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Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Miles Flint 03 - Die Tödlichen

Titel: Miles Flint 03 - Die Tödlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Messingprügel anzufassen, ihn zurückzuziehen und gegen die Aufschlagplatte prallen zu lassen. Bei dieser Handlung kam er sich stets vor wie ein kleines Kind, das etwas hoch über seinen Kopf hielt und mit aller Kraft klopfte.
    Die Tür der Villa öffnete sich – offenbar war seine Ankunft im Haus bereits bekannt und die Anweisung erteilt worden, ihn einzulassen –, und eine digitalisierte Stimme hieß ihn willkommen.
    Soseki betrat die Eingangshalle, die fast so groß war wie sein Büro. Dort wartete er, bis ein Bot auf ihn zuschwebte und ihn mit einer vorprogrammierten Stimme aufforderte, ihm zu folgen, ehe er ihn über eine Wendeltreppe ins Obergeschoss führte.
    Soseki war schon mehrere Male hier gewesen. Das Obergeschoss beherbergte das Büro der Generalgouverneurin. Die ganze Etage war zu einer Geschäftsstelle der Mondregierung umgewandelt worden. Soseki bezweifelte, dass die Generalgouverneurin das nahegelegene Regierungsgebäude allzu häufig aufsuchte.
    Die Gouverneurin stand mitten in ihrem Büro und wartete auf ihn. Vor dem repräsentativen Mahagonischreibtisch, der ein Geschenk des Rats der Erdregierungen zur Gründung der Vereinigten Mondkuppeln gewesen war, wirkte sie geradezu winzig.
    Der blaugoldene Teppich unter den Füßen der Generalgouverneurin war in Glenn Station gewoben worden; die Gemälde an der Wand in ihrem Rücken – die alle die Taurus-Gebirgskette zeigten – stammten aus Armstrong, und den Rest des Mobiliars hatte man im Tychotrichter handgefertigt. Soseki war überzeugt, dass mit Ausnahme des Schreibtischs einfach alles in diesem Raum aus den verschiedenen Kuppeln stammte, aber mehr konnte er nicht zuordnen.
    Der Bot sauste davon. Soseki betrat den großen Raum und widerstand dem Verlangen, sich die Füße abzuwischen, ehe er auf den kostbaren Teppich trat.
    »Arek«, sagte die Generalgouverneurin mit zum Gruß ausgestreckter Hand.
    Die persönliche Anrede gefiel ihm nicht. Er war hier als Bürgermeister von Armstrong, nicht als einer ihrer Kumpane. »Gouverneurin.«
    Sie lächelte, ein Lächeln, das Soseki von jeher als schelmisch und unaufrichtig empfunden hatte. »Was ist aus Celia geworden?«
    Fast hätte er geantwortet: Was ist aus »Bürgermeister« geworden? Aber er hielt sich zurück. Er war nicht hier, um sie gegen sich aufzubringen. Er war hier, um sie zur Zusammenarbeit zu bewegen.
    »Ich fürchte, ich bin ausschließlich aus geschäftlichen Gründen hier, Gouverneurin«, sagte er, darauf bedacht, einen sachlichnüchternen Tonfall beizubehalten.
    Sie musterte ihn eine Weile eingehend. Die Gouverneurin war eine kleine Frau, die Soseki kaum bis zur Schulter reichte, und doch wollte er stets am liebsten zurückweichen, wenn sie ihn mit ihren großen schwarzen Augen musterte.
    »Machen Ihnen die Etae’schen Hofschranzen so sehr zu schaffen?«, fragte sie.
    »Haben Sie sich die Dokumentation angesehen?« Soseki bedauerte die Frage schon in dem Augenblick, da er sie aussprach. Sie klang einfach zu schroff, zu kritisierend.
    »Natürlich«, antwortete die Gouverneurin, wandte sich von ihm ab und ging zu ihrem Schreibtisch. »Wir haben auch schon andere zweifelhafte Personen hereingelassen.«
    »Die Namen, die Döbryn uns genannt hat, finden sich auf einschlägigen Beobachtungslisten, und viele dieser Personen stehen mit Verbrechen in Verbindung, die außerhalb von Etae begangen wurden.«
    »Ich sagte, ich habe die Dokumentation gelesen.« Die Gouverneurin trat hinter ihren Schreibtisch, setzte sich und sah plötzlich deutlich größer aus. Offensichtlich hatte jemand den Stuhl so eingestellt, dass sie auf ihm den Eindruck erwecken konnte, von einschüchternder Statur zu sein.
    »Dann wissen Sie auch, dass wir diesen Leuten nicht vertrauen können«, sagte Soseki.
    »Nicht vertrauen konnten«, entgegnete die Gouverneurin. »Aber jetzt will die Allianz sie anhören, um zu entscheiden, ob ihr Antrag auf Mitgliedschaft berechtigt ist oder nicht. Und ein Bürgermeister einer eher unbedeutenden Stadt auf einem Mond – nicht einmal auf einem Planeten – hegt die Absicht, sich in Entscheidungen einzumischen, die von Repräsentanten der verschiedensten Teile des bekannten Universums getroffen wurden. Mir kommt das nicht richtig vor.«
    Soseki spürte, wie sich die Muskeln in seinen Schultern spannten. Die Gouverneurin hatte ihn herbeordert, um ihn zu tadeln, nicht um sich seine Argumente anzuhören.
    »Gouverneurin«, sagte er und ging auf den Schreibtisch zu, »sie hat uns nicht

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