Miles Flint 03 - Die Tödlichen
Kamera aktivieren sollte. Diese Aufnahme hatte jedoch schon begonnen, bevor sich die Aufzugtür geöffnet hatte, und das schien nicht richtig zu sein.
Mit dieser Kopie einer Kopie einer Kopie konnte Flint nicht viel anfangen. Er betrachtete den Schirm, mit dessen Hilfe er DeRiccis Arbeit überwachte. Sie las noch immer Berichte.
Also widmete er sich einem weiteren Schirm, nutzte seine Links und wühlte sich durch die Polizeidaten. Auf diese Art drang er so tief in die technischen Dateien ein, wie er glaubte, es wagen zu dürfen. Er benutzte den Code, den er aus dem Bericht der Techniker an DeRicci generiert hatte, und hoffte, er würde die ursprüngliche Kopie des Videos finden, ehe der Hilfsalarm ausgelöst werden konnte.
Die Hauptalarmsysteme hatte er bereits deaktiviert; die waren einfach zu manipulieren. Die Hilfssysteme, auf deren Installation er bestanden hatte, als er von Traffic gekommen war, waren die, denen er nicht traute.
Da er aber gesehen hatte, wie der Mörder die Reinigungsbots manipuliert hatte und weil er einige der Kniffe kannte, die in den Mann eingebaut worden waren, wusste er, wonach er suchen musste.
Flint brauchte etwa zehn Minuten, um fündig zu werden.
Das Original war verändert worden. Ein Chip war dem Stapel hinzugefügt worden, der die Gebäudesicherheit steuerte. Jemand hatte einen weiteren Chip eingebaut. Wenn Flint die Zeit dazu hätte, würde er sich ins Sicherheitssystem einhacken und nachsehen, ob dieser Jemand in den zwölf Stunden zwischen den einzelnen Diagnoseläufen in Erscheinung getreten war.
Im Augenblick aber konzentrierte er sich auf den Chip selbst. Er verfügte über ein autarkes Programm und schien nicht so ganz zu den anderen zu passen. Dennoch hatte er die Diagnosesensoren nicht aktiviert, vermutlich, weil er dazu gebaut worden war, unauffällig in ein fremdes System integriert zu werden.
Ganz gegen seinen Willen musste Flint den Einfallsreichtum bewundern, mit dem der Mörder vorgegangen war. Flint fertigte eine Sicherungskopie des Videos an, betrachtete die Originalaufnahme von Anfang an und sah, was er gesucht hatte: ein kurzes Ruckeln, das den Beginn einer neuen Aufnahme kennzeichnete.
Er hielt das Bild an der Stelle des Ruckeins an und ließ es dann Bild für Bild weiterlaufen, sodass er jede einzelne Aufnahme genau untersuchen konnte. Das Überwachungsvideo zeigte den Aufzug; aber die Tür stand bereits offen. Anscheinend hatte irgendetwas die Kamera aktiviert – eine Bewegung, vielleicht auch die Tür selbst –, ehe sich der neue Chip eingeschaltet hatte.
Innerhalb eines Sekundenbruchteils zeigte das Bild jedoch keinen offenen Aufzug mehr, sondern einen geschlossenen. Die veränderte Form der Aufnahme lief, und niemand würde es merken … Es sei denn, man wusste, wonach man suchen musste.
Flints Hände zitterten. Die Techniker hatten diesen Punkt übersehen, und dabei würde es bleiben, wenn er nicht etwas dagegen tat. Er hackte sich noch tiefer ins System hinein, fand die digitale Signatur eines Technikers und markierte das Ruckeln. Er hob die offene Aufzugtür ebenso hervor wie den Umstand, dass sie plötzlich wieder geschlossen war und erwähnte zudem die sonderbar unauffälligen Diagnosewerte.
Dann fügte er eine Nachricht hinzu: Ist das noch jemandem aufgefallen? Hat jemand eine Ahnung, was das zu bedeuten hat?
Hastig löschte er dann seine Spuren aus dem System – jedenfalls so gut er konnte, ohne dabei die Spuren zu entfernen, die er absichtlich in DeRiccis Netz hinterlassen hatte – und zog sich in der Hoffnung zurück, dass der Hilfsalarm nicht ausgelöst worden war, während er seine gute Tat des Tages abgeliefert hatte.
Dann schaltete er alle Links zu seinem Büro ab und studierte erneut das Überwachungsvideo. Blondes Haar, Locken, helle Haut. Er berührte seine eigene Haut. Wie viele Leute hatten ihn über die Jahre hinweg schon auf seine Hautfarbe angesprochen? Wie viele hatten ihn lächelnd gefragt, ob er von einer anderen Welt komme, oder erwähnt, wie altväterlich er aussähe?
Die Chance, dass jemand mit der gleichen Kombination aus Haut-, Haar- und Augenfarbe die Lahiris aufgesucht hatte, war äußerst gering.
Jemand versuchte, Flint als Täter zu verkaufen, um vom wahren Mörder abzulenken.
Seine Handflächen waren feucht. Er wischte sie an seinen Hosenbeinen ab und erhob sich. Dann fing er an, durch den kleinen Raum zu wandern. Die Tatsache, dass jemand ihn als Sündenbock missbrauchte, bereitete ihm Sorgen – und
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