Miles Flint 03 - Die Tödlichen
der Mann tatsächlich sprach.
Lahiri drehte sich um und sagte, Carolyn?, als sich der Mann in die Wohnung drängte. Lahiri wandte sich wieder zu ihm um, und in ihren Zügen zeigte sich eine Mischung aus Furcht und Ärger.
Dann trat der Mann die Tür zu.
DeRicci hielt das Bild der geschlossenen Tür an.
Offensichtlich hatte der Mann behauptet, er wäre gekommen, um Carolyn zu sprechen. Sollte es sich bei dem Mann, wie DeRicci vermutete, um Flint handeln, würde sein Anliegen und Dr. Lahiris Reaktion einen Sinn ergeben. Sie hätte ihn in ihre Wohnung eingelassen, hätte er die Frau sprechen wollen, der er geholfen hatte, ihrer Vergangenheit zu entkommen.
Aber Dr. Lahiri wäre ihm gegenüber nicht so kühl aufgetreten, oder? Abgesehen davon, dass Kann ich Ihnen behilflich sein? etwas war, das man normalerweise gegenüber einer unbekannten Person aussprach, konnte die Floskel auch als höfliche Methode dienen, jemandem zu erklären, dass er unerwünscht war.
DeRicci spulte erneut zurück, um sich die Sequenz noch einmal anzusehen. Sie hatte Dr. Lahiri nicht gekannt; also wusste sie nicht, wie diese Frau reagierte, wenn ein Freund vor der Tür stand, oder ob sie vielleicht jeden so behandelte.
Und nun waren keine Familienmitglieder mehr übrig, die sie hätte bitten können, ihr in diesem Punkt weiterzuhelfen. DeRicci würde sich an die Freunde der Familie wenden müssen – vorausgesetzt, die Lahiris hatten welche – und an die Kollegen der Lahiris, um eine Antwort auf diese Frage zu finden.
Irgendetwas stimmte hier nicht, und das lag nicht nur daran, dass alle Beweise in irgendeiner Form auf Flint hindeuteten. Hätte er die Absicht gehabt, diesen Leuten etwas anzutun, dann wäre er wohl vorsichtiger gewesen – oder?
Polizisten und ehemalige Polizisten bildeten sich gern ein, besonders raffiniert im Hinblick auf Beweise zu sein, aber wie jeder andere begingen auch sie Fehler. Und vielleicht hatte die Familie Flint irgendwie provoziert; vielleicht hatten sie jenen einen Punkt gefunden, der ihn wirklich aus dem Gleichgewicht brachte.
DeRicci schüttelte den Kopf. Selbst wenn die Person an der Tür Flint gewesen war, war das doch noch kein Beweis dafür, dass er die Lahiris ermordet hatte.
Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und faltete die Hände. Wäre sie nicht mit Miles Flint befreundet gewesen, so hätte sie ihn aufgrund dieser Beweislage zum Verhör aufs Revier bringen lassen.
Sie räumte ihm immer noch Spielraum ein.
Ihr Magen verkrampfte sich. Sie hasste diesen Fall.
Aber sie würde ihn auf ihre Weise bearbeiten. Ehe sie Flint herzitierte, wollte sie sicher sein, dass sie alle notwendigen Beweise beisammen hatte. Sie wollte ihn nicht wegen einer Formalität wieder auf freien Fuß setzen müssen, und sie wollte sich nicht vorzeitig verraten.
Immerhin wussten Lokalisierungsspezialisten, wie man effektiv verschwinden konnte – und dass Miles Flint verschwand, war das Letzte, was sie wollte.
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F lint betrachtete das Überwachungsvideo zur gleichen Zeit wie DeRicci. Sie verstand nichts von Computernetzwerken und Links – das überließ sie stets den Technikern –, und so konnte Flint sich problemlos auf ihr System aufschalten, um sich anzuschauen, was sie ansah.
Und was er sah, gefiel ihm nicht. Der Mörder hatte sich am Rand des Aufnahmebereichs aufgehalten und damit gezeigt, dass er genau wusste, wo die Kameras der Gebäudeüberwachung installiert waren.
Wie er es auch in der Wohnung getan hatte, legte der Mörder auch hier Spuren, und sie waren alle falsch. Der Mörder hatte dunkles Haar, dunkle Haut und dunkle Augen. Als er die Wohnung betreten und die Lahiris umgebracht hatte, hatte er ausgesehen wie auf dem Bild der Söldnervermittlung.
Irgendwie hatte er aber an dieser Aufnahme herumgespielt, oder er hatte eine Art Kostüm getragen, um sich Zugang zu der Wohnung zu verschaffen.
Flint studierte das Überwachungsvideo aus dem Hausflur. Da gab es eine ganze Reihe von Problemen. Zum Ersten schien es nur wenige Augenblicke vor Öffnung der Aufzugtür anzufangen. Zugegeben, es war möglich, dass die Techniker es schlicht in dieser Form an DeRicci geschickt hatten. Aber der Anfang war statisch – statisch in Form eines Standbildes. Es sah aber nicht aus wie das Bild einer Kamera, die über längere Zeit denselben Punkt filmte.
Außerdem arbeiteten die meisten Gebäudesicherheitssysteme mit Sensoren: mit Ton- und Bewegungsmeldern oder Temperaturüberwachung, mit irgendetwas, das die
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