Miles Flint 01 - Die Verschollenen
wohin sie gegangen war.
Ekaterina würde einfach verschwinden, genau, wie sie es vorgehabt hatte. Vielleicht war sie wirklich imstande zu verschwinden – und zwar ganz allein.
Flint saß am Schreibtisch und beendete gerade seinen Bericht über die drei Leichen auf der Jacht, als DeRicci zur Tür hereinkam. Sie sah so müde aus, wie er sich fühlte.
»Sie sind früh dran«, bemerkte er.
»Sie auch.« DeRicci zog den Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtisches zurück, setzte sich und rieb sich die Augen. »Probleme?«
»Kommt drauf an, von welchem Fall Sie sprechen.«
DeRicci hörte auf, sich die Augen zu reiben, und sah Flint an. »Okay. Mit welchem haben wir keine Probleme?«
»Die drei Toten von gestern. Sie waren legitime Angriffsziele der Disty.«
»Haben Sie einen Bericht geschrieben?«
»Den mache ich gerade fertig.« Nachdem er eine einfallsreiche rechtmäßige Suche durchgeführt hatte, um die entsprechenden Vollzugsbefehle zu finden. Er hatte um die DNA-Scans gebeten, aber er wusste, dass er die Erlaubnis, sie zu nutzen, erst in ein paar Wochen erhalten würde. Wenn sie einträfen, würde er den Fall endgültig abschließen können. Bis dahin verwies er auf die Löcher in den Chipdaten und notierte, wie sie ihn zu den echten Namen geführt hatten. Da diese Akten vermutlich nie vor Gericht gehen würden, musste er auch nicht erklären, wie er von A nach B gekommen war, aber er lieferte dennoch eine vereinfachte Erklärung … nur für alle Fälle.
»Was haben sie getan?«, fragte DeRicci.
»Eine von ihnen hat einen Sicherheitsbeamten der Disty getötet, die anderen haben ihr bei der Flucht geholfen.«
»Idioten!« DeRicci schüttelte den Kopf. »Sie hätten es besser wissen müssen.«
»Das ist fünfzehn fahre her.«
DeRicci erhob sich, stemmte die Hände in die Hüften und seufzte. »Mit der Zeit werden die Leute selbstgefällig. Vermutlich waren sie einfach nicht mehr wachsam genug oder sowas in der Art.«
Flint legte die Stirn in Falten. Er hatte keine Ahnung. Er arbeitete noch nicht lange genug an derartigen Fällen, um sich eine Vorstellung von den Hintergründen machen zu können. »Ursprünglich waren sie zu viert. Diese drei sind geflüchtet, nachdem die vierte Person getötet wurde.«
»Also hatten sie noch einige Mittel zur Verfügung.«
Er nickte. Er erzählte ihr nicht, dass er noch immer eine Suche nach dem Piloten und dem Copiloten durchführte. Sie würde das für Zeitverschwendung halten. Schließlich war der Fall praktisch abgeschlossen.
»Okay.« Wieder rieb sich DeRicci die Augen. »Dieser Fall ist also unsere gute Neuigkeit, was bedeutet, die schlechte lauert bei den Kindern, richtig? Die Eltern des Babys sind hier. Was ist mit dem Achtjährigen?«
»Jasper«, sagte Flint.
»Bauen Sie nur keine persönliche Beziehung auf.«
Zu spät. Auch wenn Jasper nicht derjenige war, zu dem eine persönliche Beziehung bestand. Flint faltete die Hände auf der Schreibtischplatte. »Seine Leute kommen aus dem Tychokrater. Sie sollten heute im Laufe des Tages eintreffen.«
»Tychokrater.« DeRicci schüttelte den Kopf. »Das Kind ist ganz gut rumgekommen.«
»Ja«, bestätigte Flint.
»Und wo liegt das Problem?«
»Ich weiß es noch nicht«, gestand Flint.
»Sie wissen es nicht?« DeRicci ließ die Hände sinken und sah ihn an.
»Ich habe aber einen Verdacht.«
Sie schüttelte den Kopf. »Keine Beweise? Nichts Konkretes?«
»Nein«, antwortete er.
»Dann will ich es nicht hören. Ein bloßer Verdacht ist nichts wert, vor allem wenn es darum geht, den Wygnin an die Eier zu gehen.«
Flint grinste. »Die haben Eier? Ich dachte, das wäre ein Teil des Problems bei der Bestimmung ihres Geschlechts gewesen.«
»Verarschen kann ich mich selbst, Miles.« Aber DeRicci lächelte ebenfalls. Schließlich setzte sie sich wieder. »Es ist im Augenblick ziemlich hart. Sie scheinen der Ansicht zu sein, wir sollten ihnen diese Kinder einfach übergeben, weil sie es sagen.«
»Immer noch keine Vollmachten?«
»Keine Vollmachten, die die korrekten Informationen enthalten. Die Namen stimmen nicht überein, und die Dinger sind alt.«
»Alt scheint das Motto der Woche zu sein«, bemerkte Flint.
»Ja«, stimmte ihm DeRicci zu. »Manchmal scheinen die Dinge geballt auftreten zu müssen. Wir arbeiten jetzt – wie lange? – zusammen, und bis jetzt haben wir es immer mit normalen Fällen zu tun gehabt: Diebstähle, Morde, so was in der Art. Jetzt haben wir gleich zwei Fälle mit
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