Miles Flint 01 - Die Verschollenen
Außerirdischen innerhalb einer Woche, beide direkt von den Docks. Normalerweise bekommen wir gar nichts von den Docks.«
»Bereitet Ihnen das kein Kopfzerbrechen?«
»Das tut es erst, wenn das Muster klarer wird. Wenn es in beiden Fällen um Disty ginge oder um Wygnin, dann würde ich mich fragen, was da eigentlich los ist. Aber das ist nicht der Fall.«
Flint nickte.
Dann wurde die Tür zu seinem Büro geöffnet. Andrea Gumiela, Chief der First Detective Unit, beugte sich herein. Sie war eine große Frau, stämmig, aber muskulös, mit einem langen, traurigen Gesicht und dünnem, rötlichem Haar.
»Ihre Ortungssignale sagten, Sie wären hier.« Ihre Stimme klang neutral, geschäftsmäßig. Flint hatte noch nie erlebt, dass sie sich verstimmt oder erregt angehört hätte, und er glaubte auch nicht, dass sie dazu imstande war. »Was mich überrascht. Ist es nicht noch ein bisschen früh?«
»Ich verhandele immer noch mit den Wygnin«, gab DeRicci in bitterem Tonfall zurück.
»Und ich musste heute Morgen das erste Elternpaar in Empfang nehmen«, sagte Flint.
»Eine schlimme Sache ist das«, bemerkte Gumiela, als würde es sie eigentlich überhaupt nicht kümmern. »Ich habe Ihren Bericht erhalten, Flint. Sie haben den Disty-Rachemord schon abgeschlossen?«
Er nickte.
»Gute Arbeit.«
»Danke«, sagte er ohne das kleinste Lächeln. Gumiela verteilte nur selten Komplimente, ohne im Gegenzug etwas zu wollen.
»Da Sie beide in den letzten Tagen so viel auf den Docks zu tun hatten, dachte ich, ich könnte Ihnen ruhig eine weitere Sache übergeben, zumal Sie in dem Rachemordfall so schnell und gründlich gearbeitet haben.«
»Die Wygnin nehmen einen Haufen Zeit in Anspruch«, wandte DeRicci ein.
»Ach.« Gumiela grinste. »Darum kümmern sich doch die Anwälte. Sie haben versucht, Kontakt zu mir aufzunehmen, bevor sie sich an Sie gewandt haben. Warum denken Sie, bin ich so früh schon hier?«
»Tut mir Leid, Sir«, sagte DeRicci.
Gumiela winkte ab. »Nicht Ihr Problem, Detective. Lösen Sie den Fall einfach so gut Sie können – falls Sie können. Aber jetzt brauche ich Sie an den Docks.«
»Was ist los?«, fragte Flint.
»Eine Touristin behauptet, außerhalb des Mondraums einen Zusammenstoß mit den Rev gehabt zu haben. Sie hat Angst, sie könnten hinter ihr her sein. Ich möchte wissen, ob sie fantasiert, oder ob da was dran ist.«
»Was für eine Art von Zusammenstoß?«, erkundigte sich DeRicci.
»Unklar«, antwortete Gumiela. »Aber das gehört zu den Dingen, die wir schnell in die Heia bringen müssen. Wir können keine panischen Touristen brauchen, die denken, die Rev oder irgendwelche anderen Aliens würden unschuldige Leute verfolgen. Ich möchte, dass Sie die Frau aufsuchen, ehe die Medien es tun. Ist das klar?«
»Ja.« DeRicci seufzte.
»Wo ist sie jetzt?«
»Decon One im interstellaren Wartebereich. Die HazMat-Leute haben das Gebiet abgesperrt, weil sie befürchtet haben, sie könne flüchten. Sie wollen, dass wir schnell jemanden rüberschicken.«
»In Ordnung«, sagte Flint. »Von ›schnell‹ verstehen wir was.«
»Ich komme gerade vom Hafen«, beklagte sich DeRicci.
»Sieht so aus, als wären Sie diese Woche für diese Art Arbeit bestimmt«, sagte Gumiela. »Sollte noch etwas reinkommen, sorge ich dafür, dass Sie es bekommen.«
Sie begleitete ihre Worte nicht mit einem Lächeln; dann zog sie heftig die Tür hinter sich ins Schloss.
»Wissen Sie«, sagte Flint, »wenn Sie sich nicht so häufig beklagen würden, würden Sie auch nicht ständig die Aufträge bekommen, die Sie nicht ausstehen können.«
»Doch, würde ich«, widersprach DeRicci ihm. »Denken Sie darüber nach, Flint. Ich bin hier nicht gerade sonderlich beliebt.«
»Haben Sie je gefragt, warum?«
»Ich weiß, warum«, antwortete sie, als sie sich erhob.
»Klären Sie mich auf?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das werden Sie noch früh genug erfahren.«
Sie hatten sie eingeschlossen. Verdammt. Ekaterina wanderte ruhelos durch den Aufenthaltsbereich vor der Dekontaminationskammer. Sie hatte die ganze Prozedur hinter sich gebracht; sogar ihre Handtasche war gescannt und ihre Kleidung chemisch gereinigt worden.
Ihre Kleider kratzten auf der Haut, aber daran konnte sie nun auch nichts ändern. Sie würde warten müssen, bis irgendjemand sie heraus ließ.
Zumindest konnten die Rev nicht hereinkommen. Wenigstens in dieser Hinsicht war sie hier sicher. Aber sollten sie auftauchen und nach ihr fragen, war die
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