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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Mahnung gedacht war, teilweise auch dazu beitragen sollte, dass sie exakt das tun würden, was DeRicci getan hatte, als sie herausgefunden hatte, womit sie es zu tun hatten: Rechtsberatung und sprachliche Unterstützung herbeirufen. Alles andere konnte furchtbare – aber legale – Konsequenzen nach sich ziehen.
    »Das gefällt mir überhaupt nicht«, sagte DeRicci, als sie neben Flint auftauchte. »Die Wygnin versuchen normalerweise nicht, sich an der Grenzpatrouille vorbeizuschleichen.«
    Flint nickte. Er sah zu, wie ein goldenes Schiff, flankiert von drei Grenzerschiffen, sich langsam einen Weg in die Kuppel bahnte. Zwei der Grenzerschiffe wachten über der Spitze der Kuppel. Das Dritte flog mit dem Wygnin-Schiff hinein.
    Flint hatte Wygnin-Schiffe bisher nur in Videos, Holos oder in zweidimensionaler Darstellung gesehen, und keines der ihm bekannten Bilder wurde diesem Schiff gerecht. Das Gold blitzte sogar in diesem trüben Licht, und das Schiff schien herniederzuschweben. Es gab keinen offen erkennbaren Antrieb, und die ganze Landung wäre lautlos vor sich gegangen, wäre da nicht das Summen der Motoren des Grenzerschiffs gewesen.
    Das Grenzerschiff landete mit dem üblichen Bumms. Das Wygnin-Schiff setzte auf, als wäre es nur pure Luft.
    In diesem Moment schloss sich die Kuppel, und die beiden anderen Grenzerschiffe flogen davon, vermutlich, um ihre Patrouille fortzusetzen. Das Problem mit den Wygnin blieb damit dem dritten Schiff und der Staatsgewalt von Armstrong – repräsentiert durch Flint und DeRicci – überlassen.
    Sie waren schon Glückskinder. Dieser Tag entwickelte sich allmählich zu einer echten Katastrophe.
    »Sollen wir den Tunnel hinuntergehen?«, fragte Flint seine Kollegin.
    »Ich möchte mich von den Mistkerlen so weit wie möglich fern halten«, entgegnete sie. »Je länger wir warten, desto größer die Chance, dass wir sie den Juristen überlassen können.«
    Zum ersten Mal konnte Flint ihrer Logik voll und ganz folgen. Zwei Raumpolizisten kamen herbei und flankierten den Tunneleingang, offensichtlich auf Anforderung von DeRicci. Sie tippte erneut auf ihren dienstlichen Interlink und versuchte herauszufinden, wo die Verstärkung derzeit war. Ihrem barschen Tonfall entnahm Flint, dass sie noch lange nicht in Sichtweite sein würde.
    Die Luke des Wygnin-Schiffs öffnete sich, und DeRicci fluchte erneut. Dann deaktivierte sie den Interlink und seufzte.
    »Sieht so aus, als hätte ich die Wygnin gezogen«, sagte sie.
    »Ich kann …«
    »Nein, Sie können nicht.« Sie schluckte schwer. »Ich habe wenigstens schon ein bisschen Erfahrung mit ihnen. Ich weiß ein paar Probleme zu vermeiden. Sie nicht. Ich werde nur vorübergehend den Babysitter spielen, bis die Verstärkung eingetroffen ist. Sie kümmern sich um die Kinder, okay?«
    Flint wollte nicht einmal in die Nähe der Kinder. Er war nicht mehr in der Nähe von Kindern gewesen, seit Emmeline gestorben war.
    »Flint?«, sagte DeRicci.
    Er musste nicht mehr antworten, weil sich vor ihnen Aktivität entfaltete. Eine Grenzpolizistin verließ das Wygnin-Schiff als Erste. Aus der Ferne sah sie winzig aus. Sie wartete, während die Wygnin ausstiegen.
    Flint hatte noch nie zuvor einen Wygnin gesehen. Sie bewegten sich wie ihr Schiff, fließend, als könne eine Windböe sie davonwehen.
    Sie waren sogar noch ätherischer, als sie im Film wirkten – beinahe Negativbilder lebender Wesen. Flint zählte fünf von ihnen, wenngleich es einen Moment dauerte, bis er sie erkannt hatte. Sie waren so schmal, sie schienen überhaupt keine Masse zu besitzen. Ihre Körper waren beinahe zweidimensional.
    Aber er konnte ihre Annäherung spüren. Etwas änderte sich in der Luft um ihn herum. Vielleicht war es ein Geruch, aber falls es einer war, dann keiner, den er ohne weiteres hätte identifizieren können. Es war, als würden die Wygnin selbst die Qualität der wiederaufbereiteten Luft verändern, sie lebendiger machen, nur durch ihre bloße Anwesenheit anreichern.
    Als sie aus dem Tunnel kamen, sahen sie sich prüfend in der Umgebung um. Irgendwann fielen ihre Blicke auf Flint, und er widerstand dem unwillkürlichen Drang zurückzuweichen. Ihre Augen waren menschlicher als die aller anderen Aliens, die ihm bisher begegnet waren. Vielleicht waren sie gewissermaßen sogar übermenschlich. Sie drückten Befindlichkeiten und Emotionen so lebhaft aus, dass Flint sie fühlen konnte, als wären es seine eigenen.
    »Nach unten sehen«, flüsterte DeRicci.

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