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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Flint entdeckte. Er tippte auf seine Marke, woraufhin diese aufleuchtete, und die Frau nickte und kam auf ihn zu.
    »Fala Valey«, stellte sie sich vor, ohne ihren Rang zu erwähnen, und Flint nahm an, dass das kein Zufall war. Der Junge, der sich noch immer an sie klammerte, sah auch so schon verängstigt genug aus.
    »Miles Flint.«
    »Ich habe Befehl, diese Kinder Ihrer Obhut zu übergeben, bis die Forderungen der Wygnin überprüft werden konnten.« Sie sprach in offiziellem Tonfall, aber ihre Hand lag noch immer auf dem Rücken des Jungen und streichelte ihn sanft, als wolle sie ihn trösten, während sie sprach.
    »Ja«, sagte Flint.
    Ihr Kollege trat aus dem Tunnel. Flint konzentrierte sich weiterhin auf den Jungen.
    Er musste etwa acht Jahre alt sein. Seine Haut war hell, beinahe so weiß wie Kreide, eine Farbe, die extrem selten geworden war. Derzeit waren seine Züge verquollen, die Augen geschwollen. Die Haut an seiner Nase war so spröde, dass sie pellte. Dieses Kind hatte schon seit sehr langer Zeit geweint.
    »Das ist Jasper«, sagte Valey. »Seinen Familiennamen möchte er uns lieber nicht verraten … Nicht wahr, Jasper?«
    Die Antwort des Jungen bestand darin, dass er sein Gesicht hinter ihrem Arm versteckte.
    »Wir wissen nicht, wie lange er schon bei ihnen ist«, sagte sie nun mit sanfterer Stimme. »Allerdings kann es noch nicht so lange sein. Seine Kleider sind hier hergestellt worden. Aber das ist alles, was wir über ihn wissen.«
    Flint nickte. »Es ist ein Anfang.«
    »Wer nimmt dieses Kind?«, fragte der Kollege der Frau.
    Er kam nicht darum herum. Flint würde sich auch um das Baby kümmern müssen.
    Er trat vor. »Das mache ich«, antwortete er und sah das Baby zum ersten Mal an.
    Es war jünger, als Emmeline zum Zeitpunkt ihres Todes gewesen war. Sie war achtzehn Monate alt gewesen, ein Kleinkind mit einem Lächeln voller Zahnlücken, ein Kind, dessen erstes und liebstes Wort »Daddy« gelautet hatte.
    Der alte Schmerz nagte an Flints Herzen. Sie war nun schon seit über zehn Jahren tot, und er konnte die Erinnerung an sie noch immer nicht ertragen, aber auch nicht aufhören, an sie zu denken.
    Ihr Haar war golden gewesen wie seines. Ganz anders als das Haar dieses Babys. Dieses Kind hatte einen Schopf schwarzer Haare, die sich über seiner dunklen Haut kringelten. Seine Augen waren geschlossen, lange Wimpern vor vollen Bäckchen. Es sah vollkommen entspannt aus. Entweder war es zu jung, um zu verstehen, was mit ihm geschehen war, oder es war noch nicht lange bei den Wygnin gewesen.
    »Na dann«, sagte der Grenzpolizist und übergab Flint das Baby.
    Flint hatte vergessen, wie schwer Babys sein konnten, wie kompakt und muskulös diese kleinen Körper waren. Dieses Kind war warm und roch nach Talkumpuder. Jemand hatte auf dem Schilf seine Windeln gewechselt, vorausgesetzt, es trug noch Windeln.
    Flint strich vorsichtig mit der Hand über den Kopf des Kindes und schloss die Augen. Er erinnerte sich an das Gefühl eines schlafenden Kindes in seinen Armen. Seine Tochter hatte stets das gleiche Gefühl der Zärtlichkeit in ihm hervorgerufen, den gleichen Beschützerinstinkt. Er hatte geglaubt, all das wäre mit ihr gestorben. Er hatte geglaubt …
    Flint schüttelte die Erinnerung wieder ab. Wenn er weiter über Emmeline nachdachte, wäre er nicht imstande, mit dieser Situation fertig zu werden. Er musste den Jungen in seinen Armen distanzierter sehen, ihn als ein Problem wahrnehmen, das gelöst werden musste.
    Nur nicht als Baby. Er konnte nicht mit einem Baby fertig werden, das die Wygnin geholt hatten. Die Wygnin nahmen die Kinder, um die Verbrechen ihrer Eltern zu strafen, und die Kinder kehrten niemals zurück.
    Um ihn herum herrschte Stille. Flint löste den Blick von dem Kind in seinen Armen. Wenn er das Kind nicht ansah, konnte er sich beinahe vorstellen, es wäre Emmeline.
    Er vertrieb den Gedanken. Die anderen beobachteten ihn; also räusperte er sich und fragte: »Kennen wir den Namen dieses Kindes?«
    »Wir wissen nichts über dieses Kind«, antwortete der Grenzer.
    »Wie viele Kinder sind da noch?«
    »Nur diese beiden«, antwortete Valey.
    Gut. Flint war nicht überzeugt, dass er noch mehr hätte ertragen können. Er wusste ja noch nicht einmal, ob er mit diesen beiden zurechtkommen würde.
    Sollten die Wygnin gültige Vollmachten besitzen, würden diese Kinder mit ihnen nach Korsve reisen. Das Kind in Flints Armen würde etwas anderes werden als ein Mensch. Aber Jasper – auch

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