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Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Miles Flint 01 - Die Verschollenen

Titel: Miles Flint 01 - Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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und dicker. Sie durfte jetzt nicht die Nerven verlieren.
    »Die Grenzpolizei hat sie unter dem Verdacht der Kindesentführung hergebracht, was in der Erdallianz als Verbrechen gilt. Verstehen Sie das?«
    Der Wygnin hob die flachen Hände und sprach. DeRicci widerstand dem Drang, sich abzuwenden. Wenn die Wygnin zu Gesten griffen, war das ein Zeichen von Aufregung.
    »Er beharrt darauf, dass sie die notwendigen Vollmachten besitzen«, sagte die Dolmetscherin.
    »Ich weiß, worauf er beharrt.« DeRicci musste sich zusammenreißen, um ihre Stimme ruhig zu halten. Warum zum Teufel musste gerade sie das tun? Warum konnte sich nicht irgendjemand anderes um diesen Mist kümmern? Sie war Detective, kein Diplomat.
    Ein Detective, dessen Akte fleckig genug war, dass es niemanden interessierte, sollte sie sich gezwungen sehen, den Dienst zu quittieren. Und es interessierte auch niemanden, ob sie die Wygnin verärgerte. Sie war jemand, für den sich einfach niemand interessierte, Punkt, und das wusste ihre gesamte Abteilung.
    »Ich werden ihm jetzt die Dinge erklären, die ich aufgrund der Umstände zu tun habe.« DeRicci faltete die Hände über dem Bauch. Sie wollte den Wygnin auch nicht die kleinste Spur ihrer eigenen Aufregung zeigen. »Können Sie ihnen das klarmachen?«
    »Ich weiß es nicht.« Die Dolmetscherin hörte sich verunsichert an. »Es gibt ein paar Dinge, die schwer zu erklären sind.«
    DeRicci kniff die Augen zusammen. »Versuchen Sie es.«
    Die Dolmetscherin leckte sich die Lippen und fing an zu sprechen. DeRicci beobachtete sie und fragte sich, wie die Frau wohl über diese Geschichte dachte. Ihr Auftreten kennzeichnete sie als einen jener seltsamen Menschen, deren Sympathien in den meisten Fällen auf Seiten der Wygnin lagen. Neidete sie den Kindern die Chance, nach Korsve zu gehen? Oder verstand sie, dass die Kinder, sollten sie den Mond verlassen, auf ewig jegliche Chance auf ein normales menschliches Leben verlieren würden?
    Der Wygnin antwortete, und die Dolmetscherin seufzte. »Er sagt, er sei überzeugt, dass ihre Vollmacht schwerer wiegt als unsere Verfahrensweisen.«
    »Aber nicht schwerer als unsere Gesetze«, konterte DeRicci. »Erinnern Sie ihn daran, dass er gemäß unserer Gesetzgebung überhaupt keine Vollmachten besitzt. Zumindest nicht zurzeit.«
    Einer der Juristen rutschte auf seinem Stuhl hin und her. DeRicci ignorierte ihn. Sie wusste, dass sie sich auf dünnem Eis bewegte, und sie würde solange dort bleiben, bis es unter ihr brach.
    Der Wygnin ergriff erneut das Wort, dieses Mal, ohne auf die Übersetzung zu warten. DeRicci hätte beinahe genickt. Sie hatte gewusst, dass dieser Mistkerl mehr verstand, als er zugeben wollte.
    »Er wird sich an die Regierung von Armstrong wenden und vor den Multikulturellen Tribunalen Protest anmelden«, sagte die Dolmetscherin.
    »Dafür wird er seine Vollmachten brauchen«, kommentierte DeRicci. »Ich werde im Rahmen meiner Möglichkeiten kooperieren.«
    Das war im Grunde keine Lüge. Sie hatte schließlich nicht gesagt, sie würde im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten kooperieren.
    »Ich habe ihnen einen Rechtsbeistand angeboten«, fuhr DeRicci fort und bemühte sich um einen sachlichen Tonfall. »Aber solange diese Angelegenheit nicht geklärt ist, bleiben die Kinder hier, und die Wygnin werden unter Aufsicht gestellt. Ich kann beide Seiten nicht zusammenbringen, solange ich nicht sicher bin, dass alle rechtlichen Erfordernisse erfüllt sind. Ich bin sicher, die Wygnin werden das verstehen. Immerhin umfassen ihre Gesetze ähnlich strenge Vorschriften.«
    »Detective«, sagte einer der Juristen mit warnendem Unterton.
    Hätte DeRicci geahnt, dass sich diese Juristen in ihre Bluffs einmischen würden, dann hätte sie ihnen nicht gestattet, sie in den Raum zu begleiten. Beim nächsten Mal würden die Anwälte draußen warten müssen.
    Sie ging überhaupt nicht auf ihn ein. Stattdessen bewegte sie sich zur Tür, um das Ende des Zusammentreffens zu signalisieren. »Sollte sich die Angelegenheit zugunsten der Wygnin aufklären, wird die Armstrongkuppel als Repräsentant der Erdallianz ihnen die Kinder selbstverständlich gern übergeben.«
    Die Dolmetscherin wiederholte jedes Wort, aber ihr Blick ruhte nun auf dem Boden. Niemand sah die Wygnin an. Niemand außer DeRicci.
    »Bis dahin werde ich dafür sorgen, dass Sie bequem untergebracht und ihren Bedürfnissen gemäß versorgt werden. Sollten Sie irgendetwas brauchen, dann geben Sie uns Bescheid.«

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