Miles Flint 03 - Die Tödlichen
interessiert waren?
Halb war sie in Versuchung, das Essen in ihre Hotels liefern zu lassen, aber das würde sie nicht tun. Stattdessen würde sie eines der Armenzentren anrufen. Die Notleidenden sollten heute Nachmittag ein exzellentes Mahl erhalten.
All das drehte sich nur um die Essensfrage, nützte ihrem Stolz oder ihrer Reputation aber wenig. Sie war eine bekannte Küchenmeisterin, und man hatte sie behandelt wie einen gewöhnlichen Kantinenkoch.
Nicholae war keine einfache Köchin mehr, seit sie die Handelsschiffe verlassen hatte, und sie hatte sich keinen fremden Anweisungen mehr beugen müssen, seit sie ihr eigenes Restaurant eröffnet hatte.
Dennoch wollte sie hierbleiben. Sie wollte einen Blick auf das Gesicht von Anatolya Döbryn werfen, wollte sehen, wie die Schlächterin von Etae aussah, kurz bevor sie starb.
14
D eRiccis Luftwagen hielt zwei Blocks von Flints Büro entfernt an. Das verdammte Ding landete mit einer Fanfare auf einem Parkplatz, der als privat gekennzeichnet war, und weigerte sich weiterzufliegen. Als DeRicci versuchte, die Autonavigation zu deaktivieren, informierte der Wagen sie über ihre Links, dass ihr dergleichen nicht gestattet sei – das Ding gehörte ihr schließlich nicht, und es unterstand den Gesetzen von Armstrong, was sie vielleicht in Betracht ziehen sollte, ehe sie versuchte, gegen sie zu verstoßen.
DeRicci stand kurz davor, mit dem Wagen zu streiten. Dann aber wurde ihr klar, wie albern das Ganze war; also schaltete sie den Motor ab und stieg aus. Während sie auf dem Parkplatz darauf wartete, dass sich ihr Ärger darüber legte, ihren Wagen an irgendwelche Regeln verloren zu haben, stellte sie fest, dass sie sich nach all den Stunden in der Wohnung der Lahiris irgendwie schmutzig fühlte.
Schließlich starrte sie den Wagen an, der reichlich plump aussah, wie er da auf dem schmutzigen Permaplastikboden auf seinen Düsen hockte, und sie musste unfreiwillig lächeln. Wie lächerlich ihr Leben doch geworden war. Nicht nur, dass sie sich Sorgen um ihre neuen Kleider machte und darum, ihre neue Wohnung zu unterhalten und bloß nichts zu tun, was ihre Position in ihrem etwas stumpfsinnigen neuen Job gefährden könnte, nein, sie war sogar der Gnade eines Fahrzeugs ausgeliefert.
DeRicci schüttelte den Kopf und machte sich auf den Weg zu Flints Wohnblock. Als sie die Querstraße erreicht hatte, winkte sie. Irgendwo hier an dieser Strecke hatte er seinen Perimeteralarm installiert. Er sah ihr vermutlich beim Näherkommen zu, und sie ließ ihn stets gern wissen, dass sie sich der Existenz seiner Spionagegeräte durchaus bewusst war.
DeRicci fingerte an der Visitenkarte in der Tasche ihres Blazers herum und hatte das Gefühl, das kleine Stück Papier wäre zwanzigmal schwerer, als es tatsächlich war. Sie hatte ein leicht schlechtes Gewissen, weil sie sich mit einem Beweisstück vom Tatort entfernt hatte, von dem die Techniker und ihr sogenannter Partner nichts wussten.
Als sie das Schlafzimmer wieder verlassen hatte, hätte sie Cabrera fast von der Visitenkarte erzählt; doch dann faselte er irgendetwas von den juristischen Sammelbänden und tat seine Überzeugung kund, dass er nur seine kostbare Zeit vergeuden würde, sollte er sie genauer in Augenschein nehmen.
Als er damit angefangen hatte, hatte sich DeRiccis vage Absicht, die Entdeckung bezüglich Flint mit ihm zu teilen, schnell in Luft aufgelöst. Stattdessen hatte sie Cabrera zurück zur Detective Unit geschickt und ihn beauftragt, so viel wie möglich über die Lahiris herauszufinden – vor allem die Dinge, die nicht in den üblichen Datenbanken verzeichnet waren. Sie selbst hatte sich auf den Weg zu Flint gemacht und die Techniker allein in der Wohnung zurückgelassen, wo sie die letzten Beweise einsammeln und mit ein bisschen Glück herausfinden konnten, wer die geheimnisvolle Leiche war.
DeRicci trat auf den rissigen Bürgersteig vor Flints Büro. Falls sich überhaupt etwas verändert hatte, dann sah die Gegend heute noch heruntergekommener aus als noch vor ein paar Monaten. Der Schmutz war allgegenwärtig und hinterließ wellenförmige Linien auf den alten Permaplastikoberflächen.
DeRicci griff nach dem Türknauf und hörte, wie sich das Schloss mit einem Klicken öffnete. Die Tür schwang ins Haus. Flint lehnte an seinem Schreibtisch, die langen Beine in Höhe der Fußgelenke übereinandergeschlagen. Als er DeRicci sah, winkte er ihr zu.
Sie grinste, und er grinste ebenfalls. Zumindest sah er
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