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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Sie unterbrach sich und starrte in all diese goldenen Augen, ein Kraftakt, der ihren ganzen Einsatz forderte. »Und vergessen Sie nicht: Sollten Sie sich entscheiden, die Kinder hier zu lassen, steht es Ihnen frei, jederzeit abzureisen.«
    Damit verließ DeRicci den Raum. Die Juristen folgten ihr auf dem Fuß. Einer von ihnen hielt sie auf. Der Nervöse. Der, den sie getreten hatte.
    »Sie spielen ein gefährliches Spiel«, sagte er.
    »Wie würden Sie darüber denken, wäre Ihr Kind in der Gewalt der Wygnin?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich wäre den Wygnin einfach von Anfang an nicht in die Quere gekommen.«
    »Wer garantiert uns, dass diese Eltern so etwas getan haben?«
    »Die Wygnin sind sorgfältig. Sie machen normalerweise keine Fehler.«
    »Normalerweise?« DeRicci beschleunigte ihren Schritt ein wenig. »Sie finden es richtig, dass jemand sein Kind verliert, weil die Wygnin normalerweise sorgfältigsind?«
    »Falls die Wygnin ein Hindernis in Ihnen sehen, könnten Sie Schwierigkeiten bekommen.«
    »Mit denen oder mit der Erdallianz?«
    »Versuchen Sie es mit beiden«, antwortete der Mann. »Und vergessen Sie der Vollständigkeit halber auch nicht die Armstrongkuppel und Ihr Department. Wollen Sie wegen dieser Sache wirklich Ihre Karriere aufs Spiel setzen? Oder Schlimmeres?«
    Dann ging er an ihr vorbei. Der andere Jurist folgte seinem Beispiel und schaute DeRicci über die Schulter hinweg mitfühlend an.
    DeRicci zitterte. Die Juristen hatten Recht. Sie wusste, dass sie Recht hatten. Aber sie konnte diesem Teil ihrer Arbeit nicht besser gerecht werden. Und die Gesetze waren auch nicht gerecht.
    Kein Kind sollte gezwungen werden, für die Verbrechen seiner Eltern zu bezahlen. Ganz egal, was die Gesetze der Wygnin dazu sagten. Ganz egal, welche Vereinbarungen zwischen den Kulturen getroffen wurden. Ganz egal, welche Urteile die Gerichte verhängten.
    Die Gerichte mussten sich nicht mit diesen Dingen auseinandersetzen. Ebenso wenig wie die Gesetzgeber oder die Diplomaten, die diese Vereinbarungen trafen. Selbst die führenden Köpfe der Regierung, die Polizeipräsidenten und die Abteilungsleiter hielten sich fern davon.
    Sie alle überließen die Umsetzung dieser Gesetze und Verordnungen den einfachen Beamten, und die mussten anschließend die Köpfe hinhalten, wenn etwas danebenging. Die Leute, die keinen Einfluss hatten, keine Autorität, nur ein Gesetz, an das sie nicht glauben konnten.
    DeRicci war froh, dass sie diese Kinder nicht hatte sehen müssen. Wenigstens würden ihre Gesichter sie nicht verfolgen können, sollte sie versagen.
     
    Die Kinder wurden unter Aufsicht gestellt und in einer deprimierenden grauen Suite im Keller des Armstrong City Complex untergebracht. Die Suite hatte keine Fenster. Eine Tür führte auf einen schmalen Korridor hinaus, und eine schwarze verspiegelte Wand bildete einen Sichtschutz für die darunterliegende Nische.
    Die Möblierung des Wohnbereichs war spärlich: eine wackelige Couch, ein dünner Teppich und ein paar Kissen, die achtlos in die Ecken geworfen worden waren. Eine Kiste mit Spielsachen stand am Fuß der Spiegelwand, aber die meisten Spielzeuge waren längst kaputt.
    Jasper schien so oder so kein Interesse an den Kindern zu haben. Ihn bewegte vielmehr die Tatsache, dass seine Grenzpolizistin nicht mehr bei ihm war. Ein Paar vom Social Service war inzwischen eingetroffen. Flint war den beiden schon früher bei sozialen Einsätzen auf dem Mond begegnet.
    Opal und John Harken. Sie hatten sich darauf spezialisiert, Kinder in Krisensituationen zu betreuen, vor allem Kinder, die aufgrund von Streitigkeiten in Polizeigewahrsam waren. Viele Kinder wurden in Kinderpflegeheimen untergebracht, aber es schien, als würde die Zahl derer zunehmen, auf die das nicht zutraf. Diese Kinder mussten in dieser trostlosen Suite oder einer anderen, ähnlichen Unterkunft bleiben, während ihre Eltern vor Gericht stritten oder Ansprüche ans fremden Kolonien bearbeitet wurden.
    Als Flint eingetroffen war, hatte Opal Marken ihm das Kleinkind abgenommen und in eine Wiege im nächsten Schlafzimmer gelegt. Flint hatte sie beobachtet – eigentlich hatte er den Jungen beobachtet –, als könne er das Kind allein durch seine Blicke schützen.
    Der Junge war fort, aber Flint konnte ihn noch immer riechen, Talkum und dieser süße Duft, der allen menschlichen Kindern bis zum Alter von drei Jahren anhaftete. Flint hatte das Kind so lange gehalten, dass sein Geruch in seine Uniform

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