger Stimme. »Etwas, das die Wygnin wütend gemacht hat. Und sie hatte Angst, mir davon zu erzählen. Sie hätte mir davon erzählen sollen. Wir hätten irgendetwas unternehmen können, statt darauf zu warten, dass diese Kreaturen eines unserer Kinder stehlen. Um Gottes willen, wir haben noch zwei andere Kinder.«
    Dann blinzelte er DeRicci an. »Ist das der Grund, warum Ihre Leute darauf bestanden haben, die beiden anderen zu bewachen?«
    »Das ist die Standardvorgehensweise in derartigen Fällen«, log DeRicci. Außerdem wäre es vermutlich gar keine Lüge gewesen, gäbe es derartige Fälle. Aber nach ihrem Kenntnisstand war es noch nie vorgekommen, dass die Wygnin mit fragwürdigen Papieren erwischt worden waren.
    »Sind wir alle in Gefahr?«, hakte Wilder nach.
    Reese trat näher an ihn heran. »Mr. Wilder, wir tun, was wir können, und …«
    »Aber wird das genug sein?«, fiel ihm Wilder ins Wort. »Mein Sohn ist in Gefahr, meine ganze Familie. Sie wissen nicht, wie das ist.«
    »Nein.« Hinter Wilders Rücken winkte Reese seiner Mitarbeiterin zu. »Das weiß ich nicht. Aber wir werden Ihnen helfen, so gut wir können.«
    Die Mitarbeiterin kam näher. Ihr Blick traf den von Wilder, der sich gleich darauf abwandte.
    »Haru wird Sie jetzt hinunterbringen. Essen Sie eine Kleinigkeit und ruhen Sie sich ein bisschen aus, während wir hineingehen. Ich verspreche,

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